Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 714. GOtt ist in allem alles. Jn Christo ist GOtt GOtt/ inn Engeln Englisch Bild/ Jnn Menschen Mensch/ und alls in allen was du wilt. 215. GOtt thut alles in allem. GOtt thut in allen alls. Er liebt inn Seraphinen/ Jnn Thronen herrschet Er/ beschant inn Cherubinen. 216. GOtt ist ein Brunn. Gott gleicht sich einem Brund/ Er fleust gantz mildiglich Herauß in sein Geschöpff/ und bleibet doch in sich. 217. Jn GOtt schaut man alles auf einmahl. Freund wann man GOtt beschaut/ schaut man auf einmahl an/ Was man sonst ewig nicht ohn jhn durchschauen kan. 218. GOtt kan nichts böses wolln. GOtt kan nichts böses wolln: wolt' Er deß Sünders Tod/ Und unser Ungelük/ Er wäre gar nicht GOtt. 219. Der Mensch sol nicht ein Mensch bleiben. Mensch bleib doch nicht ein Mensch: man muß aufs höchste kommen. Bey GOtte werden nur die Götter angenommen. 220. Wie GOtt gefunden wird. Wer Gott recht finden wil/ muß sich zuvor verliehren/ Und biß in Ewigkeit nicht wieder sehn noch spüren. 221. Der Todte höret nicht. Ein abgestorbner Mensch/ ob man jhm übel spricht/ Bleibt unbewegt. Warumb? die Todten hören nicht. 222. Vor den Freuden muß man leyden. Mensch wo du dich mit Gott im Himmel dänkst zu freun/ Mustu vor auf der Welt seins Tods gefährte sein. 223. Wann
Johannis Angeli 714. GOtt iſt in allem alles. Jn Chriſto iſt GOtt GOtt/ inn Engeln Engliſch Bild/ Jnn Menſchen Menſch/ und alls in allen was du wilt. 215. GOtt thut alles in allem. GOtt thut in allen alls. Er liebt inn Seraphinen/ Jnn Thronen herꝛſchet Er/ beſchant inn Cherubinen. 216. GOtt iſt ein Brunn. Gott gleicht ſich einem Bruñ/ Er fleuſt gantz mildiglich Herauß in ſein Geſchoͤpff/ und bleibet doch in ſich. 217. Jn GOtt ſchaut man alles auf einmahl. Freund wann man GOtt beſchaut/ ſchaut man auf einmahl an/ Was man ſonſt ewig nicht ohn jhn durchſchauen kan. 218. GOtt kan nichts boͤſes wolln. GOtt kan nichts boͤſes wolln: wolt’ Er deß Suͤnders Tod/ Und unſer Ungeluͤk/ Er waͤre gar nicht GOtt. 219. Der Menſch ſol nicht ein Menſch bleiben. Menſch bleib doch nicht ein Menſch: man muß aufs hoͤchſte kommen. Bey GOtte werden nur die Goͤtter angenommen. 220. Wie GOtt gefunden wird. Wer Gott recht finden wil/ muß ſich zuvor verliehren/ Und biß in Ewigkeit nicht wieder ſehn noch ſpuͤren. 221. Der Todte hoͤret nicht. Ein abgeſtorbner Menſch/ ob man jhm uͤbel ſpricht/ Bleibt unbewegt. Warumb? die Todten hoͤren nicht. 222. Vor den Freuden muß man leydẽ. Menſch wo du dich mit Gott im Him̃el daͤnkſt zu freun/ Muſtu vor auf der Welt ſeins Tods gefaͤhrte ſein. 223. Wann
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0178" n="174[172]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">714. GOtt iſt in allem alles.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Jn Chriſto iſt GOtt GOtt/ inn Engeln Engliſch Bild/</l><lb/> <l>Jnn Menſchen Menſch/ und alls in allen was du wilt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">215. GOtt thut alles in allem.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>GOtt thut in allen alls. Er liebt inn Seraphinen/</l><lb/> <l>Jnn Thronen herꝛſchet Er/ beſchant inn Cherubinen.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">216. GOtt iſt ein Brunn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Gott gleicht ſich einem Bruñ/ Er fleuſt gantz mildiglich</l><lb/> <l>Herauß in ſein Geſchoͤpff/ und bleibet doch in ſich.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">217. Jn GOtt ſchaut man alles auf<lb/> einmahl.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Freund wann man GOtt beſchaut/ ſchaut man auf</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">einmahl an/</hi> </l><lb/> <l>Was man ſonſt ewig nicht ohn jhn durchſchauen kan.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">218. GOtt kan nichts boͤſes wolln.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>GOtt kan nichts boͤſes wolln: wolt’ Er deß Suͤnders</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Tod/</hi> </l><lb/> <l>Und unſer Ungeluͤk/ Er waͤre gar nicht GOtt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">219. Der Menſch ſol nicht ein Menſch<lb/> bleiben.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch bleib doch nicht ein Menſch: man muß aufs</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">hoͤchſte kommen.</hi> </l><lb/> <l>Bey GOtte werden nur die Goͤtter angenommen.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">220. Wie GOtt gefunden wird.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer Gott recht finden wil/ muß ſich zuvor verliehren/</l><lb/> <l>Und biß in Ewigkeit nicht wieder ſehn noch ſpuͤren.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">221. Der Todte hoͤret nicht.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Ein abgeſtorbner Menſch/ ob man jhm uͤbel ſpricht/</l><lb/> <l>Bleibt unbewegt. Warumb? die Todten hoͤren nicht.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">222. Vor den Freuden muß man leydẽ.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch wo du dich mit Gott im Him̃el daͤnkſt zu freun/</l><lb/> <l>Muſtu vor auf der Welt ſeins Tods gefaͤhrte ſein.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">223. Wann</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [174[172]/0178]
Johannis Angeli
714. GOtt iſt in allem alles.
Jn Chriſto iſt GOtt GOtt/ inn Engeln Engliſch Bild/
Jnn Menſchen Menſch/ und alls in allen was du wilt.
215. GOtt thut alles in allem.
GOtt thut in allen alls. Er liebt inn Seraphinen/
Jnn Thronen herꝛſchet Er/ beſchant inn Cherubinen.
216. GOtt iſt ein Brunn.
Gott gleicht ſich einem Bruñ/ Er fleuſt gantz mildiglich
Herauß in ſein Geſchoͤpff/ und bleibet doch in ſich.
217. Jn GOtt ſchaut man alles auf
einmahl.
Freund wann man GOtt beſchaut/ ſchaut man auf
einmahl an/
Was man ſonſt ewig nicht ohn jhn durchſchauen kan.
218. GOtt kan nichts boͤſes wolln.
GOtt kan nichts boͤſes wolln: wolt’ Er deß Suͤnders
Tod/
Und unſer Ungeluͤk/ Er waͤre gar nicht GOtt.
219. Der Menſch ſol nicht ein Menſch
bleiben.
Menſch bleib doch nicht ein Menſch: man muß aufs
hoͤchſte kommen.
Bey GOtte werden nur die Goͤtter angenommen.
220. Wie GOtt gefunden wird.
Wer Gott recht finden wil/ muß ſich zuvor verliehren/
Und biß in Ewigkeit nicht wieder ſehn noch ſpuͤren.
221. Der Todte hoͤret nicht.
Ein abgeſtorbner Menſch/ ob man jhm uͤbel ſpricht/
Bleibt unbewegt. Warumb? die Todten hoͤren nicht.
222. Vor den Freuden muß man leydẽ.
Menſch wo du dich mit Gott im Him̃el daͤnkſt zu freun/
Muſtu vor auf der Welt ſeins Tods gefaͤhrte ſein.
223. Wann
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/178 |
Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 174[172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/178>, abgerufen am 16.02.2025. |