Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Fünfftes Buch. 205. Auf Gottes seithen ist kein Mangel. GOtt wirkt ohn unterlaß: Er gösse tausend Freuden: Jn dich auf einmal ein/ wo du Jhn köntest leyden. 206. GOtt kan sich keinem Demütigen entziehn. GOtt könte sich auch gar den Teufeln nicht entziehn/ Wo sie nur umbgekehrt für Jhn hin wolten knien. 207. Daß gröste Werk. Daß allergröste Werk daß du für GOtt kanst thun/ Jst ohn ein eintzigs Werk GOtt leiden und Gott ruhn. 208. Die Neue Creatur. Mensch allererst bistu die neue Creatur/ Wenn Christi frömigkeit ist deines Geists Natur. 209. Daß allerhöchste Leben/ Freund wo du's wissen wilt/ daß allerhöchste Leben/ Jst abgeschieden sein/ und GOtt stehn übergeben. 210. Die Neue und alte Liebe. Die Liebe wenn sie neu/ praust wie ein junger Wein: Je mehr sie alt und Klar/ je stiller wird sie seyn. 211. Die Seraphische Liebe. Die Liebe welche man Seraphisch pflegt zunennen/ Kan man kaum äuserlich weil sie so still ist kennen. 212. Der liebe Mittelpunct und Umb- kreiß. Der liebe Mittelpunct ist GOtt und auch jhr Kreiß: Jn Jhm ruht sie/ liebt alls in jhme gleicherweiß. 213. Der Thron GOtts ist im Friede. Jn wem die Majestät sol ruhen wie in Thronen/ Muß zu Jerusalem auf Sions Berge wohnen. 214. GOtt H 3
Fuͤnfftes Buch. 205. Auf Gottes ſeithen iſt kein Mangel. GOtt wirkt ohn unterlaß: Er goͤſſe tauſend Freudẽ: Jn dich auf einmal ein/ wo du Jhn koͤnteſt leyden. 206. GOtt kan ſich keinem Demuͤtigen entziehn. GOtt koͤnte ſich auch gar den Teufeln nicht entziehn/ Wo ſie nur umbgekehrt fuͤr Jhn hin wolten knien. 207. Daß groͤſte Werk. Daß allergroͤſte Werk daß du fuͤr GOtt kanſt thun/ Jſt ohn ein eintzigs Werk GOtt leiden uñ Gott ruhn. 208. Die Neue Creatur. Menſch allererſt biſtu die neue Creatur/ Wenn Chriſti froͤmigkeit iſt deines Geiſts Natur. 209. Daß allerhoͤchſte Leben/ Freund wo du’s wiſſen wilt/ daß allerhoͤchſte Leben/ Jſt abgeſchieden ſein/ und GOtt ſtehn uͤbergeben. 210. Die Neue und alte Liebe. Die Liebe wenn ſie neu/ prauſt wie ein junger Wein: Je mehr ſie alt und Klar/ je ſtiller wird ſie ſeyn. 211. Die Seraphiſche Liebe. Die Liebe welche man Seraphiſch pflegt zunennẽ/ Kan man kaum aͤuſerlich weil ſie ſo ſtill iſt kennen. 212. Der liebe Mittelpunct und Umb- kreiß. Der liebe Mittelpunct iſt GOtt und auch jhr Kreiß: Jn Jhm ruht ſie/ liebt alls in jhme gleicherweiß. 213. Der Thron GOtts iſt im Friede. Jn wem die Majeſtaͤt ſol ruhen wie in Thronen/ Muß zu Jeruſalem auf Sions Berge wohnen. 214. GOtt H 3
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Fuͤnfftes Buch.
205. Auf Gottes ſeithen iſt kein Mangel.
GOtt wirkt ohn unterlaß: Er goͤſſe tauſend Freudẽ:
Jn dich auf einmal ein/ wo du Jhn koͤnteſt leyden.
206. GOtt kan ſich keinem Demuͤtigen
entziehn.
GOtt koͤnte ſich auch gar den Teufeln nicht entziehn/
Wo ſie nur umbgekehrt fuͤr Jhn hin wolten knien.
207. Daß groͤſte Werk.
Daß allergroͤſte Werk daß du fuͤr GOtt kanſt thun/
Jſt ohn ein eintzigs Werk GOtt leiden uñ Gott ruhn.
208. Die Neue Creatur.
Menſch allererſt biſtu die neue Creatur/
Wenn Chriſti froͤmigkeit iſt deines Geiſts Natur.
209. Daß allerhoͤchſte Leben/
Freund wo du’s wiſſen wilt/ daß allerhoͤchſte Leben/
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210. Die Neue und alte Liebe.
Die Liebe wenn ſie neu/ prauſt wie ein junger Wein:
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211. Die Seraphiſche Liebe.
Die Liebe welche man Seraphiſch pflegt zunennẽ/
Kan man kaum aͤuſerlich weil ſie ſo ſtill iſt kennen.
212. Der liebe Mittelpunct und Umb-
kreiß.
Der liebe Mittelpunct iſt GOtt und auch jhr Kreiß:
Jn Jhm ruht ſie/ liebt alls in jhme gleicherweiß.
213. Der Thron GOtts iſt im Friede.
Jn wem die Majeſtaͤt ſol ruhen wie in Thronen/
Muß zu Jeruſalem auf Sions Berge wohnen.
214. GOtt
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 173[171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/177>, abgerufen am 17.02.2025. |