Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch.
128. Der Haß seiner selbst.
Jch lieb und hasse mich/ ich führe mit mir Kriege/
Jch brauche List und Macht/ daß ich mich selbst besige:
Jch schlag' und tödte mich/ ich mach' es wie ich kan
Daß ich nicht ich mehr bin: rath was ich vor ein
Mann?
229. Der Glaube/ Hoffnung/ Liebe
und Andacht.
Der Glaube greifft nach GOtt: die Hoffnung nimbt
jhn wahr
Die Lieb' umbhalset Jhn: die Andacht jßt Jhn gar.
230. Daß fein Perlein.
Der HErr vergleicht sein Reich mit einem fein Per-
lein/
Daß es sol wol bewahrt/ und wehrt geschätzet sein.
231. Miß dir doch ja nichts zu.
Freund so du etwas bist/ so bleib doch ja nicht stehn:
Man muß auß einem Licht fort in daß andre gehn.
232. Drey Feinde deß Menschen.
Drey Feinde hat der Mensch: sich/ Belzebub und
Welt:
Auß diesen wird der Erst am langsamsten gefällt.
233. Die Seel ists theureste.
Jch halte meine Seel fürs theurest' auf der Erden:
Weil sie mit Gottesblutt erkaufft hat müssen werden.
234. Der Dreyfache GOttes Kuß.
Drey Stände küssen GOtt: die Mägde falln zun
Füssen/
Die Jungfern nahen sich die milde Hand zuküssen.
Die Braut so gantz und gar von seiner Lieb ist Wund
Die liegt an seiner Brust und küst den Hönig Mund.
235. Deß
Drittes Buch.
128. Der Haß ſeiner ſelbſt.
Jch lieb und haſſe mich/ ich fuͤhre mit mir Kriege/
Jch brauche Liſt und Macht/ daß ich mich ſelbſt beſige:
Jch ſchlag’ und toͤdte mich/ ich mach’ es wie ich kan
Daß ich nicht ich mehr bin: rath was ich vor ein
Mann?
229. Der Glaube/ Hoffnung/ Liebe
und Andacht.
Der Glaube greifft nach GOtt: die Hoffnung nimbt
jhn wahr
Die Lieb’ umbhalſet Jhn: die Andacht jßt Jhn gar.
230. Daß fein Perlein.
Der HErꝛ vergleicht ſein Reich mit einem fein Per-
lein/
Daß es ſol wol bewahrt/ und wehrt geſchaͤtzet ſein.
231. Miß dir doch ja nichts zu.
Freund ſo du etwas biſt/ ſo bleib doch ja nicht ſtehn:
Man muß auß einem Licht fort in daß andre gehn.
232. Drey Feinde deß Menſchen.
Drey Feinde hat der Menſch: ſich/ Belzebub und
Welt:
Auß dieſen wird der Erſt am langſamſten gefaͤllt.
233. Die Seel iſts theureſte.
Jch halte meine Seel fuͤrs theureſt’ auf der Erden:
Weil ſie mit Gottesblutt erkaufft hat muͤſſen werden.
234. Der Dreyfache GOttes Kuß.
Drey Staͤnde kuͤſſen GOtt: die Maͤgde falln zun
Fuͤſſen/
Die Jungfern nahen ſich die milde Hand zukuͤſſen.
Die Braut ſo gantz und gar von ſeiner Lieb iſt Wund
Die liegt an ſeiner Bruſt und kuͤſt den Hoͤnig Mund.
235. Deß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0121" n="117[115]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">128. Der Haß &#x017F;einer &#x017F;elb&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch lieb und ha&#x017F;&#x017F;e mich/ ich fu&#x0364;hre mit mir Kriege/</l><lb/>
            <l>Jch brauche Li&#x017F;t und Macht/ daß ich mich &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;ige:</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;chlag&#x2019; und to&#x0364;dte mich/ ich mach&#x2019; es wie ich kan</l><lb/>
            <l>Daß ich nicht ich mehr bin: rath was ich vor ein</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Mann?</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">229. Der Glaube/ Hoffnung/ Liebe<lb/>
und Andacht.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Glaube greifft nach GOtt: die Hoffnung nimbt</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">jhn wahr</hi> </l><lb/>
            <l>Die Lieb&#x2019; umbhal&#x017F;et Jhn: die Andacht jßt Jhn gar.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">230. Daß fein Perlein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der HEr&#xA75B; vergleicht &#x017F;ein Reich mit einem fein Per-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">lein/</hi> </l><lb/>
            <l>Daß es &#x017F;ol wol bewahrt/ und wehrt ge&#x017F;cha&#x0364;tzet &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">231. Miß dir doch ja nichts zu.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Freund &#x017F;o du etwas bi&#x017F;t/ &#x017F;o bleib doch ja nicht &#x017F;tehn:</l><lb/>
            <l>Man muß auß einem Licht fort in daß andre gehn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">232. Drey Feinde deß Men&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Drey Feinde hat der Men&#x017F;ch: &#x017F;ich/ Belzebub und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Welt:</hi> </l><lb/>
            <l>Auß die&#x017F;en wird der Er&#x017F;t am lang&#x017F;am&#x017F;ten gefa&#x0364;llt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">233. Die Seel i&#x017F;ts theure&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch halte meine Seel fu&#x0364;rs theure&#x017F;t&#x2019; auf der Erden:</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie mit Gottesblutt erkaufft hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en werden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">234. Der Dreyfache GOttes Kuß.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Drey Sta&#x0364;nde ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en GOtt: die Ma&#x0364;gde falln zun</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</hi> </l><lb/>
            <l>Die Jungfern nahen &#x017F;ich die milde Hand zuku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Die Braut &#x017F;o gantz und gar von &#x017F;einer Lieb i&#x017F;t Wund</l><lb/>
            <l>Die liegt an &#x017F;einer Bru&#x017F;t und ku&#x0364;&#x017F;t den Ho&#x0364;nig Mund.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">235. Deß</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117[115]/0121] Drittes Buch. 128. Der Haß ſeiner ſelbſt. Jch lieb und haſſe mich/ ich fuͤhre mit mir Kriege/ Jch brauche Liſt und Macht/ daß ich mich ſelbſt beſige: Jch ſchlag’ und toͤdte mich/ ich mach’ es wie ich kan Daß ich nicht ich mehr bin: rath was ich vor ein Mann? 229. Der Glaube/ Hoffnung/ Liebe und Andacht. Der Glaube greifft nach GOtt: die Hoffnung nimbt jhn wahr Die Lieb’ umbhalſet Jhn: die Andacht jßt Jhn gar. 230. Daß fein Perlein. Der HErꝛ vergleicht ſein Reich mit einem fein Per- lein/ Daß es ſol wol bewahrt/ und wehrt geſchaͤtzet ſein. 231. Miß dir doch ja nichts zu. Freund ſo du etwas biſt/ ſo bleib doch ja nicht ſtehn: Man muß auß einem Licht fort in daß andre gehn. 232. Drey Feinde deß Menſchen. Drey Feinde hat der Menſch: ſich/ Belzebub und Welt: Auß dieſen wird der Erſt am langſamſten gefaͤllt. 233. Die Seel iſts theureſte. Jch halte meine Seel fuͤrs theureſt’ auf der Erden: Weil ſie mit Gottesblutt erkaufft hat muͤſſen werden. 234. Der Dreyfache GOttes Kuß. Drey Staͤnde kuͤſſen GOtt: die Maͤgde falln zun Fuͤſſen/ Die Jungfern nahen ſich die milde Hand zukuͤſſen. Die Braut ſo gantz und gar von ſeiner Lieb iſt Wund Die liegt an ſeiner Bruſt und kuͤſt den Hoͤnig Mund. 235. Deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/121
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 117[115]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/121>, abgerufen am 26.11.2024.