Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Drittes Buch. 59. Die Liebe zwinget GOtt. Daß Himmelreich wird leicht erobert/ und sein Leben: Belagre GOtt mit Lieb: Er muß dirs übergeben. 60. Majestät mit Liebe. Wärs wahr daß Majestät nicht könte stehn mit Liebe: So sage mir wie GOtt ein Ewger König bliebe? 61. Die Demut macht bestehn. Mensch überheb dich nicht/ die Demut ist dir noth: Ein Thurn ohn rechten Grundt fällt von sich selbst in Koth. 62. Vom S. Laurentius. Verwundere dich nicht daß mitten auff der Glutt St. Laurentz seinen Mund so unverzagt auffthut: Die Flamme die jhm hat in jhm sein Hertz entzündt/ Macht daß er äuserlich daß Kohl-Feur nicht empfindt. 63. An die H. Clara. Wer dich genennet hat/ hat dir den Nahmen geben/ Den du mit Wahrheit hast/ hier und in jenem Leben. 64. An S. Augustin. Die weil dein Hertz nach GOtt so lodert Augustin, Nennt man dich billicher hinführo Seraphin. 65. Von Maria Magdalene. Die Thränen welche du bey unsers HErren Füssen Die nasse Madalen so häuffig sihst vergissen/ Seind jhr zerschmoltznes Hertz: diß kränket sie allein/ Daß nicht jhr Seel und Leib gantz sollen Thränen seyn. 66. Von der Allerseeligsten Jungfrauen. Der Jungfräuliche Leib/ der unser Himmelbrodt/ Jn sich beschlossen hilt/ ist warlich nicht mehr Todt. Es fault kein Cederbaum: so wär' es auch nicht fein/ Wann ausserm Tempel GOtts sein' Arche solte seyn. 67. An E
Drittes Buch. 59. Die Liebe zwinget GOtt. Daß Himmelreich wird leicht erobert/ und ſein Leben: Belagre GOtt mit Lieb: Er muß dirs uͤbergeben. 60. Majeſtaͤt mit Liebe. Waͤrs wahr daß Majeſtaͤt nicht koͤnte ſtehn mit Liebe: So ſage mir wie GOtt ein Ewger Koͤnig bliebe? 61. Die Demut macht beſtehn. Menſch uͤberheb dich nicht/ die Demut iſt dir noth: Ein Thurn ohn rechten Grundt faͤllt von ſich ſelbſt in Koth. 62. Vom S. Laurentius. Verwundere dich nicht daß mitten auff der Glutt St. Laurentz ſeinen Mund ſo unverzagt auffthut: Die Flamme die jhm hat in jhm ſein Hertz entzuͤndt/ Macht daß er aͤuſerlich daß Kohl-Feur nicht empfindt. 63. An die H. Clara. Wer dich genennet hat/ hat dir den Nahmen geben/ Den du mit Wahrheit haſt/ hier und in jenem Leben. 64. An S. Auguſtin. Die weil dein Hertz nach GOtt ſo lodert Auguſtin, Nennt man dich billicher hinführo Seraphin. 65. Von Maria Magdalene. Die Thraͤnen welche du bey unſers HErꝛen Fuͤſſen Die naſſe Madalen ſo haͤuffig ſihſt vergiſſen/ Seind jhr zerſchmoltznes Hertz: diß kraͤnket ſie allein/ Daß nicht jhr Seel und Leib gantz ſollen Thraͤnen ſeyn. 66. Von der Allerſeeligſten Jungfrauen. Der Jungfraͤuliche Leib/ der unſer Himmelbrodt/ Jn ſich beſchloſſen hilt/ iſt warlich nicht mehr Todt. Es fault kein Cederbaum: ſo waͤr’ es auch nicht fein/ Wann auſſerm Tempel GOtts ſein’ Arche ſolte ſeyn. 67. An E
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Drittes Buch.
59. Die Liebe zwinget GOtt.
Daß Himmelreich wird leicht erobert/ und ſein Leben:
Belagre GOtt mit Lieb: Er muß dirs uͤbergeben.
60. Majeſtaͤt mit Liebe.
Waͤrs wahr daß Majeſtaͤt nicht koͤnte ſtehn mit Liebe:
So ſage mir wie GOtt ein Ewger Koͤnig bliebe?
61. Die Demut macht beſtehn.
Menſch uͤberheb dich nicht/ die Demut iſt dir noth:
Ein Thurn ohn rechten Grundt faͤllt von ſich ſelbſt in
Koth.
62. Vom S. Laurentius.
Verwundere dich nicht daß mitten auff der Glutt
St. Laurentz ſeinen Mund ſo unverzagt auffthut:
Die Flamme die jhm hat in jhm ſein Hertz entzuͤndt/
Macht daß er aͤuſerlich daß Kohl-Feur nicht empfindt.
63. An die H. Clara.
Wer dich genennet hat/ hat dir den Nahmen geben/
Den du mit Wahrheit haſt/ hier und in jenem Leben.
64. An S. Auguſtin.
Die weil dein Hertz nach GOtt ſo lodert Auguſtin,
Nennt man dich billicher hinführo Seraphin.
65. Von Maria Magdalene.
Die Thraͤnen welche du bey unſers HErꝛen Fuͤſſen
Die naſſe Madalen ſo haͤuffig ſihſt vergiſſen/
Seind jhr zerſchmoltznes Hertz: diß kraͤnket ſie allein/
Daß nicht jhr Seel und Leib gantz ſollen Thraͤnen ſeyn.
66. Von der Allerſeeligſten Jungfrauen.
Der Jungfraͤuliche Leib/ der unſer Himmelbrodt/
Jn ſich beſchloſſen hilt/ iſt warlich nicht mehr Todt.
Es fault kein Cederbaum: ſo waͤr’ es auch nicht fein/
Wann auſſerm Tempel GOtts ſein’ Arche ſolte ſeyn.
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 97[95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/101>, abgerufen am 28.07.2024. |