Silesius, Angelus: Johannis Angeli und Georgii Josephi Vierdter Theil Der Geistlichen Hirten-Lieder. [Viertes Buch]. Breslau, [1657].Geistlicher Hirten-Lieder 6. Die Ewigkeit ist wie ein KreißDer in sich selber gehet; Wie eine Schlange die mit Fleiß Auff sich gewunden stehet: Jst wie ein Rad das fort und fort/ Umb seine Well sich schwinget; Und doch nicht einen Ruk zum Port/ So lang sie wehret bringet. Ach/ ach was ist die Ewigkeit! 7. Sie ist ein Feuer dessen BrunstVon seinem eignem zehret; Ein Brand der sich durch sondre Kunst Von seinem Dampff ernähret: Sie ist ein Rachen und ein Schlund Der sich stets selbst verschlukket; Sie ist ein Abgrund ohne Grund Der jmmer tieffer rukket. Ach/ ach was ist die Ewigkeit! 8. Wann du vermeynst sie sey nun außNach Hundert Tausend Zeiten/ So thut sie erst jhr Trauer-Haus Das erste wal beschreiten: Wann
Geiſtlicher Hirten-Lieder 6. Die Ewigkeit iſt wie ein KreißDer in ſich ſelber gehet; Wie eine Schlange die mit Fleiß Auff ſich gewunden ſtehet: Jſt wie ein Rad das fort und fort/ Umb ſeine Well ſich ſchwinget; Und doch nicht einen Ruk zum Port/ So lang ſie wehret bringet. Ach/ ach was iſt die Ewigkeit! 7. Sie iſt ein Feuer deſſen BrunſtVon ſeinem eignem zehret; Ein Brand der ſich durch ſondre Kunſt Von ſeinem Dampff ernaͤhret: Sie iſt ein Rachen und ein Schlund Der ſich ſtets ſelbſt verſchlukket; Sie iſt ein Abgrund ohne Grund Der jmmer tieffer rukket. Ach/ ach was iſt die Ewigkeit! 8. Wann du vermeynſt ſie ſey nun außNach Hundert Tauſend Zeiten/ So thut ſie erſt jhr Trauer-Haus Das erſte wal beſchreiten: Wann
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Geiſtlicher Hirten-Lieder
6.Die Ewigkeit iſt wie ein Kreiß
Der in ſich ſelber gehet;
Wie eine Schlange die mit Fleiß
Auff ſich gewunden ſtehet:
Jſt wie ein Rad das fort und fort/
Umb ſeine Well ſich ſchwinget;
Und doch nicht einen Ruk zum Port/
So lang ſie wehret bringet.
Ach/ ach was iſt die Ewigkeit!
7.Sie iſt ein Feuer deſſen Brunſt
Von ſeinem eignem zehret;
Ein Brand der ſich durch ſondre Kunſt
Von ſeinem Dampff ernaͤhret:
Sie iſt ein Rachen und ein Schlund
Der ſich ſtets ſelbſt verſchlukket;
Sie iſt ein Abgrund ohne Grund
Der jmmer tieffer rukket.
Ach/ ach was iſt die Ewigkeit!
8.Wann du vermeynſt ſie ſey nun auß
Nach Hundert Tauſend Zeiten/
So thut ſie erſt jhr Trauer-Haus
Das erſte wal beſchreiten:
Wann
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Johannis Angeli und Georgii Josephi Vierdter Theil Der Geistlichen Hirten-Lieder. [Viertes Buch]. Breslau, [1657], S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_hirten04_1657/128>, abgerufen am 16.02.2025. |