Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

aus Sibirien.
sich um den Ursprung des Tschikoiflußes befindet. Auf
der nordöstlichen Seite dieses Berges fließet der Kirkun
und weiter in Osten der Jngoda. Aus Zochondo haben
die Mongolen Zucko und die Russen Tschikoi ge-
macht. Jch habe die Ehre zu seyn.

Achter Brief.

Jch erhielt Befehl am Jenisei und Jrtisch beque-
me Stellen zu Rhabarberpflanzungen auszusuchen. So-
bald die Reise über das Eiß des Baikals sicher war, trat
ich meine Reise nach Jrkuzk an. Auf dieser Reise war
mir diesesmal nicht viel Merkwürdiges aufgestoßen. Jn
der Station Goloustnoi, wo ich 24 Stunden aus
Mangel an Pferden bleiben mußte, hörte ich diese ganze
Zeit hindurch das beständige Donnern des Eises auf dem
Baikal. Es entsteht von dem Zerbersten der ungeheu-
ren Eißdecke. Es war itzt das heiterste Winterwetter;
und nicht zu allen Zeiten soll diese Kanonade zu hören
seyn. -- Am Ausfluß der Angara aus dem Baikal wa-
ren auch itzt (im Januar) häufige Klipp-März- und
Kriekenten, und andre Wasservögel, auf den offnen
Stellen, welche die schnelle Strömung unterhält, zu se-
hen. Man schießt sie auch den ganzen Winter, indem
sich der Jäger hinter eine 3 bis 4 hohe, durchlöcherte
Eißscholle legt, aus gezognen Büchsen.

Den

aus Sibirien.
ſich um den Urſprung des Tſchikoiflußes befindet. Auf
der nordoͤſtlichen Seite dieſes Berges fließet der Kirkun
und weiter in Oſten der Jngoda. Aus Zochondo haben
die Mongolen Zucko und die Ruſſen Tſchikoi ge-
macht. Jch habe die Ehre zu ſeyn.

Achter Brief.

Jch erhielt Befehl am Jeniſei und Jrtiſch beque-
me Stellen zu Rhabarberpflanzungen auszuſuchen. So-
bald die Reiſe uͤber das Eiß des Baikals ſicher war, trat
ich meine Reiſe nach Jrkuzk an. Auf dieſer Reiſe war
mir dieſesmal nicht viel Merkwuͤrdiges aufgeſtoßen. Jn
der Station Golouſtnoi, wo ich 24 Stunden aus
Mangel an Pferden bleiben mußte, hoͤrte ich dieſe ganze
Zeit hindurch das beſtaͤndige Donnern des Eiſes auf dem
Baikal. Es entſteht von dem Zerberſten der ungeheu-
ren Eißdecke. Es war itzt das heiterſte Winterwetter;
und nicht zu allen Zeiten ſoll dieſe Kanonade zu hoͤren
ſeyn. — Am Ausfluß der Angara aus dem Baikal wa-
ren auch itzt (im Januar) haͤufige Klipp-Maͤrz- und
Kriekenten, und andre Waſſervoͤgel, auf den offnen
Stellen, welche die ſchnelle Stroͤmung unterhaͤlt, zu ſe-
hen. Man ſchießt ſie auch den ganzen Winter, indem
ſich der Jaͤger hinter eine 3 bis 4 hohe, durchloͤcherte
Eißſcholle legt, aus gezognen Buͤchſen.

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="91"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus Sibirien.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich um den Ur&#x017F;prung des T&#x017F;chikoiflußes befindet. Auf<lb/>
der nordo&#x0364;&#x017F;tlichen Seite die&#x017F;es Berges fließet der <hi rendition="#fr">Kirkun</hi><lb/>
und weiter in O&#x017F;ten der <hi rendition="#fr">Jngoda.</hi> Aus Zochondo haben<lb/>
die Mongolen <hi rendition="#fr">Zucko</hi> und die Ru&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">T&#x017F;chikoi</hi> ge-<lb/>
macht. Jch habe die Ehre zu &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Achter Brief.</hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Varnaul d. 3ten Octobr. 1792.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Jch erhielt Befehl am Jeni&#x017F;ei und Jrti&#x017F;ch beque-<lb/>
me Stellen zu Rhabarberpflanzungen auszu&#x017F;uchen. So-<lb/>
bald die Rei&#x017F;e u&#x0364;ber das Eiß des Baikals &#x017F;icher war, trat<lb/>
ich meine Rei&#x017F;e nach Jrkuzk an. Auf die&#x017F;er Rei&#x017F;e war<lb/>
mir die&#x017F;esmal nicht viel Merkwu&#x0364;rdiges aufge&#x017F;toßen. Jn<lb/>
der Station <hi rendition="#fr">Golou&#x017F;tnoi,</hi> wo ich 24 Stunden aus<lb/>
Mangel an Pferden bleiben mußte, ho&#x0364;rte ich die&#x017F;e ganze<lb/>
Zeit hindurch das be&#x017F;ta&#x0364;ndige Donnern des Ei&#x017F;es auf dem<lb/>
Baikal. Es ent&#x017F;teht von dem Zerber&#x017F;ten der ungeheu-<lb/>
ren Eißdecke. Es war itzt das heiter&#x017F;te Winterwetter;<lb/>
und nicht zu allen Zeiten &#x017F;oll die&#x017F;e Kanonade zu ho&#x0364;ren<lb/>
&#x017F;eyn. &#x2014; Am Ausfluß der Angara aus dem Baikal wa-<lb/>
ren auch itzt (im Januar) ha&#x0364;ufige Klipp-Ma&#x0364;rz- und<lb/>
Kriekenten, und andre Wa&#x017F;&#x017F;ervo&#x0364;gel, auf den offnen<lb/>
Stellen, welche die &#x017F;chnelle Stro&#x0364;mung unterha&#x0364;lt, zu &#x017F;e-<lb/>
hen. Man &#x017F;chießt &#x017F;ie auch den ganzen Winter, indem<lb/>
&#x017F;ich der Ja&#x0364;ger hinter eine 3 bis 4 hohe, durchlo&#x0364;cherte<lb/>
Eiß&#x017F;cholle legt, aus gezognen Bu&#x0364;ch&#x017F;en.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0099] aus Sibirien. ſich um den Urſprung des Tſchikoiflußes befindet. Auf der nordoͤſtlichen Seite dieſes Berges fließet der Kirkun und weiter in Oſten der Jngoda. Aus Zochondo haben die Mongolen Zucko und die Ruſſen Tſchikoi ge- macht. Jch habe die Ehre zu ſeyn. Achter Brief. Varnaul d. 3ten Octobr. 1792. Jch erhielt Befehl am Jeniſei und Jrtiſch beque- me Stellen zu Rhabarberpflanzungen auszuſuchen. So- bald die Reiſe uͤber das Eiß des Baikals ſicher war, trat ich meine Reiſe nach Jrkuzk an. Auf dieſer Reiſe war mir dieſesmal nicht viel Merkwuͤrdiges aufgeſtoßen. Jn der Station Golouſtnoi, wo ich 24 Stunden aus Mangel an Pferden bleiben mußte, hoͤrte ich dieſe ganze Zeit hindurch das beſtaͤndige Donnern des Eiſes auf dem Baikal. Es entſteht von dem Zerberſten der ungeheu- ren Eißdecke. Es war itzt das heiterſte Winterwetter; und nicht zu allen Zeiten ſoll dieſe Kanonade zu hoͤren ſeyn. — Am Ausfluß der Angara aus dem Baikal wa- ren auch itzt (im Januar) haͤufige Klipp-Maͤrz- und Kriekenten, und andre Waſſervoͤgel, auf den offnen Stellen, welche die ſchnelle Stroͤmung unterhaͤlt, zu ſe- hen. Man ſchießt ſie auch den ganzen Winter, indem ſich der Jaͤger hinter eine 3 bis 4 hohe, durchloͤcherte Eißſcholle legt, aus gezognen Buͤchſen. Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/99
Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/99>, abgerufen am 22.12.2024.