Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.aus Sibirien. Stellen Sie sich vor, noch trieb der Tschikoi mit Eiß,(Schuga) viele Bergspitzen sind noch mit Schnee bedeckt und sumpfige Wiesen sind noch nicht tiefer, als etwa 6 Zoll, aufgethauet, dies rührt aber von der je höher je mehr zunehmenden Enge des Thales, in dem der Tschikoi fließt, und der zunehmenden Höhe der zu beyden Seiten hinlaufenden Bergkette her. Von Urluck bis hieher zeigte sich schon viele Rha- Jn Korotkofskoi erwartete ich mein Comman- und
aus Sibirien. Stellen Sie ſich vor, noch trieb der Tſchikoi mit Eiß,(Schuga) viele Bergſpitzen ſind noch mit Schnee bedeckt und ſumpfige Wieſen ſind noch nicht tiefer, als etwa 6 Zoll, aufgethauet, dies ruͤhrt aber von der je hoͤher je mehr zunehmenden Enge des Thales, in dem der Tſchikoi fließt, und der zunehmenden Hoͤhe der zu beyden Seiten hinlaufenden Bergkette her. Von Urluck bis hieher zeigte ſich ſchon viele Rha- Jn Korotkofskoi erwartete ich mein Comman- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus Sibirien.</hi></fw><lb/> Stellen Sie ſich vor, noch trieb der Tſchikoi mit Eiß,<lb/> (Schuga) viele Bergſpitzen ſind noch mit Schnee bedeckt<lb/> und ſumpfige Wieſen ſind noch nicht tiefer, als etwa 6<lb/> Zoll, aufgethauet, dies ruͤhrt aber von der je hoͤher je<lb/> mehr zunehmenden Enge des Thales, in dem der Tſchikoi<lb/> fließt, und der zunehmenden Hoͤhe der zu beyden Seiten<lb/> hinlaufenden Bergkette her.</p><lb/> <p>Von Urluck bis hieher zeigte ſich ſchon viele Rha-<lb/> barber und <hi rendition="#aq">Stellera Chama ejaſme.</hi> Am 14. May gieng<lb/> ich weiter uͤber das Gebirge <hi rendition="#fr">Baichara,</hi> nach dem pol-<lb/> niſchen Dorfe <hi rendition="#fr">Kotſchona</hi> oder Archangelskoi Selo (17<lb/> Werſt). Jch botaniſirte auf den am Tſchikoi liegenden<lb/> Schiefer- und Porphyrgebirgen, und machte eine reiche<lb/> Beute von Cryptogamiſten. Jn einer Felſenritze traf<lb/> ich noch im Winterſchlaf eine Fledermauß ſo feſt an den<lb/> Felſen angeklammert, daß ich ſie mit einiger Muͤhe her-<lb/> abnehmen konnte, nur hieng ſie nicht ſondern ſaß mit<lb/> dem Kopf aufwaͤrts, und lebte in der warmen Hand<lb/> bald auf. Vor meiner Abreiſe nach dem mit Sibiriaͤken<lb/> beſetzten Dorfe <hi rendition="#fr">Korotkowskoi</hi> (<gap reason="illegible"/> Werſt) fiel etwas<lb/> Schnee. Jch paßirte unterweges noch die Doͤrfer<lb/><hi rendition="#fr">Kraſnojarskoi</hi> und <hi rendition="#fr">Podſosninskoi</hi></p><lb/> <p>Jn <hi rendition="#fr">Korotkofskoi</hi> erwartete ich mein Comman-<lb/> do; denn nun naͤherte ich mich den eigentlichen Alpen,<lb/> wo kein Fuhrwerk mehr gebraucht werden kann und da<lb/> dieſes das letzte große Dorf war, ſo ließ ich auf einige<lb/> Monate die noͤthigen Zwiebacke aus Rockenmehl backen,<lb/> welches einige Zeit wegnahm, die ich dann zum Kraͤu-<lb/> terſuchen anwandte. Jch beſuchte die hieſigen Wieſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
aus Sibirien.
Stellen Sie ſich vor, noch trieb der Tſchikoi mit Eiß,
(Schuga) viele Bergſpitzen ſind noch mit Schnee bedeckt
und ſumpfige Wieſen ſind noch nicht tiefer, als etwa 6
Zoll, aufgethauet, dies ruͤhrt aber von der je hoͤher je
mehr zunehmenden Enge des Thales, in dem der Tſchikoi
fließt, und der zunehmenden Hoͤhe der zu beyden Seiten
hinlaufenden Bergkette her.
Von Urluck bis hieher zeigte ſich ſchon viele Rha-
barber und Stellera Chama ejaſme. Am 14. May gieng
ich weiter uͤber das Gebirge Baichara, nach dem pol-
niſchen Dorfe Kotſchona oder Archangelskoi Selo (17
Werſt). Jch botaniſirte auf den am Tſchikoi liegenden
Schiefer- und Porphyrgebirgen, und machte eine reiche
Beute von Cryptogamiſten. Jn einer Felſenritze traf
ich noch im Winterſchlaf eine Fledermauß ſo feſt an den
Felſen angeklammert, daß ich ſie mit einiger Muͤhe her-
abnehmen konnte, nur hieng ſie nicht ſondern ſaß mit
dem Kopf aufwaͤrts, und lebte in der warmen Hand
bald auf. Vor meiner Abreiſe nach dem mit Sibiriaͤken
beſetzten Dorfe Korotkowskoi (_ Werſt) fiel etwas
Schnee. Jch paßirte unterweges noch die Doͤrfer
Kraſnojarskoi und Podſosninskoi
Jn Korotkofskoi erwartete ich mein Comman-
do; denn nun naͤherte ich mich den eigentlichen Alpen,
wo kein Fuhrwerk mehr gebraucht werden kann und da
dieſes das letzte große Dorf war, ſo ließ ich auf einige
Monate die noͤthigen Zwiebacke aus Rockenmehl backen,
welches einige Zeit wegnahm, die ich dann zum Kraͤu-
terſuchen anwandte. Jch beſuchte die hieſigen Wieſen
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |