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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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Sievers Briefe
Berge in den Gegenden, wo der Dschar-Gurban,
der Bekun, der Aktaß, der Bellkudack und der
Ablaket ihre Ursprünge haben, davon wir die drey letz-
ten verschiedenemale durchreiten mußten. Der Aktaß
hat seinen Namen von einer ungeheuren weissen steilen
Felsenwand, die aus lauter grauem Kalkstein mit hin
und wieder aufgesintertem Tuff, zelligem Quarzgeschiebe
und Eisenglimmer besteht. Denn Ak heißt weiß, und
Taß ein Stein. Jn Rücksicht der Pflanzen, so wie der
ganzen Gegend überhaupt, war hier allenthalben die
vollkommenste Uebereinstimmung mit denen von Ustkam-
menogorsk nach dem Buchtorma zu wachsenden Arten.

Den 12ten Aug. Am Flüßchen Ssün-Taß, 40
Werste von den nunmehro bis auf den Grund ruinirten
Ablaketischen Gebäuden (Siehe Pall. Reise II.
Th. Pl. XII.), nahe bey einem vornehmen, aus den
mit vieler Mühe von jenen Gebäuden herbey geschlepp-
ten, ungemein großen, sehr harten, klingenden, bläuli-
chen Ziegeln aufgeführten kirgisischen Mausoleo, hatten
wir das letzte Mittagsessen, wobey ich noch Gelegen-
heit hatte die Stengel des hier herum häufig wachsenden
Cnicus esculentus (mongolisch Gögößö) gekocht und in
Asche gebraten zu versuchen und mich zu versichern, daß
wenn dies Gewächs gehörig cultivirt würde, es am Ge-
schmack denen Artischocken an die Seite gesetzt werden
könnte. Eben genannte Stengel werden häufig von
den Kirgisen roh genossen und Tüe-Tawan (Kameelfuß)
genannt. Noch hatten wir eine regnige Nacht am Flüß-
chen Beschokö auszuhalten, worauf des Morgens am

13.

Sievers Briefe
Berge in den Gegenden, wo der Dſchar-Gurban,
der Bekun, der Aktaß, der Bellkudack und der
Ablaket ihre Urſpruͤnge haben, davon wir die drey letz-
ten verſchiedenemale durchreiten mußten. Der Aktaß
hat ſeinen Namen von einer ungeheuren weiſſen ſteilen
Felſenwand, die aus lauter grauem Kalkſtein mit hin
und wieder aufgeſintertem Tuff, zelligem Quarzgeſchiebe
und Eiſenglimmer beſteht. Denn Ak heißt weiß, und
Taß ein Stein. Jn Ruͤckſicht der Pflanzen, ſo wie der
ganzen Gegend uͤberhaupt, war hier allenthalben die
vollkommenſte Uebereinſtimmung mit denen von Uſtkam-
menogorsk nach dem Buchtorma zu wachſenden Arten.

Den 12ten Aug. Am Fluͤßchen Sſuͤn-Taß, 40
Werſte von den nunmehro bis auf den Grund ruinirten
Ablaketiſchen Gebaͤuden (Siehe Pall. Reiſe II.
Th. Pl. XII.), nahe bey einem vornehmen, aus den
mit vieler Muͤhe von jenen Gebaͤuden herbey geſchlepp-
ten, ungemein großen, ſehr harten, klingenden, blaͤuli-
chen Ziegeln aufgefuͤhrten kirgiſiſchen Mauſoleo, hatten
wir das letzte Mittagseſſen, wobey ich noch Gelegen-
heit hatte die Stengel des hier herum haͤufig wachſenden
Cnicus eſculentus (mongoliſch Goͤgoͤßoͤ) gekocht und in
Aſche gebraten zu verſuchen und mich zu verſichern, daß
wenn dies Gewaͤchs gehoͤrig cultivirt wuͤrde, es am Ge-
ſchmack denen Artiſchocken an die Seite geſetzt werden
koͤnnte. Eben genannte Stengel werden haͤufig von
den Kirgiſen roh genoſſen und Tuͤe-Tawan (Kameelfuß)
genannt. Noch hatten wir eine regnige Nacht am Fluͤß-
chen Beſchokoͤ auszuhalten, worauf des Morgens am

13.
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[218/0226] Sievers Briefe Berge in den Gegenden, wo der Dſchar-Gurban, der Bekun, der Aktaß, der Bellkudack und der Ablaket ihre Urſpruͤnge haben, davon wir die drey letz- ten verſchiedenemale durchreiten mußten. Der Aktaß hat ſeinen Namen von einer ungeheuren weiſſen ſteilen Felſenwand, die aus lauter grauem Kalkſtein mit hin und wieder aufgeſintertem Tuff, zelligem Quarzgeſchiebe und Eiſenglimmer beſteht. Denn Ak heißt weiß, und Taß ein Stein. Jn Ruͤckſicht der Pflanzen, ſo wie der ganzen Gegend uͤberhaupt, war hier allenthalben die vollkommenſte Uebereinſtimmung mit denen von Uſtkam- menogorsk nach dem Buchtorma zu wachſenden Arten. Den 12ten Aug. Am Fluͤßchen Sſuͤn-Taß, 40 Werſte von den nunmehro bis auf den Grund ruinirten Ablaketiſchen Gebaͤuden (Siehe Pall. Reiſe II. Th. Pl. XII.), nahe bey einem vornehmen, aus den mit vieler Muͤhe von jenen Gebaͤuden herbey geſchlepp- ten, ungemein großen, ſehr harten, klingenden, blaͤuli- chen Ziegeln aufgefuͤhrten kirgiſiſchen Mauſoleo, hatten wir das letzte Mittagseſſen, wobey ich noch Gelegen- heit hatte die Stengel des hier herum haͤufig wachſenden Cnicus eſculentus (mongoliſch Goͤgoͤßoͤ) gekocht und in Aſche gebraten zu verſuchen und mich zu verſichern, daß wenn dies Gewaͤchs gehoͤrig cultivirt wuͤrde, es am Ge- ſchmack denen Artiſchocken an die Seite geſetzt werden koͤnnte. Eben genannte Stengel werden haͤufig von den Kirgiſen roh genoſſen und Tuͤe-Tawan (Kameelfuß) genannt. Noch hatten wir eine regnige Nacht am Fluͤß- chen Beſchokoͤ auszuhalten, worauf des Morgens am 13.

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/226>, abgerufen am 22.11.2024.