Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.Sievers Briefe Baikal, in einer Entfernung von 100 bis 500 Werstenfindet, und noch neuerdings in einer Tiefe von 18 Fa- den gefunden hat. Die benachbarten Steinkohlenflötze, das Bergtheer welches aus dem Grunde des Sees quil- let, die an verschiednen Stellen befindliche heisse, hepa- tische Badequellen, die grosse Tiefe des Sees, dessen Grund man mit 400 Faden Leine in der Mitte, zwischen Listwenischnoe und Possolskoi Monastyr, nicht hat finden können, und die Schlünde, welche man bey stil- lem Wetter aus der unruhigen Bewegung der Ober- fläche, an verschiednen Stellen des Sees bemerkt, pas- sen auf den obgedachten Ursprung des Sees sehr wohl. Es ist auch immer zu befürchten, daß noch einmal ähn- liche Zerrüttungen in dieser Gegend vorgehen könnten, da hieherum, in Jrkuzk, Kjachta, an der Lena, am Fluß Amga und bis nach Kamtschatka hin, fast jedes Jahr Erdbeben verspürt worden; die jedoch seit 15 Jahren nur sehr gelinde sind. Gleichwohl sind hier keine feuerspey- ende Berge näher, als in Kamtschatka und auf den Ku- rilischen und Aleutischen Jnseln. Denn der brennende Berg an der Lena, fünf und vierzig Werste unterhalb Ja- kuzk, im sogenannten Angalaska- oder Kongalaska- Gebirge, den die Russen Surgujef Kamen nennen, und der an zwey Stellen beständig raucht, ist nicht als ein Vulkan zu rechnen. Dieser aus Thon und Sand- lagen bestehende Berg, unter welchem vermuthlich bitu- minöse Schichten brennen und gebrannt haben, enthält in Eisenstein verwandelte Holzbrocken, die bis 70 Pro- cent geben, nebst andern figurirten Eisensteinen, Jaspo- nyxen,
Sievers Briefe Baikal, in einer Entfernung von 100 bis 500 Werſtenfindet, und noch neuerdings in einer Tiefe von 18 Fa- den gefunden hat. Die benachbarten Steinkohlenfloͤtze, das Bergtheer welches aus dem Grunde des Sees quil- let, die an verſchiednen Stellen befindliche heiſſe, hepa- tiſche Badequellen, die groſſe Tiefe des Sees, deſſen Grund man mit 400 Faden Leine in der Mitte, zwiſchen Liſtweniſchnoe und Poſſolskoi Monaſtyr, nicht hat finden koͤnnen, und die Schluͤnde, welche man bey ſtil- lem Wetter aus der unruhigen Bewegung der Ober- flaͤche, an verſchiednen Stellen des Sees bemerkt, paſ- ſen auf den obgedachten Urſprung des Sees ſehr wohl. Es iſt auch immer zu befuͤrchten, daß noch einmal aͤhn- liche Zerruͤttungen in dieſer Gegend vorgehen koͤnnten, da hieherum, in Jrkuzk, Kjachta, an der Lena, am Fluß Amga und bis nach Kamtſchatka hin, faſt jedes Jahr Erdbeben verſpuͤrt worden; die jedoch ſeit 15 Jahren nur ſehr gelinde ſind. Gleichwohl ſind hier keine feuerſpey- ende Berge naͤher, als in Kamtſchatka und auf den Ku- riliſchen und Aleutiſchen Jnſeln. Denn der brennende Berg an der Lena, fuͤnf und vierzig Werſte unterhalb Ja- kuzk, im ſogenannten Angalaska- oder Kongalaska- Gebirge, den die Ruſſen Surgujef Kamen nennen, und der an zwey Stellen beſtaͤndig raucht, iſt nicht als ein Vulkan zu rechnen. Dieſer aus Thon und Sand- lagen beſtehende Berg, unter welchem vermuthlich bitu- minoͤſe Schichten brennen und gebrannt haben, enthaͤlt in Eiſenſtein verwandelte Holzbrocken, die bis 70 Pro- cent geben, nebſt andern figurirten Eiſenſteinen, Jaſpo- nyxen,
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Sievers Briefe
Baikal, in einer Entfernung von 100 bis 500 Werſten
findet, und noch neuerdings in einer Tiefe von 18 Fa-
den gefunden hat. Die benachbarten Steinkohlenfloͤtze,
das Bergtheer welches aus dem Grunde des Sees quil-
let, die an verſchiednen Stellen befindliche heiſſe, hepa-
tiſche Badequellen, die groſſe Tiefe des Sees, deſſen
Grund man mit 400 Faden Leine in der Mitte, zwiſchen
Liſtweniſchnoe und Poſſolskoi Monaſtyr, nicht hat
finden koͤnnen, und die Schluͤnde, welche man bey ſtil-
lem Wetter aus der unruhigen Bewegung der Ober-
flaͤche, an verſchiednen Stellen des Sees bemerkt, paſ-
ſen auf den obgedachten Urſprung des Sees ſehr wohl.
Es iſt auch immer zu befuͤrchten, daß noch einmal aͤhn-
liche Zerruͤttungen in dieſer Gegend vorgehen koͤnnten,
da hieherum, in Jrkuzk, Kjachta, an der Lena, am Fluß
Amga und bis nach Kamtſchatka hin, faſt jedes Jahr
Erdbeben verſpuͤrt worden; die jedoch ſeit 15 Jahren nur
ſehr gelinde ſind. Gleichwohl ſind hier keine feuerſpey-
ende Berge naͤher, als in Kamtſchatka und auf den Ku-
riliſchen und Aleutiſchen Jnſeln. Denn der brennende
Berg an der Lena, fuͤnf und vierzig Werſte unterhalb Ja-
kuzk, im ſogenannten Angalaska- oder Kongalaska-
Gebirge, den die Ruſſen Surgujef Kamen nennen,
und der an zwey Stellen beſtaͤndig raucht, iſt nicht als
ein Vulkan zu rechnen. Dieſer aus Thon und Sand-
lagen beſtehende Berg, unter welchem vermuthlich bitu-
minoͤſe Schichten brennen und gebrannt haben, enthaͤlt
in Eiſenſtein verwandelte Holzbrocken, die bis 70 Pro-
cent geben, nebſt andern figurirten Eiſenſteinen, Jaſpo-
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