Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.Sievers Briefe in ihrem wilden Zustande schon die Größe eines Hüh-nereyes erlangen, und haben rothe und gelbe Backen. Jhr kirgisischer Name ist Alma. Beynahe möchte ich diesen Pyrus für neu ausgeben. -- Arbor orgyalis saepeque biorgyalis, plures trunci ex eadem radice. Foliis subtus tomentosiusculis ovatis, floribus umbel- latis. -- Drey sibirische Bauern, die bey mir waren, wunderten sich um desto mehr, sie hatten von ihren Vä- tern, die aus Kleinrußland und Pohlen kamen; öfters der daselbst häufig wachsenden Aepfel erwähnen hören, aber nie selbst welche gesehen. Dem sey nun wie ihm wolle, so zweifele ich gar nicht an dem guten Fortkom- men meiner tarabagataischen Aepfel in Sibirien, beson- ders um Ustkammenogorsk, wo der Boden und das Cli- ma dem hiesigen am ähnlichsten ist; wenn es höhern Orts der Aufmerksamkeit gewürdigt würde, so könnten die si- birischen Einwohner bald Fruchtgärten haben und ihre elgen erzogene Aepfel essen, welches bisher noch keinem gelungen ist. Wir giengen, von einigen Donnerwettern über un- Jemehr
Sievers Briefe in ihrem wilden Zuſtande ſchon die Groͤße eines Huͤh-nereyes erlangen, und haben rothe und gelbe Backen. Jhr kirgiſiſcher Name iſt Almà. Beynahe moͤchte ich dieſen Pyrus fuͤr neu ausgeben. — Arbor orgyalis ſaepeque biorgyalis, plures trunci ex eadem radice. Foliis ſubtus tomentoſiusculis ovatis, floribus umbel- latis. — Drey ſibiriſche Bauern, die bey mir waren, wunderten ſich um deſto mehr, ſie hatten von ihren Vaͤ- tern, die aus Kleinrußland und Pohlen kamen; oͤfters der daſelbſt haͤufig wachſenden Aepfel erwaͤhnen hoͤren, aber nie ſelbſt welche geſehen. Dem ſey nun wie ihm wolle, ſo zweifele ich gar nicht an dem guten Fortkom- men meiner tarabagataiſchen Aepfel in Sibirien, beſon- ders um Uſtkammenogorsk, wo der Boden und das Cli- ma dem hieſigen am aͤhnlichſten iſt; wenn es hoͤhern Orts der Aufmerkſamkeit gewuͤrdigt wuͤrde, ſo koͤnnten die ſi- biriſchen Einwohner bald Fruchtgaͤrten haben und ihre elgen erzogene Aepfel eſſen, welches bisher noch keinem gelungen iſt. Wir giengen, von einigen Donnerwettern uͤber un- Jemehr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0156" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sievers Briefe</hi></fw><lb/> in ihrem wilden Zuſtande ſchon die Groͤße eines Huͤh-<lb/> nereyes erlangen, und haben rothe und gelbe Backen.<lb/> Jhr kirgiſiſcher Name iſt Almà. Beynahe moͤchte ich<lb/> dieſen <hi rendition="#aq">Pyrus</hi> fuͤr neu ausgeben. — <hi rendition="#aq">Arbor orgyalis<lb/> ſaepeque biorgyalis, plures trunci ex eadem radice.<lb/> Foliis ſubtus tomentoſiusculis ovatis, floribus umbel-<lb/> latis.</hi> — Drey ſibiriſche Bauern, die bey mir waren,<lb/> wunderten ſich um deſto mehr, ſie hatten von ihren Vaͤ-<lb/> tern, die aus Kleinrußland und Pohlen kamen; oͤfters<lb/> der daſelbſt haͤufig wachſenden Aepfel erwaͤhnen hoͤren,<lb/> aber nie ſelbſt welche geſehen. Dem ſey nun wie ihm<lb/> wolle, ſo zweifele ich gar nicht an dem guten Fortkom-<lb/> men meiner tarabagataiſchen Aepfel in Sibirien, beſon-<lb/> ders um Uſtkammenogorsk, wo der Boden und das Cli-<lb/> ma dem hieſigen am aͤhnlichſten iſt; wenn es hoͤhern Orts<lb/> der Aufmerkſamkeit gewuͤrdigt wuͤrde, ſo koͤnnten die ſi-<lb/> biriſchen Einwohner bald Fruchtgaͤrten haben und ihre<lb/> elgen erzogene Aepfel eſſen, welches bisher noch keinem<lb/> gelungen iſt.</p><lb/> <p>Wir giengen, von einigen Donnerwettern uͤber un-<lb/> ſern Haͤuptern begleitet, nun immer laͤngſt dem allmaͤh-<lb/> lig breiter werdenden <hi rendition="#fr">Uldſhar</hi> fort, indem wir ihn etli-<lb/> che male durchritten. Er fließt ſchnell genug uͤber ge-<lb/> woͤhnliche abgerundete Flußkieſel. Seine Ufer ſind mit<lb/><hi rendition="#aq">Populus balſamifera</hi> und <hi rendition="#aq">Salix alba</hi> von ungeheurer Hoͤ-<lb/> he und Dicke (beſonders letztere) geziert, hin und wie-<lb/> der bemerkte ich noch <hi rendition="#aq">Rhamnus catharticus, Crataegus<lb/> foliis inciſis, <hi rendition="#i">pinnatis</hi> vel lobatis, Spiraea.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jemehr</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0156]
Sievers Briefe
in ihrem wilden Zuſtande ſchon die Groͤße eines Huͤh-
nereyes erlangen, und haben rothe und gelbe Backen.
Jhr kirgiſiſcher Name iſt Almà. Beynahe moͤchte ich
dieſen Pyrus fuͤr neu ausgeben. — Arbor orgyalis
ſaepeque biorgyalis, plures trunci ex eadem radice.
Foliis ſubtus tomentoſiusculis ovatis, floribus umbel-
latis. — Drey ſibiriſche Bauern, die bey mir waren,
wunderten ſich um deſto mehr, ſie hatten von ihren Vaͤ-
tern, die aus Kleinrußland und Pohlen kamen; oͤfters
der daſelbſt haͤufig wachſenden Aepfel erwaͤhnen hoͤren,
aber nie ſelbſt welche geſehen. Dem ſey nun wie ihm
wolle, ſo zweifele ich gar nicht an dem guten Fortkom-
men meiner tarabagataiſchen Aepfel in Sibirien, beſon-
ders um Uſtkammenogorsk, wo der Boden und das Cli-
ma dem hieſigen am aͤhnlichſten iſt; wenn es hoͤhern Orts
der Aufmerkſamkeit gewuͤrdigt wuͤrde, ſo koͤnnten die ſi-
biriſchen Einwohner bald Fruchtgaͤrten haben und ihre
elgen erzogene Aepfel eſſen, welches bisher noch keinem
gelungen iſt.
Wir giengen, von einigen Donnerwettern uͤber un-
ſern Haͤuptern begleitet, nun immer laͤngſt dem allmaͤh-
lig breiter werdenden Uldſhar fort, indem wir ihn etli-
che male durchritten. Er fließt ſchnell genug uͤber ge-
woͤhnliche abgerundete Flußkieſel. Seine Ufer ſind mit
Populus balſamifera und Salix alba von ungeheurer Hoͤ-
he und Dicke (beſonders letztere) geziert, hin und wie-
der bemerkte ich noch Rhamnus catharticus, Crataegus
foliis inciſis, pinnatis vel lobatis, Spiraea.
Jemehr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/156 |
Zitationshilfe: | Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/156>, abgerufen am 26.07.2024. |