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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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Sievers Briefe
Schultern bis auf die Füße reichen; sie sind blau, grün,
oder verschiedenfarbig, von chinesischen, baumwollenen,
oder rußischen Linnenzeuge, Camelot, Seide oder Halb-
seide, je nachdem der Reichthum groß oder klein ist. Wie
die Türkinnen so tragen auch sie lange Beinkleider. Jhre
glänzend schwarzen schönen Haare zertheilen sie nach kal-
mückisch-mongolischer Art die Weiber in zwey, die Mäd-
gen in vier bis sechs oder mehr Flechten, die sie mit Sil-
berblechen, Perlmuttertafeln, Bändern, kupfernen, mes-
singenen, oder zinnernen Blechen auszieren. Oefters
bemerkte ich noch einige aus verschiedenen mit allerley aus-
geschnittenen Zierrathen Perlmutterblechen u. dergl. zu-
sammengesetzte viereckigte Figuren, die auf den Rock,
etwa zwischen die Schultern, aufgenähet waren. Den
Kopfputz macht öfters eine mit Zobel, Fuchsbalg, Eich-
hörnchen, u. s. w. verbrämte platte Mütze oder Hütchen
aus, wie die Weiber der Kalmücken und Mongolen auch
zu tragen pflegen. Auf diesen Mützen ist ein aus rother
Seide gemachter Quast, der in den Nacken herunter-
hängt und am Ende wiederum mit allerley Blechwerk
behängt ist. Manchmal bemerkte ich auch auf jeder
Schulter einen viereckigen Flicken eingesetzt, der eine an-
dere Farbe wie der Rock hatte. Die Männer kleiden
sich in lange Pelze, oder lange Schlafrock ähnliche Röcke
ohne Pelze, von verschiedenen Zeugen. Gewöhnlich
aber sieht man sie in langen Hosen und im Hemde. Jn
Hüten und Mützen haben sie nichts Eigenes, sondern tra-
gen selbe wie die Russen. Eigentliche Schönheiten habe
ich wenig gesehen, aber durchaus gesunde, handfeste

Frau-

Sievers Briefe
Schultern bis auf die Fuͤße reichen; ſie ſind blau, gruͤn,
oder verſchiedenfarbig, von chineſiſchen, baumwollenen,
oder rußiſchen Linnenzeuge, Camelot, Seide oder Halb-
ſeide, je nachdem der Reichthum groß oder klein iſt. Wie
die Tuͤrkinnen ſo tragen auch ſie lange Beinkleider. Jhre
glaͤnzend ſchwarzen ſchoͤnen Haare zertheilen ſie nach kal-
muͤckiſch-mongoliſcher Art die Weiber in zwey, die Maͤd-
gen in vier bis ſechs oder mehr Flechten, die ſie mit Sil-
berblechen, Perlmuttertafeln, Baͤndern, kupfernen, meſ-
ſingenen, oder zinnernen Blechen auszieren. Oefters
bemerkte ich noch einige aus verſchiedenen mit allerley aus-
geſchnittenen Zierrathen Perlmutterblechen u. dergl. zu-
ſammengeſetzte viereckigte Figuren, die auf den Rock,
etwa zwiſchen die Schultern, aufgenaͤhet waren. Den
Kopfputz macht oͤfters eine mit Zobel, Fuchsbalg, Eich-
hoͤrnchen, u. ſ. w. verbraͤmte platte Muͤtze oder Huͤtchen
aus, wie die Weiber der Kalmuͤcken und Mongolen auch
zu tragen pflegen. Auf dieſen Muͤtzen iſt ein aus rother
Seide gemachter Quaſt, der in den Nacken herunter-
haͤngt und am Ende wiederum mit allerley Blechwerk
behaͤngt iſt. Manchmal bemerkte ich auch auf jeder
Schulter einen viereckigen Flicken eingeſetzt, der eine an-
dere Farbe wie der Rock hatte. Die Maͤnner kleiden
ſich in lange Pelze, oder lange Schlafrock aͤhnliche Roͤcke
ohne Pelze, von verſchiedenen Zeugen. Gewoͤhnlich
aber ſieht man ſie in langen Hoſen und im Hemde. Jn
Huͤten und Muͤtzen haben ſie nichts Eigenes, ſondern tra-
gen ſelbe wie die Ruſſen. Eigentliche Schoͤnheiten habe
ich wenig geſehen, aber durchaus geſunde, handfeſte

Frau-
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[96/0104] Sievers Briefe Schultern bis auf die Fuͤße reichen; ſie ſind blau, gruͤn, oder verſchiedenfarbig, von chineſiſchen, baumwollenen, oder rußiſchen Linnenzeuge, Camelot, Seide oder Halb- ſeide, je nachdem der Reichthum groß oder klein iſt. Wie die Tuͤrkinnen ſo tragen auch ſie lange Beinkleider. Jhre glaͤnzend ſchwarzen ſchoͤnen Haare zertheilen ſie nach kal- muͤckiſch-mongoliſcher Art die Weiber in zwey, die Maͤd- gen in vier bis ſechs oder mehr Flechten, die ſie mit Sil- berblechen, Perlmuttertafeln, Baͤndern, kupfernen, meſ- ſingenen, oder zinnernen Blechen auszieren. Oefters bemerkte ich noch einige aus verſchiedenen mit allerley aus- geſchnittenen Zierrathen Perlmutterblechen u. dergl. zu- ſammengeſetzte viereckigte Figuren, die auf den Rock, etwa zwiſchen die Schultern, aufgenaͤhet waren. Den Kopfputz macht oͤfters eine mit Zobel, Fuchsbalg, Eich- hoͤrnchen, u. ſ. w. verbraͤmte platte Muͤtze oder Huͤtchen aus, wie die Weiber der Kalmuͤcken und Mongolen auch zu tragen pflegen. Auf dieſen Muͤtzen iſt ein aus rother Seide gemachter Quaſt, der in den Nacken herunter- haͤngt und am Ende wiederum mit allerley Blechwerk behaͤngt iſt. Manchmal bemerkte ich auch auf jeder Schulter einen viereckigen Flicken eingeſetzt, der eine an- dere Farbe wie der Rock hatte. Die Maͤnner kleiden ſich in lange Pelze, oder lange Schlafrock aͤhnliche Roͤcke ohne Pelze, von verſchiedenen Zeugen. Gewoͤhnlich aber ſieht man ſie in langen Hoſen und im Hemde. Jn Huͤten und Muͤtzen haben ſie nichts Eigenes, ſondern tra- gen ſelbe wie die Ruſſen. Eigentliche Schoͤnheiten habe ich wenig geſehen, aber durchaus geſunde, handfeſte Frau-

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/104>, abgerufen am 23.11.2024.