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Siemens, Werner von: Die electrische Telegraphie. Berlin, 1866.

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Menschen dienstbar zu machen sucht. Wenn auch in älteren
Zeiten ein gleiches Streben vielfach vorhanden war und auch
damals schon ein wesentlicher Schatz von Erfahrungen und
Kenntnissen angesammelt wurde, so blieb derselbe doch nur im
engen Kreise bekannt. Erst nachdem der Buchdruck erfunden
war und in Folge dessen der Gedanke oder die Beobachtung
des Einzelnen schnell Gemeingut der ganzen gebildeten Welt
wurde, konnte sich der gewaltige Schatz des Wissens und Kön¬
nens ansammeln, welcher den wahren Reichthum des Menschen¬
geschlechtes und die unerschöpfliche Quelle bildet, die ihm mit
jedem Jahre neue Kräfte und neue Mittel zur Verbesserung
und Verschönerung seines Daseins zuführt!

Während der Gelehrte die Beobachtungen sammelt, er¬
weitert und systematisch zur Naturwissenschaft ordnet und ent¬
wickelt, sinnt der Gewerbtreibende, der Techniker darüber nach,
wie er diese Erweiterung des Wissens zur Verbesserung seines
Gewerbes oder zu neuen Erzeugnissen verwenden kann. Jeder
Gedanke wirkt befruchtend und erzeugt in andern Köpfen neue,
die, wenn auch an und für sich vielleicht unbrauchbar, doch
ihrerseits wieder den Ausgangspunkt wichtiger Erfindungen
bilden können. So ist auch die Telegraphie entstanden und nach
und nach zu ihrer jetzigen, noch vor einigen Decennien kaum
zu fassenden Bedeutung herausgebildet.

Bis zum Schlusse der 3. Periode, vor etwa 30 Jahren,
waren es namentlich deutsche Gelehrte, welche den Gedanken
der electrischen Telegraphie erfaßten und pflegten. Jetzt be¬
mächtigte sich die Industrie dieses Gedankens und wir sehen
einen Wettlauf aller gebildeten Nationen beginnen, um ihn prac¬
tisch zu entwickeln und zu verwerthen. In dieser nun beginnen¬
den 4. oder practischen Periode übernimmt zuerst die anglosäch¬
sische Race, welche sich durch eine mehr practische Richtung vor
andern auszeichnet, die Führung. Der Amerikaner Morse und

Menſchen dienſtbar zu machen ſucht. Wenn auch in älteren
Zeiten ein gleiches Streben vielfach vorhanden war und auch
damals ſchon ein weſentlicher Schatz von Erfahrungen und
Kenntniſſen angeſammelt wurde, ſo blieb derſelbe doch nur im
engen Kreiſe bekannt. Erſt nachdem der Buchdruck erfunden
war und in Folge deſſen der Gedanke oder die Beobachtung
des Einzelnen ſchnell Gemeingut der ganzen gebildeten Welt
wurde, konnte ſich der gewaltige Schatz des Wiſſens und Kön¬
nens anſammeln, welcher den wahren Reichthum des Menſchen¬
geſchlechtes und die unerſchöpfliche Quelle bildet, die ihm mit
jedem Jahre neue Kräfte und neue Mittel zur Verbeſſerung
und Verſchönerung ſeines Daſeins zuführt!

Während der Gelehrte die Beobachtungen ſammelt, er¬
weitert und ſyſtematiſch zur Naturwiſſenſchaft ordnet und ent¬
wickelt, ſinnt der Gewerbtreibende, der Techniker darüber nach,
wie er dieſe Erweiterung des Wiſſens zur Verbeſſerung ſeines
Gewerbes oder zu neuen Erzeugniſſen verwenden kann. Jeder
Gedanke wirkt befruchtend und erzeugt in andern Köpfen neue,
die, wenn auch an und für ſich vielleicht unbrauchbar, doch
ihrerſeits wieder den Ausgangspunkt wichtiger Erfindungen
bilden können. So iſt auch die Telegraphie entſtanden und nach
und nach zu ihrer jetzigen, noch vor einigen Decennien kaum
zu faſſenden Bedeutung herausgebildet.

Bis zum Schluſſe der 3. Periode, vor etwa 30 Jahren,
waren es namentlich deutſche Gelehrte, welche den Gedanken
der electriſchen Telegraphie erfaßten und pflegten. Jetzt be¬
mächtigte ſich die Induſtrie dieſes Gedankens und wir ſehen
einen Wettlauf aller gebildeten Nationen beginnen, um ihn prac¬
tiſch zu entwickeln und zu verwerthen. In dieſer nun beginnen¬
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[15/0021] Menſchen dienſtbar zu machen ſucht. Wenn auch in älteren Zeiten ein gleiches Streben vielfach vorhanden war und auch damals ſchon ein weſentlicher Schatz von Erfahrungen und Kenntniſſen angeſammelt wurde, ſo blieb derſelbe doch nur im engen Kreiſe bekannt. Erſt nachdem der Buchdruck erfunden war und in Folge deſſen der Gedanke oder die Beobachtung des Einzelnen ſchnell Gemeingut der ganzen gebildeten Welt wurde, konnte ſich der gewaltige Schatz des Wiſſens und Kön¬ nens anſammeln, welcher den wahren Reichthum des Menſchen¬ geſchlechtes und die unerſchöpfliche Quelle bildet, die ihm mit jedem Jahre neue Kräfte und neue Mittel zur Verbeſſerung und Verſchönerung ſeines Daſeins zuführt! Während der Gelehrte die Beobachtungen ſammelt, er¬ weitert und ſyſtematiſch zur Naturwiſſenſchaft ordnet und ent¬ wickelt, ſinnt der Gewerbtreibende, der Techniker darüber nach, wie er dieſe Erweiterung des Wiſſens zur Verbeſſerung ſeines Gewerbes oder zu neuen Erzeugniſſen verwenden kann. Jeder Gedanke wirkt befruchtend und erzeugt in andern Köpfen neue, die, wenn auch an und für ſich vielleicht unbrauchbar, doch ihrerſeits wieder den Ausgangspunkt wichtiger Erfindungen bilden können. So iſt auch die Telegraphie entſtanden und nach und nach zu ihrer jetzigen, noch vor einigen Decennien kaum zu faſſenden Bedeutung herausgebildet. Bis zum Schluſſe der 3. Periode, vor etwa 30 Jahren, waren es namentlich deutſche Gelehrte, welche den Gedanken der electriſchen Telegraphie erfaßten und pflegten. Jetzt be¬ mächtigte ſich die Induſtrie dieſes Gedankens und wir ſehen einen Wettlauf aller gebildeten Nationen beginnen, um ihn prac¬ tiſch zu entwickeln und zu verwerthen. In dieſer nun beginnen¬ den 4. oder practiſchen Periode übernimmt zuerſt die angloſäch¬ ſiſche Race, welche ſich durch eine mehr practiſche Richtung vor andern auszeichnet, die Führung. Der Amerikaner Morſe und

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Die electrische Telegraphie. Berlin, 1866, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_telegraphie_1866/21>, abgerufen am 25.11.2024.