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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Hat die ohngefähre Lage der Beschädigung nicht durch
Rechnung ermittelt werden können, so müssen sich die Arbeiter
der Eisenbahnzüge bedienen, um zu finden, zwischen welchen
Eisenbahnstationen die Beschädigung zu suchen ist. Häufig ist
die Zeit des Anhaltens der Züge zur Anstellung eines Versuchs
hinreichend und die erste Eingrenzung dann schnell bewerkstelligt.
Durch 10 bis 15 Versuche ist die Beschädigung dann im un-
günstigsten Falle aufgefunden. Können die Arbeiter sich einer
Dräsine zur schnelleren Fortbewegung bedienen, so genügen
einige Stunden, um die Verletzung zwischen zwei Eisenbahn-
stationen, also auf eine Entfernung von 2 bis 3 Meilen, aufzusuchen
und auszubessern.

Ist die leitende Verbindung des Drahtes selbst unterbrochen,
so ist die Reparatur durch das beschriebene Theilungsverfahren
noch schneller auszuführen, da das Durchschneiden des Drahtes
dann nicht erforderlich ist. Das eine Ende des Drahtes wird
isolirt und zwischen das andere Ende und die Erde eine kräftige
Säule eingeschaltet. Die Arbeiter brauchen jetzt nur den Draht
blosszulegen und eine feine Nadel durch die Guttapercha zu stechen,
so dass die Spitze derselben den Draht metallisch berührt. Durch
Berührung dieser Nadel mit der Zunge erfahren sie dann, ob der
Draht zwischen der Untersuchungsstelle und der eingeschalteten
Säule unterbrochen sei oder nicht. Ist die Nadel hinlänglich
fein, so schliesst sich das Loch wieder vollständig. Anderenfalls
muss die Oberfläche der Guttapercha etwas erwärmt werden, um
die Oeffnung zu schliessen. Die Untersuchung kann hierbei von
beliebig vielen Orten gleichzeitig ausgehen und ist daher auch
sehr schnell zu beendigen.

Die Isolation der Leitung wird jetzt in einem sehr voll-
kommenen Grade erreicht. Bei neu angelegten Leitungen darf
der Nebenstrom bei am anderen Ende geöffneter, 10 Meilen langer
Leitung nicht über 21/2 pCt. des bei geschlossener Kette vorhandenen
Stromes betragen, der reducirte Widerstand der auf die Länge einer
Meile gestatteten Nebenschliessungen muss daher mindestens dem
einer circa 400 Meilen langen Drahtleitung entsprechen. Eine
solche Nebenschliessung ist auch für die empfindlichsten Apparate
noch unschädlich, da sie constant ist und nicht, wie bei über-
irdischen Leitungen, stets veränderlich. Da nun ferner die unter-

Hat die ohngefähre Lage der Beschädigung nicht durch
Rechnung ermittelt werden können, so müssen sich die Arbeiter
der Eisenbahnzüge bedienen, um zu finden, zwischen welchen
Eisenbahnstationen die Beschädigung zu suchen ist. Häufig ist
die Zeit des Anhaltens der Züge zur Anstellung eines Versuchs
hinreichend und die erste Eingrenzung dann schnell bewerkstelligt.
Durch 10 bis 15 Versuche ist die Beschädigung dann im un-
günstigsten Falle aufgefunden. Können die Arbeiter sich einer
Dräsine zur schnelleren Fortbewegung bedienen, so genügen
einige Stunden, um die Verletzung zwischen zwei Eisenbahn-
stationen, also auf eine Entfernung von 2 bis 3 Meilen, aufzusuchen
und auszubessern.

Ist die leitende Verbindung des Drahtes selbst unterbrochen,
so ist die Reparatur durch das beschriebene Theilungsverfahren
noch schneller auszuführen, da das Durchschneiden des Drahtes
dann nicht erforderlich ist. Das eine Ende des Drahtes wird
isolirt und zwischen das andere Ende und die Erde eine kräftige
Säule eingeschaltet. Die Arbeiter brauchen jetzt nur den Draht
blosszulegen und eine feine Nadel durch die Guttapercha zu stechen,
so dass die Spitze derselben den Draht metallisch berührt. Durch
Berührung dieser Nadel mit der Zunge erfahren sie dann, ob der
Draht zwischen der Untersuchungsstelle und der eingeschalteten
Säule unterbrochen sei oder nicht. Ist die Nadel hinlänglich
fein, so schliesst sich das Loch wieder vollständig. Anderenfalls
muss die Oberfläche der Guttapercha etwas erwärmt werden, um
die Oeffnung zu schliessen. Die Untersuchung kann hierbei von
beliebig vielen Orten gleichzeitig ausgehen und ist daher auch
sehr schnell zu beendigen.

Die Isolation der Leitung wird jetzt in einem sehr voll-
kommenen Grade erreicht. Bei neu angelegten Leitungen darf
der Nebenstrom bei am anderen Ende geöffneter, 10 Meilen langer
Leitung nicht über 2½ pCt. des bei geschlossener Kette vorhandenen
Stromes betragen, der reducirte Widerstand der auf die Länge einer
Meile gestatteten Nebenschliessungen muss daher mindestens dem
einer circa 400 Meilen langen Drahtleitung entsprechen. Eine
solche Nebenschliessung ist auch für die empfindlichsten Apparate
noch unschädlich, da sie constant ist und nicht, wie bei über-
irdischen Leitungen, stets veränderlich. Da nun ferner die unter-

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[47/0065] Hat die ohngefähre Lage der Beschädigung nicht durch Rechnung ermittelt werden können, so müssen sich die Arbeiter der Eisenbahnzüge bedienen, um zu finden, zwischen welchen Eisenbahnstationen die Beschädigung zu suchen ist. Häufig ist die Zeit des Anhaltens der Züge zur Anstellung eines Versuchs hinreichend und die erste Eingrenzung dann schnell bewerkstelligt. Durch 10 bis 15 Versuche ist die Beschädigung dann im un- günstigsten Falle aufgefunden. Können die Arbeiter sich einer Dräsine zur schnelleren Fortbewegung bedienen, so genügen einige Stunden, um die Verletzung zwischen zwei Eisenbahn- stationen, also auf eine Entfernung von 2 bis 3 Meilen, aufzusuchen und auszubessern. Ist die leitende Verbindung des Drahtes selbst unterbrochen, so ist die Reparatur durch das beschriebene Theilungsverfahren noch schneller auszuführen, da das Durchschneiden des Drahtes dann nicht erforderlich ist. Das eine Ende des Drahtes wird isolirt und zwischen das andere Ende und die Erde eine kräftige Säule eingeschaltet. Die Arbeiter brauchen jetzt nur den Draht blosszulegen und eine feine Nadel durch die Guttapercha zu stechen, so dass die Spitze derselben den Draht metallisch berührt. Durch Berührung dieser Nadel mit der Zunge erfahren sie dann, ob der Draht zwischen der Untersuchungsstelle und der eingeschalteten Säule unterbrochen sei oder nicht. Ist die Nadel hinlänglich fein, so schliesst sich das Loch wieder vollständig. Anderenfalls muss die Oberfläche der Guttapercha etwas erwärmt werden, um die Oeffnung zu schliessen. Die Untersuchung kann hierbei von beliebig vielen Orten gleichzeitig ausgehen und ist daher auch sehr schnell zu beendigen. Die Isolation der Leitung wird jetzt in einem sehr voll- kommenen Grade erreicht. Bei neu angelegten Leitungen darf der Nebenstrom bei am anderen Ende geöffneter, 10 Meilen langer Leitung nicht über 2½ pCt. des bei geschlossener Kette vorhandenen Stromes betragen, der reducirte Widerstand der auf die Länge einer Meile gestatteten Nebenschliessungen muss daher mindestens dem einer circa 400 Meilen langen Drahtleitung entsprechen. Eine solche Nebenschliessung ist auch für die empfindlichsten Apparate noch unschädlich, da sie constant ist und nicht, wie bei über- irdischen Leitungen, stets veränderlich. Da nun ferner die unter-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/65>, abgerufen am 22.11.2024.