Mein mehrfach beschriebener Fallhammer zur Hervorbringung von Strömen sehr kurzer Zeitdauer wurde nun so eingeschaltet, dass ein kräftiger Strom durch die beiden Spiralen dauernd cir- culirte. Der eine der beiden verstellbaren Stifte des Fallhammers unterbrach nun diesen Strom, während der zweite nach einer sehr kurzen Zeit den Kreis der mittleren Drahtspirale und des Con- densators unterbrach. Da die mittlere Spirale aus einer sehr grossen Anzahl Windungen feinen Drahtes bestand, so musste schon eine sehr geringe Differenz der magnetischen Momente der beiden äusseren Spiralen eine messbare Ladung des Condensators hervorbringen. Da durch die Unterbrechung des einen Verbin- dungsdrahtes zwischen mittlerer Spule und Condensator dieser isolirt wurde und derselbe in diesem Zustande eine Ladung mehrere Minuten ohne merkliche Schwächung derselben behielt, wie durch Versuche constatirt wurde, so musste die spätere Ent- ladung des Condensators durch ein empfindliches Spiegelgalvano- meter ein Mass der im Augenblicke der Unterbrechung des Con- densatordrahtes an den Enden des Umwindungsdrahtes der mitt- leren Spirale herrschenden Potential-Differenz bilden. Es wird frei- lich bei dieser Anordnung des Versuches nicht eigentlich die Ver- zögerung des Eintrittes der Fernwirkung der im Eisen einge- schlossenen Drahtspirale gemessen, sondern gleichsam das Com- plement derselben, nämlich die vermuthete Verstärkung der magnetischen Fernwirkung dieser Spirale bei Aufhören der Mag- netisirung des Eisens des Röhrenmagnetes nach Unterbrechung des Stromes. Es ist aber wohl anzunehmen, dass diese Wirkung eintreten müsste, wenn die vermuthete Verzögerung der Fernwir- kung durch die Magnetisirung vorhanden wäre, weil anderenfalls Energie verloren ginge. Auch diese Versuche geben ein negatives Resultat. Wenigstens waren die erhaltenen Differenzen so klein und schwankend, dass sie nicht als entscheidend zu betrachten waren.
Die zuletzt beschriebenen Versuche haben gelegentlich auf eine recht schlagende und einfache Weise die Helmholtz'sche Theorie der Entladung des Condensators durch eine Reihe wechselnder Entladungen und erneuten Ladungen bestätigt. Lässt man nur eine unbedeckte Spirale auf die Inductionsspirale ein- wirken und vergrössert zwischen je zwei Versuchen die Dauer
Mein mehrfach beschriebener Fallhammer zur Hervorbringung von Strömen sehr kurzer Zeitdauer wurde nun so eingeschaltet, dass ein kräftiger Strom durch die beiden Spiralen dauernd cir- culirte. Der eine der beiden verstellbaren Stifte des Fallhammers unterbrach nun diesen Strom, während der zweite nach einer sehr kurzen Zeit den Kreis der mittleren Drahtspirale und des Con- densators unterbrach. Da die mittlere Spirale aus einer sehr grossen Anzahl Windungen feinen Drahtes bestand, so musste schon eine sehr geringe Differenz der magnetischen Momente der beiden äusseren Spiralen eine messbare Ladung des Condensators hervorbringen. Da durch die Unterbrechung des einen Verbin- dungsdrahtes zwischen mittlerer Spule und Condensator dieser isolirt wurde und derselbe in diesem Zustande eine Ladung mehrere Minuten ohne merkliche Schwächung derselben behielt, wie durch Versuche constatirt wurde, so musste die spätere Ent- ladung des Condensators durch ein empfindliches Spiegelgalvano- meter ein Mass der im Augenblicke der Unterbrechung des Con- densatordrahtes an den Enden des Umwindungsdrahtes der mitt- leren Spirale herrschenden Potential-Differenz bilden. Es wird frei- lich bei dieser Anordnung des Versuches nicht eigentlich die Ver- zögerung des Eintrittes der Fernwirkung der im Eisen einge- schlossenen Drahtspirale gemessen, sondern gleichsam das Com- plement derselben, nämlich die vermuthete Verstärkung der magnetischen Fernwirkung dieser Spirale bei Aufhören der Mag- netisirung des Eisens des Röhrenmagnetes nach Unterbrechung des Stromes. Es ist aber wohl anzunehmen, dass diese Wirkung eintreten müsste, wenn die vermuthete Verzögerung der Fernwir- kung durch die Magnetisirung vorhanden wäre, weil anderenfalls Energie verloren ginge. Auch diese Versuche geben ein negatives Resultat. Wenigstens waren die erhaltenen Differenzen so klein und schwankend, dass sie nicht als entscheidend zu betrachten waren.
Die zuletzt beschriebenen Versuche haben gelegentlich auf eine recht schlagende und einfache Weise die Helmholtz’sche Theorie der Entladung des Condensators durch eine Reihe wechselnder Entladungen und erneuten Ladungen bestätigt. Lässt man nur eine unbedeckte Spirale auf die Inductionsspirale ein- wirken und vergrössert zwischen je zwei Versuchen die Dauer
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Mein mehrfach beschriebener Fallhammer zur Hervorbringung
von Strömen sehr kurzer Zeitdauer wurde nun so eingeschaltet,
dass ein kräftiger Strom durch die beiden Spiralen dauernd cir-
culirte. Der eine der beiden verstellbaren Stifte des Fallhammers
unterbrach nun diesen Strom, während der zweite nach einer sehr
kurzen Zeit den Kreis der mittleren Drahtspirale und des Con-
densators unterbrach. Da die mittlere Spirale aus einer sehr
grossen Anzahl Windungen feinen Drahtes bestand, so musste
schon eine sehr geringe Differenz der magnetischen Momente der
beiden äusseren Spiralen eine messbare Ladung des Condensators
hervorbringen. Da durch die Unterbrechung des einen Verbin-
dungsdrahtes zwischen mittlerer Spule und Condensator dieser
isolirt wurde und derselbe in diesem Zustande eine Ladung
mehrere Minuten ohne merkliche Schwächung derselben behielt,
wie durch Versuche constatirt wurde, so musste die spätere Ent-
ladung des Condensators durch ein empfindliches Spiegelgalvano-
meter ein Mass der im Augenblicke der Unterbrechung des Con-
densatordrahtes an den Enden des Umwindungsdrahtes der mitt-
leren Spirale herrschenden Potential-Differenz bilden. Es wird frei-
lich bei dieser Anordnung des Versuches nicht eigentlich die Ver-
zögerung des Eintrittes der Fernwirkung der im Eisen einge-
schlossenen Drahtspirale gemessen, sondern gleichsam das Com-
plement derselben, nämlich die vermuthete Verstärkung der
magnetischen Fernwirkung dieser Spirale bei Aufhören der Mag-
netisirung des Eisens des Röhrenmagnetes nach Unterbrechung
des Stromes. Es ist aber wohl anzunehmen, dass diese Wirkung
eintreten müsste, wenn die vermuthete Verzögerung der Fernwir-
kung durch die Magnetisirung vorhanden wäre, weil anderenfalls
Energie verloren ginge. Auch diese Versuche geben ein negatives
Resultat. Wenigstens waren die erhaltenen Differenzen so klein
und schwankend, dass sie nicht als entscheidend zu betrachten
waren.
Die zuletzt beschriebenen Versuche haben gelegentlich auf
eine recht schlagende und einfache Weise die Helmholtz’sche
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/611>, abgerufen am 24.11.2024.
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