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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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schen den ausgehöhlten Polen eines starken Elektromagnetes auf-
treten, wurden durch einen Commutator mit Schleiffedern gleich
gerichtet und durchliefen dann die Windungen des fest stehenden
Elektromagnetes. Es stellte sich bei dieser Maschine der uner-
wartete Umstand ein, dass die Erwärmung des rotirenden Ankers
eine viel grössere war, als die Rechnung ergab, wenn man nur
den Leitungswiderstand des Umwindungsdrahtes und die Strom-
stärke in Betracht zog. Als Ursache dieser grösseren Wärme-
entwickelung ergab sich bald, dass das Eisen des Ankers selbst
sich bedeutend erwärmte. Zum Theil war diese Erwärmung den
Strömen zuzuschreiben, welche der Magnetismus des festen Mag-
netes im Eisen des rotirenden Ankers erzeugen musste (den
sogen. Foucault'schen Strömen); doch sie blieb auch zum grössten
Theile noch bestehen, als der Anker aus dünnen Eisenblechen
mit isolirenden Zwischenlagen, die den Foucault'schen Strömen
den Weg versperrten, hergestellt war. Es musste daher eine
andere Ursache der Wärmeentwickelung im Eisen wirksam sein.
Eine nähere Untersuchung der Erscheinung ergab in der That,
dass das Eisen bei sehr schnellem und plötzlichem Wechsel
seiner magnetischen Polarität sich erhitzt, wenn die Magnetisi-
rung sich dem Maximum der magnetischen Capacität des Eisens
nähert. Dieser Uebelstand der Erhitzung des rotirenden Ankers
machte es nothwendig, denselben bei längerem Gebrauche der
Maschine durch einen Wasserstrom zu kühlen, um die Verbren-
nung der Umspinnung der Drähte und anderer durch Erhitzung
zerstörbarer Theile derselben zu verhindern. Die Unbequemlich-
keit dieser Kühlung und der durch die Umwandlung von Arbeit
in Wärme bedingte beträchtliche Arbeitsverlust bildeten jedoch
ein grosses Hinderniss der Anwendung der dynamo-elektrischen
Maschine. Die Beseitigung desselben wurde angebahnt durch
den magnet-elektrischen Stromgeber, welchen Pacinotti im Nuovo
Cimento 1863 publicirte. Derselbe bestand aus einem Eisen-
ringe, welcher seiner ganzen Länge nach mit einer Drahtspirale
umwunden war und der zwischen den ausgehöhlten Polen eines per-
manenten Magnetes rotirte. Durch magnetische Vertheilung bil-
deten sich in diesem Eisenringe Magnetpole, welche den entgegen-
gesetzten Polen des festen Magnetes gegenüberstanden und ihre
Lage auch dann beibehielten, wenn der Eisenring rotirte. Da

schen den ausgehöhlten Polen eines starken Elektromagnetes auf-
treten, wurden durch einen Commutator mit Schleiffedern gleich
gerichtet und durchliefen dann die Windungen des fest stehenden
Elektromagnetes. Es stellte sich bei dieser Maschine der uner-
wartete Umstand ein, dass die Erwärmung des rotirenden Ankers
eine viel grössere war, als die Rechnung ergab, wenn man nur
den Leitungswiderstand des Umwindungsdrahtes und die Strom-
stärke in Betracht zog. Als Ursache dieser grösseren Wärme-
entwickelung ergab sich bald, dass das Eisen des Ankers selbst
sich bedeutend erwärmte. Zum Theil war diese Erwärmung den
Strömen zuzuschreiben, welche der Magnetismus des festen Mag-
netes im Eisen des rotirenden Ankers erzeugen musste (den
sogen. Foucault’schen Strömen); doch sie blieb auch zum grössten
Theile noch bestehen, als der Anker aus dünnen Eisenblechen
mit isolirenden Zwischenlagen, die den Foucault’schen Strömen
den Weg versperrten, hergestellt war. Es musste daher eine
andere Ursache der Wärmeentwickelung im Eisen wirksam sein.
Eine nähere Untersuchung der Erscheinung ergab in der That,
dass das Eisen bei sehr schnellem und plötzlichem Wechsel
seiner magnetischen Polarität sich erhitzt, wenn die Magnetisi-
rung sich dem Maximum der magnetischen Capacität des Eisens
nähert. Dieser Uebelstand der Erhitzung des rotirenden Ankers
machte es nothwendig, denselben bei längerem Gebrauche der
Maschine durch einen Wasserstrom zu kühlen, um die Verbren-
nung der Umspinnung der Drähte und anderer durch Erhitzung
zerstörbarer Theile derselben zu verhindern. Die Unbequemlich-
keit dieser Kühlung und der durch die Umwandlung von Arbeit
in Wärme bedingte beträchtliche Arbeitsverlust bildeten jedoch
ein grosses Hinderniss der Anwendung der dynamo-elektrischen
Maschine. Die Beseitigung desselben wurde angebahnt durch
den magnet-elektrischen Stromgeber, welchen Pacinotti im Nuovo
Cimento 1863 publicirte. Derselbe bestand aus einem Eisen-
ringe, welcher seiner ganzen Länge nach mit einer Drahtspirale
umwunden war und der zwischen den ausgehöhlten Polen eines per-
manenten Magnetes rotirte. Durch magnetische Vertheilung bil-
deten sich in diesem Eisenringe Magnetpole, welche den entgegen-
gesetzten Polen des festen Magnetes gegenüberstanden und ihre
Lage auch dann beibehielten, wenn der Eisenring rotirte. Da

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[549/0577] schen den ausgehöhlten Polen eines starken Elektromagnetes auf- treten, wurden durch einen Commutator mit Schleiffedern gleich gerichtet und durchliefen dann die Windungen des fest stehenden Elektromagnetes. Es stellte sich bei dieser Maschine der uner- wartete Umstand ein, dass die Erwärmung des rotirenden Ankers eine viel grössere war, als die Rechnung ergab, wenn man nur den Leitungswiderstand des Umwindungsdrahtes und die Strom- stärke in Betracht zog. Als Ursache dieser grösseren Wärme- entwickelung ergab sich bald, dass das Eisen des Ankers selbst sich bedeutend erwärmte. Zum Theil war diese Erwärmung den Strömen zuzuschreiben, welche der Magnetismus des festen Mag- netes im Eisen des rotirenden Ankers erzeugen musste (den sogen. Foucault’schen Strömen); doch sie blieb auch zum grössten Theile noch bestehen, als der Anker aus dünnen Eisenblechen mit isolirenden Zwischenlagen, die den Foucault’schen Strömen den Weg versperrten, hergestellt war. Es musste daher eine andere Ursache der Wärmeentwickelung im Eisen wirksam sein. Eine nähere Untersuchung der Erscheinung ergab in der That, dass das Eisen bei sehr schnellem und plötzlichem Wechsel seiner magnetischen Polarität sich erhitzt, wenn die Magnetisi- rung sich dem Maximum der magnetischen Capacität des Eisens nähert. Dieser Uebelstand der Erhitzung des rotirenden Ankers machte es nothwendig, denselben bei längerem Gebrauche der Maschine durch einen Wasserstrom zu kühlen, um die Verbren- nung der Umspinnung der Drähte und anderer durch Erhitzung zerstörbarer Theile derselben zu verhindern. Die Unbequemlich- keit dieser Kühlung und der durch die Umwandlung von Arbeit in Wärme bedingte beträchtliche Arbeitsverlust bildeten jedoch ein grosses Hinderniss der Anwendung der dynamo-elektrischen Maschine. Die Beseitigung desselben wurde angebahnt durch den magnet-elektrischen Stromgeber, welchen Pacinotti im Nuovo Cimento 1863 publicirte. Derselbe bestand aus einem Eisen- ringe, welcher seiner ganzen Länge nach mit einer Drahtspirale umwunden war und der zwischen den ausgehöhlten Polen eines per- manenten Magnetes rotirte. Durch magnetische Vertheilung bil- deten sich in diesem Eisenringe Magnetpole, welche den entgegen- gesetzten Polen des festen Magnetes gegenüberstanden und ihre Lage auch dann beibehielten, wenn der Eisenring rotirte. Da

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/577>, abgerufen am 22.11.2024.