können Schwankungen des Atmosphärendruckes und Kohlen- säuregehaltes der Luft dieselben vollständig fälschen. Aber auch sowohl die Ansell'sche als die Körner'sche Methode der Anzeige von Grubengas leiden an dem Uebelstande, dass sie, abgesehen von Störungen, nur einen bestimmten Grad der Mischung der Grubenluft mit Grubengas anzeigen. Da eine geringe Bei- mengung von Grubengas niemals, auch bei kräftigster, völlig ausreichender Ventilation nicht, zu vermeiden ist, so zeigen die Apparate nur an, ob der zulässige Grad von Beimischung über- schritten ist, oder nicht, geben aber keinen Anhalt dafür, in welchem Grade es der Fall ist und ob sich der Grubengasgehalt mit bedrohlicher Geschwindigkeit steigert oder constant bleibt. Dies wird sich in befriedigender Weise dadurch erzielen lassen, dass man anstatt gewöhnlicher Quecksilber-Thermometer, wie Körner sie verwendet, thermo-elektrische Ketten benutzt. Sie sehen hier drei solcher Ketten, von denen die eine Seite mit einer dünnen Lage Platinamoor bedeckt ist. Jede dieser Ketten communicirt durch einen Leitungsdraht mit gemeinschaftlicher Rückleitung mit einem Galvanometer, das in Praxi im Gruben- hause aufgestellt sein würde. Sobald man unter eine dieser Glocken, unter welchen sich die thermo-elektrischen Ketten be- finden, eine kleine Quantität Grubengas oder auch gewöhnliches Leuchtgas bringt, wird die betreffende Nadel abgelenkt. Die Grösse ihrer Ablenkung bildet nun ein Mass der Menge des Grubengases, welches der Luft beigemengt ist. Denkt man sich nun eine Reihe von solchen thermo-elektrischen Indicatoren an geeigneten Stellen vertheilt und lässt die Leitungen in das Grubenhaus münden, so geben die Ablenkungen der Galvano- meter ein getreues Bild der jedesmaligen Beimischung von Grubengas in den verschiedenen Theilen der Grube. Der control- lirende Ingenieur kann daher den Ventilationsapparat functioniren lassen, um einer wachsenden Beimischung von Grubengas ent- gegen zu wirken, oder er giebt, falls bereits eine wirkliche Ge- fahr im Anzuge ist, ein elektrisches Glockensignal, welches die Arbeiter aus dem Schachte zurückruft. Man könnte auch, wie es bei der hier vorgelegten Einrichtung geschehen ist, die osmotische und katalytische Methode combiniren und die eine zur Controle der anderen benutzen. Die osmotischen Anzeiger
können Schwankungen des Atmosphärendruckes und Kohlen- säuregehaltes der Luft dieselben vollständig fälschen. Aber auch sowohl die Ansell’sche als die Körner’sche Methode der Anzeige von Grubengas leiden an dem Uebelstande, dass sie, abgesehen von Störungen, nur einen bestimmten Grad der Mischung der Grubenluft mit Grubengas anzeigen. Da eine geringe Bei- mengung von Grubengas niemals, auch bei kräftigster, völlig ausreichender Ventilation nicht, zu vermeiden ist, so zeigen die Apparate nur an, ob der zulässige Grad von Beimischung über- schritten ist, oder nicht, geben aber keinen Anhalt dafür, in welchem Grade es der Fall ist und ob sich der Grubengasgehalt mit bedrohlicher Geschwindigkeit steigert oder constant bleibt. Dies wird sich in befriedigender Weise dadurch erzielen lassen, dass man anstatt gewöhnlicher Quecksilber-Thermometer, wie Körner sie verwendet, thermo-elektrische Ketten benutzt. Sie sehen hier drei solcher Ketten, von denen die eine Seite mit einer dünnen Lage Platinamoor bedeckt ist. Jede dieser Ketten communicirt durch einen Leitungsdraht mit gemeinschaftlicher Rückleitung mit einem Galvanometer, das in Praxi im Gruben- hause aufgestellt sein würde. Sobald man unter eine dieser Glocken, unter welchen sich die thermo-elektrischen Ketten be- finden, eine kleine Quantität Grubengas oder auch gewöhnliches Leuchtgas bringt, wird die betreffende Nadel abgelenkt. Die Grösse ihrer Ablenkung bildet nun ein Mass der Menge des Grubengases, welches der Luft beigemengt ist. Denkt man sich nun eine Reihe von solchen thermo-elektrischen Indicatoren an geeigneten Stellen vertheilt und lässt die Leitungen in das Grubenhaus münden, so geben die Ablenkungen der Galvano- meter ein getreues Bild der jedesmaligen Beimischung von Grubengas in den verschiedenen Theilen der Grube. Der control- lirende Ingenieur kann daher den Ventilationsapparat functioniren lassen, um einer wachsenden Beimischung von Grubengas ent- gegen zu wirken, oder er giebt, falls bereits eine wirkliche Ge- fahr im Anzuge ist, ein elektrisches Glockensignal, welches die Arbeiter aus dem Schachte zurückruft. Man könnte auch, wie es bei der hier vorgelegten Einrichtung geschehen ist, die osmotische und katalytische Methode combiniren und die eine zur Controle der anderen benutzen. Die osmotischen Anzeiger
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[535/0561]
können Schwankungen des Atmosphärendruckes und Kohlen-
säuregehaltes der Luft dieselben vollständig fälschen. Aber auch
sowohl die Ansell’sche als die Körner’sche Methode der Anzeige
von Grubengas leiden an dem Uebelstande, dass sie, abgesehen
von Störungen, nur einen bestimmten Grad der Mischung der
Grubenluft mit Grubengas anzeigen. Da eine geringe Bei-
mengung von Grubengas niemals, auch bei kräftigster, völlig
ausreichender Ventilation nicht, zu vermeiden ist, so zeigen die
Apparate nur an, ob der zulässige Grad von Beimischung über-
schritten ist, oder nicht, geben aber keinen Anhalt dafür, in
welchem Grade es der Fall ist und ob sich der Grubengasgehalt
mit bedrohlicher Geschwindigkeit steigert oder constant bleibt.
Dies wird sich in befriedigender Weise dadurch erzielen lassen,
dass man anstatt gewöhnlicher Quecksilber-Thermometer, wie
Körner sie verwendet, thermo-elektrische Ketten benutzt. Sie
sehen hier drei solcher Ketten, von denen die eine Seite mit
einer dünnen Lage Platinamoor bedeckt ist. Jede dieser Ketten
communicirt durch einen Leitungsdraht mit gemeinschaftlicher
Rückleitung mit einem Galvanometer, das in Praxi im Gruben-
hause aufgestellt sein würde. Sobald man unter eine dieser
Glocken, unter welchen sich die thermo-elektrischen Ketten be-
finden, eine kleine Quantität Grubengas oder auch gewöhnliches
Leuchtgas bringt, wird die betreffende Nadel abgelenkt. Die
Grösse ihrer Ablenkung bildet nun ein Mass der Menge des
Grubengases, welches der Luft beigemengt ist. Denkt man sich
nun eine Reihe von solchen thermo-elektrischen Indicatoren an
geeigneten Stellen vertheilt und lässt die Leitungen in das
Grubenhaus münden, so geben die Ablenkungen der Galvano-
meter ein getreues Bild der jedesmaligen Beimischung von
Grubengas in den verschiedenen Theilen der Grube. Der control-
lirende Ingenieur kann daher den Ventilationsapparat functioniren
lassen, um einer wachsenden Beimischung von Grubengas ent-
gegen zu wirken, oder er giebt, falls bereits eine wirkliche Ge-
fahr im Anzuge ist, ein elektrisches Glockensignal, welches die
Arbeiter aus dem Schachte zurückruft. Man könnte auch, wie
es bei der hier vorgelegten Einrichtung geschehen ist, die
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/561>, abgerufen am 22.11.2024.
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