fein vertheiltes Platina eignen. Schon die grosse Veränderlich- keit der Grubengaseinströmung würde diese Methode -- ganz abgesehen von ihrer Kostspieligkeit -- unanwendbar und selbst gefährlich machen. Beachtenswerther ist dagegen, wie schon hervorgehoben, das von Delaurier vorgeschlagene Mittel, vor Eintritt der Arbeiter in die Grube an verschiedenen Stellen der- selben galvanische Zündungsversuche zu machen. Bei dem jetzigen, weit entwickelteren Stande der galvanischen Zündungen würde sich dies mit grosser Sicherheit und mit verhältnissmässig ge- ringen Mühen und Kosten durchführen lassen. Freilich wäre der Schutz gegen Explosionen während der Arbeit immer noch nicht erreicht. Um auch diesen zu erzielen, müssten an sehr vielen und namentlich den hochgelegenen und besonders gefähr- deten Stellen stets sichere Zündungsstellen vorhanden sein, wie z. B. offene Flammen. Das leichte Grubengas lagert sich zu- nächst stets an der Decke der inneren Räume (Gänge u. s. w.) der Grube ab und vermischt sich erst allmählich durch Diffusion und Luftströme mit der atmosphärischen Luft zu explosivem Gemenge. Wird es angezündet, bevor diese Mischung eingetreten ist, so findet eine gefahrlose, ruhige Verbrennung des Gases statt, welche den Arbeitern Zeit lässt, sich zurückzuziehen. Die Gruben durch viele, nahe der Decke angebrachte, offene Flammen zu- gleich zu erleuchten und gegen Explosionen zu sichern, ist meines Wissens auch schon vorgeschlagen. Gas-, Petroleum- oder Oel- flammen verzehren aber sehr schnell den Sauerstoff der Luft in den Gruben und mischen sie mit ihren nicht athembaren Ver- brennungsproducten. Ohne diesen Uebelstand würde sich aber derselbe Zweck durch elektrische Beleuchtung erzielen lassen. Es lassen sich jetzt in einen Leitungskreis 20 bis 30 kleine elek- trische Lichter einschalten, die von einer am Tage stehenden Kraftmaschine gespeist und jederzeit gleichzeitig entzündet und ausgelöscht werden können. Die verhältnissmässig geringen Kosten dieser Grubenbeleuchtung würden durch bessere und schnellere Arbeit bei heller Beleuchtung wahrscheinlich mehr wie äquilibrirt werden. Wenn die Flammen einige Zeit vor dem Einfahren der Arbeiter angesteckt und während der Arbeitszeit leuchtend er- halten werden, wird kaum jemals ein grösserer Unglücksfall durch schlagende Wetter zu verzeichnen sein! In vielen Fällen
fein vertheiltes Platina eignen. Schon die grosse Veränderlich- keit der Grubengaseinströmung würde diese Methode — ganz abgesehen von ihrer Kostspieligkeit — unanwendbar und selbst gefährlich machen. Beachtenswerther ist dagegen, wie schon hervorgehoben, das von Delaurier vorgeschlagene Mittel, vor Eintritt der Arbeiter in die Grube an verschiedenen Stellen der- selben galvanische Zündungsversuche zu machen. Bei dem jetzigen, weit entwickelteren Stande der galvanischen Zündungen würde sich dies mit grosser Sicherheit und mit verhältnissmässig ge- ringen Mühen und Kosten durchführen lassen. Freilich wäre der Schutz gegen Explosionen während der Arbeit immer noch nicht erreicht. Um auch diesen zu erzielen, müssten an sehr vielen und namentlich den hochgelegenen und besonders gefähr- deten Stellen stets sichere Zündungsstellen vorhanden sein, wie z. B. offene Flammen. Das leichte Grubengas lagert sich zu- nächst stets an der Decke der inneren Räume (Gänge u. s. w.) der Grube ab und vermischt sich erst allmählich durch Diffusion und Luftströme mit der atmosphärischen Luft zu explosivem Gemenge. Wird es angezündet, bevor diese Mischung eingetreten ist, so findet eine gefahrlose, ruhige Verbrennung des Gases statt, welche den Arbeitern Zeit lässt, sich zurückzuziehen. Die Gruben durch viele, nahe der Decke angebrachte, offene Flammen zu- gleich zu erleuchten und gegen Explosionen zu sichern, ist meines Wissens auch schon vorgeschlagen. Gas-, Petroleum- oder Oel- flammen verzehren aber sehr schnell den Sauerstoff der Luft in den Gruben und mischen sie mit ihren nicht athembaren Ver- brennungsproducten. Ohne diesen Uebelstand würde sich aber derselbe Zweck durch elektrische Beleuchtung erzielen lassen. Es lassen sich jetzt in einen Leitungskreis 20 bis 30 kleine elek- trische Lichter einschalten, die von einer am Tage stehenden Kraftmaschine gespeist und jederzeit gleichzeitig entzündet und ausgelöscht werden können. Die verhältnissmässig geringen Kosten dieser Grubenbeleuchtung würden durch bessere und schnellere Arbeit bei heller Beleuchtung wahrscheinlich mehr wie äquilibrirt werden. Wenn die Flammen einige Zeit vor dem Einfahren der Arbeiter angesteckt und während der Arbeitszeit leuchtend er- halten werden, wird kaum jemals ein grösserer Unglücksfall durch schlagende Wetter zu verzeichnen sein! In vielen Fällen
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fein vertheiltes Platina eignen. Schon die grosse Veränderlich-
keit der Grubengaseinströmung würde diese Methode — ganz
abgesehen von ihrer Kostspieligkeit — unanwendbar und selbst
gefährlich machen. Beachtenswerther ist dagegen, wie schon
hervorgehoben, das von Delaurier vorgeschlagene Mittel, vor
Eintritt der Arbeiter in die Grube an verschiedenen Stellen der-
selben galvanische Zündungsversuche zu machen. Bei dem jetzigen,
weit entwickelteren Stande der galvanischen Zündungen würde
sich dies mit grosser Sicherheit und mit verhältnissmässig ge-
ringen Mühen und Kosten durchführen lassen. Freilich wäre
der Schutz gegen Explosionen während der Arbeit immer noch
nicht erreicht. Um auch diesen zu erzielen, müssten an sehr
vielen und namentlich den hochgelegenen und besonders gefähr-
deten Stellen stets sichere Zündungsstellen vorhanden sein, wie
z. B. offene Flammen. Das leichte Grubengas lagert sich zu-
nächst stets an der Decke der inneren Räume (Gänge u. s. w.)
der Grube ab und vermischt sich erst allmählich durch Diffusion
und Luftströme mit der atmosphärischen Luft zu explosivem
Gemenge. Wird es angezündet, bevor diese Mischung eingetreten
ist, so findet eine gefahrlose, ruhige Verbrennung des Gases statt,
welche den Arbeitern Zeit lässt, sich zurückzuziehen. Die Gruben
durch viele, nahe der Decke angebrachte, offene Flammen zu-
gleich zu erleuchten und gegen Explosionen zu sichern, ist meines
Wissens auch schon vorgeschlagen. Gas-, Petroleum- oder Oel-
flammen verzehren aber sehr schnell den Sauerstoff der Luft in
den Gruben und mischen sie mit ihren nicht athembaren Ver-
brennungsproducten. Ohne diesen Uebelstand würde sich aber
derselbe Zweck durch elektrische Beleuchtung erzielen lassen.
Es lassen sich jetzt in einen Leitungskreis 20 bis 30 kleine elek-
trische Lichter einschalten, die von einer am Tage stehenden
Kraftmaschine gespeist und jederzeit gleichzeitig entzündet und
ausgelöscht werden können. Die verhältnissmässig geringen Kosten
dieser Grubenbeleuchtung würden durch bessere und schnellere
Arbeit bei heller Beleuchtung wahrscheinlich mehr wie äquilibrirt
werden. Wenn die Flammen einige Zeit vor dem Einfahren der
Arbeiter angesteckt und während der Arbeitszeit leuchtend er-
halten werden, wird kaum jemals ein grösserer Unglücksfall
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/558>, abgerufen am 22.11.2024.
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