Kenntniss gekommenen Vorschläge, die bisher gemacht sind, um die schrecklich grossen Verluste an Menschenleben und Eigen- thum, welche fortwährend durch schlagende Wetter verursacht werden, zu verhüten, hervorgeht, giebt es ausser der Venti- lation und der Sicherheitslampe noch mehrere Mittel, um entweder die Ansammlung schlagender Wetter in gefahrbringender Grösse zu verhindern oder die Gefahr rechtzeitig anzumelden und da- durch den Verlusten vorzubeugen. In der Praxis sind dieselben meines Wissens bisher alle nicht zur Anwendung gekommen. Es ist möglich, dass Versuche mit einzelnen dieser Vorschläge gemacht und dass dieselben nicht befriedigend ausgefallen sind. Wenn die Theorie aber richtig ist, dürfen einzelne ungünstige Versuche nicht zurückschrecken, da praktische Schwierigkeiten fast immer zu überwinden sind. Ausserdem ist namentlich die Elektrotechnik in neuerer Zeit sehr vorgeschritten und macht Manches jetzt leicht und sicher ausführbar, woran früher alle Mühen scheiterten! Es lohnt sich daher wohl, die Frage der er- höhten Sicherung der Kohlengruben gegen schlagende Wetter an der Hand der bisher gemachten Vorschläge und unter Berück- sichtigung des jetzigen Standpunktes der Technik einer Prüfung zu unterziehen.
Die Möglichkeit, den Austritt von Grubengas überhaupt durch Erzeugung eines dauernden Ueberdruckes im ganzen Bergwerke zu verhindern, ist wohl kaum zu bezweifeln, da ja schon die ge- ringe Veränderung des Atmosphärendruckes sich so ausser- ordentlich bemerklich macht. Wahrscheinlich würde ein diese Schwankungen wenig übersteigender Ueberdruck schon ausreichen, um nicht nur jedes Einströmen von Grubengas zu verhindern, sondern es würde umgekehrt häufig Luft durch die Kohlenflöze getrieben werden und diese dadurch nach und nach von Gruben- gas befreit werden. Ob sich aber wirklich durch kräftige Ven- tilation und geeignete Verschlussvorrichtungen ein Ueberdruck in der Grube wird herstellen lassen, wird in jedem Einzelfalle erst festgestellt werden müssen. In der Regel wird man diese Methode wahrscheinlich nicht anwenden können. Noch viel weniger wird sich zu allgemeinerer Verwendung die von Payerne vorgeschlagene, fortlaufende Reinigung der Luft der Gruben von Grubengas durch wiederholtes Hindurchtreiben derselben durch
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Kenntniss gekommenen Vorschläge, die bisher gemacht sind, um die schrecklich grossen Verluste an Menschenleben und Eigen- thum, welche fortwährend durch schlagende Wetter verursacht werden, zu verhüten, hervorgeht, giebt es ausser der Venti- lation und der Sicherheitslampe noch mehrere Mittel, um entweder die Ansammlung schlagender Wetter in gefahrbringender Grösse zu verhindern oder die Gefahr rechtzeitig anzumelden und da- durch den Verlusten vorzubeugen. In der Praxis sind dieselben meines Wissens bisher alle nicht zur Anwendung gekommen. Es ist möglich, dass Versuche mit einzelnen dieser Vorschläge gemacht und dass dieselben nicht befriedigend ausgefallen sind. Wenn die Theorie aber richtig ist, dürfen einzelne ungünstige Versuche nicht zurückschrecken, da praktische Schwierigkeiten fast immer zu überwinden sind. Ausserdem ist namentlich die Elektrotechnik in neuerer Zeit sehr vorgeschritten und macht Manches jetzt leicht und sicher ausführbar, woran früher alle Mühen scheiterten! Es lohnt sich daher wohl, die Frage der er- höhten Sicherung der Kohlengruben gegen schlagende Wetter an der Hand der bisher gemachten Vorschläge und unter Berück- sichtigung des jetzigen Standpunktes der Technik einer Prüfung zu unterziehen.
Die Möglichkeit, den Austritt von Grubengas überhaupt durch Erzeugung eines dauernden Ueberdruckes im ganzen Bergwerke zu verhindern, ist wohl kaum zu bezweifeln, da ja schon die ge- ringe Veränderung des Atmosphärendruckes sich so ausser- ordentlich bemerklich macht. Wahrscheinlich würde ein diese Schwankungen wenig übersteigender Ueberdruck schon ausreichen, um nicht nur jedes Einströmen von Grubengas zu verhindern, sondern es würde umgekehrt häufig Luft durch die Kohlenflöze getrieben werden und diese dadurch nach und nach von Gruben- gas befreit werden. Ob sich aber wirklich durch kräftige Ven- tilation und geeignete Verschlussvorrichtungen ein Ueberdruck in der Grube wird herstellen lassen, wird in jedem Einzelfalle erst festgestellt werden müssen. In der Regel wird man diese Methode wahrscheinlich nicht anwenden können. Noch viel weniger wird sich zu allgemeinerer Verwendung die von Payerne vorgeschlagene, fortlaufende Reinigung der Luft der Gruben von Grubengas durch wiederholtes Hindurchtreiben derselben durch
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Kenntniss gekommenen Vorschläge, die bisher gemacht sind, um
die schrecklich grossen Verluste an Menschenleben und Eigen-
thum, welche fortwährend durch schlagende Wetter verursacht
werden, zu verhüten, hervorgeht, giebt es ausser der Venti-
lation und der Sicherheitslampe noch mehrere Mittel, um entweder
die Ansammlung schlagender Wetter in gefahrbringender Grösse
zu verhindern oder die Gefahr rechtzeitig anzumelden und da-
durch den Verlusten vorzubeugen. In der Praxis sind dieselben
meines Wissens bisher alle nicht zur Anwendung gekommen.
Es ist möglich, dass Versuche mit einzelnen dieser Vorschläge
gemacht und dass dieselben nicht befriedigend ausgefallen sind.
Wenn die Theorie aber richtig ist, dürfen einzelne ungünstige
Versuche nicht zurückschrecken, da praktische Schwierigkeiten
fast immer zu überwinden sind. Ausserdem ist namentlich die
Elektrotechnik in neuerer Zeit sehr vorgeschritten und macht
Manches jetzt leicht und sicher ausführbar, woran früher alle
Mühen scheiterten! Es lohnt sich daher wohl, die Frage der er-
höhten Sicherung der Kohlengruben gegen schlagende Wetter an
der Hand der bisher gemachten Vorschläge und unter Berück-
sichtigung des jetzigen Standpunktes der Technik einer Prüfung
zu unterziehen.
Die Möglichkeit, den Austritt von Grubengas überhaupt durch
Erzeugung eines dauernden Ueberdruckes im ganzen Bergwerke
zu verhindern, ist wohl kaum zu bezweifeln, da ja schon die ge-
ringe Veränderung des Atmosphärendruckes sich so ausser-
ordentlich bemerklich macht. Wahrscheinlich würde ein diese
Schwankungen wenig übersteigender Ueberdruck schon ausreichen,
um nicht nur jedes Einströmen von Grubengas zu verhindern,
sondern es würde umgekehrt häufig Luft durch die Kohlenflöze
getrieben werden und diese dadurch nach und nach von Gruben-
gas befreit werden. Ob sich aber wirklich durch kräftige Ven-
tilation und geeignete Verschlussvorrichtungen ein Ueberdruck
in der Grube wird herstellen lassen, wird in jedem Einzelfalle
erst festgestellt werden müssen. In der Regel wird man diese
Methode wahrscheinlich nicht anwenden können. Noch viel
weniger wird sich zu allgemeinerer Verwendung die von Payerne
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Grubengas durch wiederholtes Hindurchtreiben derselben durch
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/557>, abgerufen am 22.11.2024.
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