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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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recht schöne und ausserordentlich wirksame Mittel, die gewiss vielen
Tausenden das Leben gerettet haben. Leider hat aber die Erfahrung
des letzten halben Jahrhunderts gezeigt, dass sie nicht ausreichen;
denn wenn sie ausreichten, würden wir nicht fortlaufend noch so
viele Explosionen haben, und die häufigen Unglücksfälle durch
mörderische schlagende Wetter, die, ich muss sagen, zur Schmach
der Wissenschaft und Technik noch überall in der Welt so häufig
vorkommen, würden ausbleiben oder doch wenigstens nur selten
eintreten. Es vergeht aber fast kein Monat, wo nicht eine solche
verderbliche Explosion durch die öffentlichen Blätter gemeldet
wird. Es zeigt dies unwiderleglich, dass die bisherigen Mittel
nicht ausreichen und dass noch nach anderen gesucht werden
muss.

Es haben sich auch schon vielfach Gelehrte und Techniker
mit dieser Frage beschäftigt und haben Hülfsmittel anderer Art
in Vorschlag gebracht. Davy selbst, dann Graham, ein berühmter
englischer Chemiker, haben die Natur der schlagenden Wetter
in einigen Gruben, die besonders gefährlich waren, genau unter-
sucht und die chemischen Eigenschaften des Grubengases ermittelt.
Merkwürdigerweise hat Graham 1) gefunden, dass fein vertheiltes
Platina auf reines Kohlengrubengas nicht, wie auf andere Kohlen-
wasserstoffe, katalytisch einwirkte. Die Autorität Grahams ist
wohl der Grund gewesen, weshalb das fein vertheilte Platina als
Hülfsmittel zur Anzeige vorhandenen Grubengases bis auf neuere
Zeit ausser Betracht geblieben ist. Im Jahre 1847 machte
Payerne in Paris 2) allerdings den Vorschlag, Pumpen in der
Grube aufzustellen, welche die Luft durch grosse Diaphragmen,
die mit Platinmohr oder Platinschwamm belegt waren, pumpen
sollten. Er sagt, im Widerspruch mit Graham und Dr. Ure, das
Grubengas würde langsam durch die Contactwirkung des fein ver-
theilten Platinas verbrennen, und daher eine gefahrlose Reinigung
der Luft von Grubengas eintreten. Dieser Vorschlag hat weiter
keinen Erfolg gehabt. Vielleicht ist er der Kostspieligkeit der
nöthigen grossen Massen von Platina wegen gar nicht praktisch
versucht.


1) Chemical Gazette, Dec. 1845, No. 75. Dinglers Polytechnisches
Journal Bd. 99, S. 138.
2) Dinglers P. J. Bd. 103, S. 153.

recht schöne und ausserordentlich wirksame Mittel, die gewiss vielen
Tausenden das Leben gerettet haben. Leider hat aber die Erfahrung
des letzten halben Jahrhunderts gezeigt, dass sie nicht ausreichen;
denn wenn sie ausreichten, würden wir nicht fortlaufend noch so
viele Explosionen haben, und die häufigen Unglücksfälle durch
mörderische schlagende Wetter, die, ich muss sagen, zur Schmach
der Wissenschaft und Technik noch überall in der Welt so häufig
vorkommen, würden ausbleiben oder doch wenigstens nur selten
eintreten. Es vergeht aber fast kein Monat, wo nicht eine solche
verderbliche Explosion durch die öffentlichen Blätter gemeldet
wird. Es zeigt dies unwiderleglich, dass die bisherigen Mittel
nicht ausreichen und dass noch nach anderen gesucht werden
muss.

Es haben sich auch schon vielfach Gelehrte und Techniker
mit dieser Frage beschäftigt und haben Hülfsmittel anderer Art
in Vorschlag gebracht. Davy selbst, dann Graham, ein berühmter
englischer Chemiker, haben die Natur der schlagenden Wetter
in einigen Gruben, die besonders gefährlich waren, genau unter-
sucht und die chemischen Eigenschaften des Grubengases ermittelt.
Merkwürdigerweise hat Graham 1) gefunden, dass fein vertheiltes
Platina auf reines Kohlengrubengas nicht, wie auf andere Kohlen-
wasserstoffe, katalytisch einwirkte. Die Autorität Grahams ist
wohl der Grund gewesen, weshalb das fein vertheilte Platina als
Hülfsmittel zur Anzeige vorhandenen Grubengases bis auf neuere
Zeit ausser Betracht geblieben ist. Im Jahre 1847 machte
Payerne in Paris 2) allerdings den Vorschlag, Pumpen in der
Grube aufzustellen, welche die Luft durch grosse Diaphragmen,
die mit Platinmohr oder Platinschwamm belegt waren, pumpen
sollten. Er sagt, im Widerspruch mit Graham und Dr. Ure, das
Grubengas würde langsam durch die Contactwirkung des fein ver-
theilten Platinas verbrennen, und daher eine gefahrlose Reinigung
der Luft von Grubengas eintreten. Dieser Vorschlag hat weiter
keinen Erfolg gehabt. Vielleicht ist er der Kostspieligkeit der
nöthigen grossen Massen von Platina wegen gar nicht praktisch
versucht.


1) Chemical Gazette, Dec. 1845, No. 75. Dinglers Polytechnisches
Journal Bd. 99, S. 138.
2) Dinglers P. J. Bd. 103, S. 153.
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[528/0554] recht schöne und ausserordentlich wirksame Mittel, die gewiss vielen Tausenden das Leben gerettet haben. Leider hat aber die Erfahrung des letzten halben Jahrhunderts gezeigt, dass sie nicht ausreichen; denn wenn sie ausreichten, würden wir nicht fortlaufend noch so viele Explosionen haben, und die häufigen Unglücksfälle durch mörderische schlagende Wetter, die, ich muss sagen, zur Schmach der Wissenschaft und Technik noch überall in der Welt so häufig vorkommen, würden ausbleiben oder doch wenigstens nur selten eintreten. Es vergeht aber fast kein Monat, wo nicht eine solche verderbliche Explosion durch die öffentlichen Blätter gemeldet wird. Es zeigt dies unwiderleglich, dass die bisherigen Mittel nicht ausreichen und dass noch nach anderen gesucht werden muss. Es haben sich auch schon vielfach Gelehrte und Techniker mit dieser Frage beschäftigt und haben Hülfsmittel anderer Art in Vorschlag gebracht. Davy selbst, dann Graham, ein berühmter englischer Chemiker, haben die Natur der schlagenden Wetter in einigen Gruben, die besonders gefährlich waren, genau unter- sucht und die chemischen Eigenschaften des Grubengases ermittelt. Merkwürdigerweise hat Graham 1) gefunden, dass fein vertheiltes Platina auf reines Kohlengrubengas nicht, wie auf andere Kohlen- wasserstoffe, katalytisch einwirkte. Die Autorität Grahams ist wohl der Grund gewesen, weshalb das fein vertheilte Platina als Hülfsmittel zur Anzeige vorhandenen Grubengases bis auf neuere Zeit ausser Betracht geblieben ist. Im Jahre 1847 machte Payerne in Paris 2) allerdings den Vorschlag, Pumpen in der Grube aufzustellen, welche die Luft durch grosse Diaphragmen, die mit Platinmohr oder Platinschwamm belegt waren, pumpen sollten. Er sagt, im Widerspruch mit Graham und Dr. Ure, das Grubengas würde langsam durch die Contactwirkung des fein ver- theilten Platinas verbrennen, und daher eine gefahrlose Reinigung der Luft von Grubengas eintreten. Dieser Vorschlag hat weiter keinen Erfolg gehabt. Vielleicht ist er der Kostspieligkeit der nöthigen grossen Massen von Platina wegen gar nicht praktisch versucht. 1) Chemical Gazette, Dec. 1845, No. 75. Dinglers Polytechnisches Journal Bd. 99, S. 138. 2) Dinglers P. J. Bd. 103, S. 153.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/554>, abgerufen am 22.11.2024.