diese hatte Beetz eine beträchtliche Zunahme der Leitungsfähig- keit bei wachsender Temperatur constatirt, während er eine solche bei Kohlenstäben, die aus Gasretortekohlen geschnitten waren, nicht fand. Es erschien nicht unwahrscheinlich, dass die aus zersetztem Theer oder Zucker entstandene Kohle, welche die Gaskohlen-Partikelchen trennt, andere Eigenschaften besitzt als die Gasretortenkohle, da die aus festen Kohlenwasserstoffen re- ducirte Kohle sehr hartnäckig auch noch bei starker Erhitzung Wasserstoff zurückhält und dann ein sehr schlechter Leiter ist -- wie z. B. die nicht sehr stark und anhaltend geglühte Holzkohle. Eine solche schlecht leitende Zwischenschicht konnte auch den Coefficienten der Zunahme der Leitungsfähigkeit wesentlich be- einflussen. Der Versuch hat dies jedoch nicht bestätigt. Es wurden zwei verschiedene französische, künstliche, runde Kohlen- stäbe in der beschriebenen Weise mit Zuleitungen versehen und ihr Widerstand bei verschiedenen Temperaturen gemessen. Es ergaben sich dabei folgende Tabellen (siehe Tabelle B auf vor- stehender Seite):
Es folgt hieraus, dass die künstlichen, durch Pressung aus Kohlenpulver erzeugten Kohlenstangen, ebenso wie die aus Gas- retortenkohle geschnittenen, bei wachsenden Temperaturen eine grössere Leitungsfähigkeit zeigen, und dass die Zunahme nicht ganz so gross ist wie bei der Gasretortenkohle. Die von ande- ren Beobachtern gefundenen abweichenden Resultate werden wahr- scheinlich ebenfalls auf mangelhafte Verbindung der Enden zu- rückzuführen sein.
Bei den beschriebenen Versuchen stellt sich keine bestimmte Vergrösserung oder Verminderung des Zunahme-Coefficienten mit der Temperatur heraus. Ich nehme auch um so mehr Anstand, aus den mitgetheilten Messungen in dieser Hinsicht eine be- stimmte Ansicht auszusprechen, als sie überhaupt nicht so be- stimmte und sichere Resultate angegeben haben, wie die ange- wendete Methode sie erwarten liess. Ob diese bisher nicht er- klärlichen Unregelmässigkeiten darin zu suchen sind, dass die leitende Verbindung auch bei der galvanischen Verkupferung noch nicht als vollkommen zu betrachten ist, oder ob die Kohle ähnlichen, ihre Leitungsfähigkeit ändernden Einflüssen unterliegt, wie das Selen, muss einer eingehenderen Untersuchung vorbe-
diese hatte Beetz eine beträchtliche Zunahme der Leitungsfähig- keit bei wachsender Temperatur constatirt, während er eine solche bei Kohlenstäben, die aus Gasretortekohlen geschnitten waren, nicht fand. Es erschien nicht unwahrscheinlich, dass die aus zersetztem Theer oder Zucker entstandene Kohle, welche die Gaskohlen-Partikelchen trennt, andere Eigenschaften besitzt als die Gasretortenkohle, da die aus festen Kohlenwasserstoffen re- ducirte Kohle sehr hartnäckig auch noch bei starker Erhitzung Wasserstoff zurückhält und dann ein sehr schlechter Leiter ist — wie z. B. die nicht sehr stark und anhaltend geglühte Holzkohle. Eine solche schlecht leitende Zwischenschicht konnte auch den Coefficienten der Zunahme der Leitungsfähigkeit wesentlich be- einflussen. Der Versuch hat dies jedoch nicht bestätigt. Es wurden zwei verschiedene französische, künstliche, runde Kohlen- stäbe in der beschriebenen Weise mit Zuleitungen versehen und ihr Widerstand bei verschiedenen Temperaturen gemessen. Es ergaben sich dabei folgende Tabellen (siehe Tabelle B auf vor- stehender Seite):
Es folgt hieraus, dass die künstlichen, durch Pressung aus Kohlenpulver erzeugten Kohlenstangen, ebenso wie die aus Gas- retortenkohle geschnittenen, bei wachsenden Temperaturen eine grössere Leitungsfähigkeit zeigen, und dass die Zunahme nicht ganz so gross ist wie bei der Gasretortenkohle. Die von ande- ren Beobachtern gefundenen abweichenden Resultate werden wahr- scheinlich ebenfalls auf mangelhafte Verbindung der Enden zu- rückzuführen sein.
Bei den beschriebenen Versuchen stellt sich keine bestimmte Vergrösserung oder Verminderung des Zunahme-Coefficienten mit der Temperatur heraus. Ich nehme auch um so mehr Anstand, aus den mitgetheilten Messungen in dieser Hinsicht eine be- stimmte Ansicht auszusprechen, als sie überhaupt nicht so be- stimmte und sichere Resultate angegeben haben, wie die ange- wendete Methode sie erwarten liess. Ob diese bisher nicht er- klärlichen Unregelmässigkeiten darin zu suchen sind, dass die leitende Verbindung auch bei der galvanischen Verkupferung noch nicht als vollkommen zu betrachten ist, oder ob die Kohle ähnlichen, ihre Leitungsfähigkeit ändernden Einflüssen unterliegt, wie das Selen, muss einer eingehenderen Untersuchung vorbe-
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[520/0546]
diese hatte Beetz eine beträchtliche Zunahme der Leitungsfähig-
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solche bei Kohlenstäben, die aus Gasretortekohlen geschnitten
waren, nicht fand. Es erschien nicht unwahrscheinlich, dass die
aus zersetztem Theer oder Zucker entstandene Kohle, welche
die Gaskohlen-Partikelchen trennt, andere Eigenschaften besitzt als
die Gasretortenkohle, da die aus festen Kohlenwasserstoffen re-
ducirte Kohle sehr hartnäckig auch noch bei starker Erhitzung
Wasserstoff zurückhält und dann ein sehr schlechter Leiter ist —
wie z. B. die nicht sehr stark und anhaltend geglühte Holzkohle.
Eine solche schlecht leitende Zwischenschicht konnte auch den
Coefficienten der Zunahme der Leitungsfähigkeit wesentlich be-
einflussen. Der Versuch hat dies jedoch nicht bestätigt. Es
wurden zwei verschiedene französische, künstliche, runde Kohlen-
stäbe in der beschriebenen Weise mit Zuleitungen versehen und
ihr Widerstand bei verschiedenen Temperaturen gemessen. Es
ergaben sich dabei folgende Tabellen (siehe Tabelle B auf vor-
stehender Seite):
Es folgt hieraus, dass die künstlichen, durch Pressung aus
Kohlenpulver erzeugten Kohlenstangen, ebenso wie die aus Gas-
retortenkohle geschnittenen, bei wachsenden Temperaturen eine
grössere Leitungsfähigkeit zeigen, und dass die Zunahme nicht
ganz so gross ist wie bei der Gasretortenkohle. Die von ande-
ren Beobachtern gefundenen abweichenden Resultate werden wahr-
scheinlich ebenfalls auf mangelhafte Verbindung der Enden zu-
rückzuführen sein.
Bei den beschriebenen Versuchen stellt sich keine bestimmte
Vergrösserung oder Verminderung des Zunahme-Coefficienten mit
der Temperatur heraus. Ich nehme auch um so mehr Anstand,
aus den mitgetheilten Messungen in dieser Hinsicht eine be-
stimmte Ansicht auszusprechen, als sie überhaupt nicht so be-
stimmte und sichere Resultate angegeben haben, wie die ange-
wendete Methode sie erwarten liess. Ob diese bisher nicht er-
klärlichen Unregelmässigkeiten darin zu suchen sind, dass die
leitende Verbindung auch bei der galvanischen Verkupferung
noch nicht als vollkommen zu betrachten ist, oder ob die Kohle
ähnlichen, ihre Leitungsfähigkeit ändernden Einflüssen unterliegt,
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/546>, abgerufen am 22.11.2024.
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