Kohlen schnell aus dem Ofen entfernt, und das Rohr schnell ab- gekühlt. Dabei nahm der Widerstand der Kohle stetig zu, bis er, als das Rohr die Zimmertemperatur wieder angenommen hatte, auf 1,685 stehen blieb. Die beobachtete bedeutende Vergrösse- rung des Widerstandes, den die Kohle nach erfolgter Abkühlung im Vergleich mit der Messung bei Beginn des Versuches zeigte, ist wohl wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, dass der im Rohre enthaltene Sauerstoff einen Theil der Kohle verzehrt und ihren Widerstand dadurch dauernd vergrössert hatte. Da- für spricht auch die Vergrösserung des Widerstandes während der langsamen Erhitzung von der Zinkschmelzhitze bis zur Rothgluth. Während der schnellen Abkühlung von dieser bis zur Zimmertemperatur konnte keine in Betracht kommende weitere Verbrennung der Kohle eintreten. Nimmt man die Rothgluth zu 900 °C. an, so ergiebt die Widerstandszunahme während der Abkühlung eine procentische Verminderung der Leitungsfähigkeit von 0,00033 pro Grad, -- eine Uebereinstimmung mit den bei niedrigen Temperaturen gefundenen Werthen, die bei der Un- sicherheit der Temperaturannahme wohl nur zufällig ist. Als erwiesen ist aber durch diesen Versuch anzusehen, dass die Leitungsfähigkeit der Kohle bis zur Gluthhitze hin zunimmt.
Der Umstand, dass ich wie Matthiessen die Verbindung der Kohlenenden mit den Zuleitungsdrähten durch galvanische Ver- kupferung hergestellt hatte, während Auerbach sie dadurch be- wirkte, dass er die Kohlenenden in geschmolzenes Loth tauchte und darin erkalten liess, machte es mir wahrscheinlich, dass hierin der hauptsächliche Grund der unrichtigen Ergebnisse der Versuche des Letzteren zu suchen sei. Ich habe bereits im Jahre 18601) auf die Beobachtung hingewiesen, dass Metall- drähte, wenn sie ohne vorherige Amalgamirung in ein Queck- silberbad getaucht werden, einen Uebergangswiderstand zeigen, der wohl unzweifelhaft von einer schlecht leitenden, auf der Oberfläche der Metalle durch Molekularanziehung verdichteten Luftschicht, die der Strom durchlaufen muss, herrührt. Da die Kohlenstäbe, welche Auerbach benutzte, bei geringer Länge ver- hältnissmässig stark (etwa 6 mm im Quadrat) waren, mithin nur
1) Pogg. Ann. Bd. 110. p. 11.
Kohlen schnell aus dem Ofen entfernt, und das Rohr schnell ab- gekühlt. Dabei nahm der Widerstand der Kohle stetig zu, bis er, als das Rohr die Zimmertemperatur wieder angenommen hatte, auf 1,685 stehen blieb. Die beobachtete bedeutende Vergrösse- rung des Widerstandes, den die Kohle nach erfolgter Abkühlung im Vergleich mit der Messung bei Beginn des Versuches zeigte, ist wohl wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, dass der im Rohre enthaltene Sauerstoff einen Theil der Kohle verzehrt und ihren Widerstand dadurch dauernd vergrössert hatte. Da- für spricht auch die Vergrösserung des Widerstandes während der langsamen Erhitzung von der Zinkschmelzhitze bis zur Rothgluth. Während der schnellen Abkühlung von dieser bis zur Zimmertemperatur konnte keine in Betracht kommende weitere Verbrennung der Kohle eintreten. Nimmt man die Rothgluth zu 900 °C. an, so ergiebt die Widerstandszunahme während der Abkühlung eine procentische Verminderung der Leitungsfähigkeit von 0,00033 pro Grad, — eine Uebereinstimmung mit den bei niedrigen Temperaturen gefundenen Werthen, die bei der Un- sicherheit der Temperaturannahme wohl nur zufällig ist. Als erwiesen ist aber durch diesen Versuch anzusehen, dass die Leitungsfähigkeit der Kohle bis zur Gluthhitze hin zunimmt.
Der Umstand, dass ich wie Matthiessen die Verbindung der Kohlenenden mit den Zuleitungsdrähten durch galvanische Ver- kupferung hergestellt hatte, während Auerbach sie dadurch be- wirkte, dass er die Kohlenenden in geschmolzenes Loth tauchte und darin erkalten liess, machte es mir wahrscheinlich, dass hierin der hauptsächliche Grund der unrichtigen Ergebnisse der Versuche des Letzteren zu suchen sei. Ich habe bereits im Jahre 18601) auf die Beobachtung hingewiesen, dass Metall- drähte, wenn sie ohne vorherige Amalgamirung in ein Queck- silberbad getaucht werden, einen Uebergangswiderstand zeigen, der wohl unzweifelhaft von einer schlecht leitenden, auf der Oberfläche der Metalle durch Molekularanziehung verdichteten Luftschicht, die der Strom durchlaufen muss, herrührt. Da die Kohlenstäbe, welche Auerbach benutzte, bei geringer Länge ver- hältnissmässig stark (etwa 6 mm im Quadrat) waren, mithin nur
1) Pogg. Ann. Bd. 110. p. 11.
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Kohlen schnell aus dem Ofen entfernt, und das Rohr schnell ab-
gekühlt. Dabei nahm der Widerstand der Kohle stetig zu, bis
er, als das Rohr die Zimmertemperatur wieder angenommen hatte,
auf 1,685 stehen blieb. Die beobachtete bedeutende Vergrösse-
rung des Widerstandes, den die Kohle nach erfolgter Abkühlung
im Vergleich mit der Messung bei Beginn des Versuches zeigte,
ist wohl wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, dass der im
Rohre enthaltene Sauerstoff einen Theil der Kohle verzehrt
und ihren Widerstand dadurch dauernd vergrössert hatte. Da-
für spricht auch die Vergrösserung des Widerstandes während
der langsamen Erhitzung von der Zinkschmelzhitze bis zur
Rothgluth. Während der schnellen Abkühlung von dieser bis zur
Zimmertemperatur konnte keine in Betracht kommende weitere
Verbrennung der Kohle eintreten. Nimmt man die Rothgluth zu
900 °C. an, so ergiebt die Widerstandszunahme während der
Abkühlung eine procentische Verminderung der Leitungsfähigkeit
von 0,00033 pro Grad, — eine Uebereinstimmung mit den bei
niedrigen Temperaturen gefundenen Werthen, die bei der Un-
sicherheit der Temperaturannahme wohl nur zufällig ist. Als
erwiesen ist aber durch diesen Versuch anzusehen, dass die
Leitungsfähigkeit der Kohle bis zur Gluthhitze hin zunimmt.
Der Umstand, dass ich wie Matthiessen die Verbindung der
Kohlenenden mit den Zuleitungsdrähten durch galvanische Ver-
kupferung hergestellt hatte, während Auerbach sie dadurch be-
wirkte, dass er die Kohlenenden in geschmolzenes Loth tauchte
und darin erkalten liess, machte es mir wahrscheinlich, dass
hierin der hauptsächliche Grund der unrichtigen Ergebnisse der
Versuche des Letzteren zu suchen sei. Ich habe bereits im
Jahre 1860 1) auf die Beobachtung hingewiesen, dass Metall-
drähte, wenn sie ohne vorherige Amalgamirung in ein Queck-
silberbad getaucht werden, einen Uebergangswiderstand zeigen,
der wohl unzweifelhaft von einer schlecht leitenden, auf der
Oberfläche der Metalle durch Molekularanziehung verdichteten
Luftschicht, die der Strom durchlaufen muss, herrührt. Da die
Kohlenstäbe, welche Auerbach benutzte, bei geringer Länge ver-
hältnissmässig stark (etwa 6 mm im Quadrat) waren, mithin nur
1) Pogg. Ann. Bd. 110. p. 11.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/542>, abgerufen am 22.11.2024.
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