einander ausüben müssten, wenn sie durch Erwärmung aus- gedehnt werden. Ich selbst hatte öfters Gelegenheit, mich bei anderweitigen Versuchen zu überzeugen, dass Matthiessen's An- gabe richtig war. Um so auffallender war mir das Resultat einer neueren Arbeit von Felix Auerbach, vorgelegt von Riecke der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen, Jan. 1879, dahin gehend, dass die Gasretortenkohle sich hinsichtlich der elektrischen Leitungsfähigkeit wie die Metalllegirungen verhalte, indem ihr Leitungswiderstand bei wachsender Temperatur in steigendem Verhältniss zunehme. Dass ein so exacter Beobachter, wie Matthiessen, sich so vollständig geirrt haben sollte, konnte ich kaum annehmen, obschon auch Beetz bei der Gasretortenkohle keine Zunahme der Leitungsfähigkeit finden konnte; die Versuche Auerbach's waren jedoch andererseits offenbar mit Sorgfalt und mit guten Instrumenten durchgeführt. Leider hatten alle drei Beobachter ihre Versuche nicht detaillirt genug beschrieben, um durch eine kritische Untersuchung derselben den Grund der Verschiedenheit ihrer Resultate ermitteln zu können. Bei der allgemeinen Anordnung der Auerbach'schen Versuche lässt sich im Wesentlichen nur die Art der Erhitzung der Kohlenstäbe und der geringe Widerstand derselben bemängeln. Die gleichmässige Erwärmung der ca. 6mm dicken und 122mm langen Stange in einer lufterfüllten Kammer bis zu einer bestimmten Temperatur dürfte sich nur sehr schwer ausführen lassen. Wie die Erwärmung der Luft ausgeführt wurde, ist aus der Beschreibung der Versuche nicht zu erkennen. Die Annahme, dass die Temperatur des Stabes mit der des Thermometers übereingestimmt habe, wenn keine weitere Veränderung des Widerstandes am Galvanometer zu bemerken war, dürfte für exacte Messungen wohl nicht zu- lässig sein. Da nur Mittel aus mehreren Messungen für jede Temperatur angegeben sind, ohne Angabe der Abweichung der einzelnen Messungen von einander, so fehlt jede Controle der Richtigkeit der vorausgesetzten Temperaturen der Kohlenstäbe. Immerhin ist die Uebereinstimmung der beobachteten und be- rechneten Resultate gross genug, um den Gedanken auszu- schliessen, dass das Endresultat der Messungen des Hrn. Auer- bach nur auf Beobachtungsfehlern beruhen könnte. Da eine un- zweifelhafte Entscheidung der Frage, ob und in welchem Grade
einander ausüben müssten, wenn sie durch Erwärmung aus- gedehnt werden. Ich selbst hatte öfters Gelegenheit, mich bei anderweitigen Versuchen zu überzeugen, dass Matthiessen’s An- gabe richtig war. Um so auffallender war mir das Resultat einer neueren Arbeit von Felix Auerbach, vorgelegt von Riecke der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen, Jan. 1879, dahin gehend, dass die Gasretortenkohle sich hinsichtlich der elektrischen Leitungsfähigkeit wie die Metalllegirungen verhalte, indem ihr Leitungswiderstand bei wachsender Temperatur in steigendem Verhältniss zunehme. Dass ein so exacter Beobachter, wie Matthiessen, sich so vollständig geirrt haben sollte, konnte ich kaum annehmen, obschon auch Beetz bei der Gasretortenkohle keine Zunahme der Leitungsfähigkeit finden konnte; die Versuche Auerbach’s waren jedoch andererseits offenbar mit Sorgfalt und mit guten Instrumenten durchgeführt. Leider hatten alle drei Beobachter ihre Versuche nicht detaillirt genug beschrieben, um durch eine kritische Untersuchung derselben den Grund der Verschiedenheit ihrer Resultate ermitteln zu können. Bei der allgemeinen Anordnung der Auerbach’schen Versuche lässt sich im Wesentlichen nur die Art der Erhitzung der Kohlenstäbe und der geringe Widerstand derselben bemängeln. Die gleichmässige Erwärmung der ca. 6mm dicken und 122mm langen Stange in einer lufterfüllten Kammer bis zu einer bestimmten Temperatur dürfte sich nur sehr schwer ausführen lassen. Wie die Erwärmung der Luft ausgeführt wurde, ist aus der Beschreibung der Versuche nicht zu erkennen. Die Annahme, dass die Temperatur des Stabes mit der des Thermometers übereingestimmt habe, wenn keine weitere Veränderung des Widerstandes am Galvanometer zu bemerken war, dürfte für exacte Messungen wohl nicht zu- lässig sein. Da nur Mittel aus mehreren Messungen für jede Temperatur angegeben sind, ohne Angabe der Abweichung der einzelnen Messungen von einander, so fehlt jede Controle der Richtigkeit der vorausgesetzten Temperaturen der Kohlenstäbe. Immerhin ist die Uebereinstimmung der beobachteten und be- rechneten Resultate gross genug, um den Gedanken auszu- schliessen, dass das Endresultat der Messungen des Hrn. Auer- bach nur auf Beobachtungsfehlern beruhen könnte. Da eine un- zweifelhafte Entscheidung der Frage, ob und in welchem Grade
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einander ausüben müssten, wenn sie durch Erwärmung aus-
gedehnt werden. Ich selbst hatte öfters Gelegenheit, mich bei
anderweitigen Versuchen zu überzeugen, dass Matthiessen’s An-
gabe richtig war. Um so auffallender war mir das Resultat einer
neueren Arbeit von Felix Auerbach, vorgelegt von Riecke der
Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen, Jan. 1879,
dahin gehend, dass die Gasretortenkohle sich hinsichtlich der
elektrischen Leitungsfähigkeit wie die Metalllegirungen verhalte,
indem ihr Leitungswiderstand bei wachsender Temperatur in
steigendem Verhältniss zunehme. Dass ein so exacter Beobachter,
wie Matthiessen, sich so vollständig geirrt haben sollte, konnte
ich kaum annehmen, obschon auch Beetz bei der Gasretortenkohle
keine Zunahme der Leitungsfähigkeit finden konnte; die Versuche
Auerbach’s waren jedoch andererseits offenbar mit Sorgfalt und
mit guten Instrumenten durchgeführt. Leider hatten alle drei
Beobachter ihre Versuche nicht detaillirt genug beschrieben, um
durch eine kritische Untersuchung derselben den Grund der
Verschiedenheit ihrer Resultate ermitteln zu können. Bei der
allgemeinen Anordnung der Auerbach’schen Versuche lässt sich
im Wesentlichen nur die Art der Erhitzung der Kohlenstäbe und
der geringe Widerstand derselben bemängeln. Die gleichmässige
Erwärmung der ca. 6mm dicken und 122mm langen Stange in
einer lufterfüllten Kammer bis zu einer bestimmten Temperatur
dürfte sich nur sehr schwer ausführen lassen. Wie die Erwärmung
der Luft ausgeführt wurde, ist aus der Beschreibung der Versuche
nicht zu erkennen. Die Annahme, dass die Temperatur des
Stabes mit der des Thermometers übereingestimmt habe, wenn
keine weitere Veränderung des Widerstandes am Galvanometer
zu bemerken war, dürfte für exacte Messungen wohl nicht zu-
lässig sein. Da nur Mittel aus mehreren Messungen für jede
Temperatur angegeben sind, ohne Angabe der Abweichung der
einzelnen Messungen von einander, so fehlt jede Controle der
Richtigkeit der vorausgesetzten Temperaturen der Kohlenstäbe.
Immerhin ist die Uebereinstimmung der beobachteten und be-
rechneten Resultate gross genug, um den Gedanken auszu-
schliessen, dass das Endresultat der Messungen des Hrn. Auer-
bach nur auf Beobachtungsfehlern beruhen könnte. Da eine un-
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/536>, abgerufen am 23.11.2024.
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