kann dem Bedürfniss nach besseren Verkehrsmitteln daher in der That nur sehr einseitige und ungenügende Dienste leisten. Um ihm zu genügen, müsste ein Netz von ähnlichen Stadtbah- nen über ganz Berlin gelegt werden, was kaum erschwingliche Kosten und gewaltige Umwälzungen verursachen und die Stadt selbst im höchsten Grade verunzieren würde.
Ungemein viel leichter würde derselbe Zweck zum grossen Theil erreicht werden, wenn von allen Stationen der Stadtbahn nach Süden und Norden hin elektrische Hochbahnen gebaut würden, die ohne den Strassenverkehr zu hemmen, die Stadt- bahn mit allen Theilen Berlins in Verbindung bringen würde. Dann wäre wirklich ganz Berlin durch sie aufgeschlossen.
Eine weitere sehr nützliche Anwendung der elektrischen Triebkraft würde noch die sein, auf grosse Entfernungen hin kleine verdeckte Bahnen zu bauen, die dasselbe für grosse Entfernungen thun sollen, was mit so grossem Vortheil die pneumatische Post im kleineren Rayon, also im Innern von Städten ausübt. Es ist jetzt, wie die Herren vom Eisenbahnfache mir Alle bezeugen werden, eine grosse Belastung für die Eisenbahnen, dass sie oft nur des Post- und namentlich des Briefverkehrs wegen so häufig und schnell fahren müssen. Andererseits ist es für den Brief- verkehr, der doch immer die Basis allen Verkehrs ist, wieder von der grössten Bedeutung, möglichst schnelle Verbindungen zwischen allen Verkehrsplätzen des In- und Auslandes zu haben. Die Rohrpost erfüllt dies Bedürfniss für kleine Entfernungen, sie ist aber nur innerhalb sehr enger Grenzen anwendbar. Die elektrische Beförderung soll hier eintreten, um einen schnellen Briefverkehr, wie ihn die Rohrpost für kleine Entfernungen ge- währt, auch für grosse Entfernungen zu ermöglichen.
Ein solche "elektrische Post" ist in den Fig. 7 und 8 der Tafel schematisch dargestellt. Es ist angenommen, dass die kleine bedeckte Bahn auf dem Eisenbahndamme, von niedrigen eisernen Säulen S getragen, fortgeführt ist. Sind Wegeüber- gänge oder Stationen zu überschreiten so geschieht dies ent- weder durch Senkung der Bahn in bedeckte Canäle oder durch Steigung derselben bis zu der nöthigen Höhe. Auf den Säulen sind etwa 1/2 m lange Holzschwellen befestigt. Diese tragen die ebenfalls etwa 1/2 m hohen Blechträger b1, b2, die gleichzeitig die
kann dem Bedürfniss nach besseren Verkehrsmitteln daher in der That nur sehr einseitige und ungenügende Dienste leisten. Um ihm zu genügen, müsste ein Netz von ähnlichen Stadtbah- nen über ganz Berlin gelegt werden, was kaum erschwingliche Kosten und gewaltige Umwälzungen verursachen und die Stadt selbst im höchsten Grade verunzieren würde.
Ungemein viel leichter würde derselbe Zweck zum grossen Theil erreicht werden, wenn von allen Stationen der Stadtbahn nach Süden und Norden hin elektrische Hochbahnen gebaut würden, die ohne den Strassenverkehr zu hemmen, die Stadt- bahn mit allen Theilen Berlins in Verbindung bringen würde. Dann wäre wirklich ganz Berlin durch sie aufgeschlossen.
Eine weitere sehr nützliche Anwendung der elektrischen Triebkraft würde noch die sein, auf grosse Entfernungen hin kleine verdeckte Bahnen zu bauen, die dasselbe für grosse Entfernungen thun sollen, was mit so grossem Vortheil die pneumatische Post im kleineren Rayon, also im Innern von Städten ausübt. Es ist jetzt, wie die Herren vom Eisenbahnfache mir Alle bezeugen werden, eine grosse Belastung für die Eisenbahnen, dass sie oft nur des Post- und namentlich des Briefverkehrs wegen so häufig und schnell fahren müssen. Andererseits ist es für den Brief- verkehr, der doch immer die Basis allen Verkehrs ist, wieder von der grössten Bedeutung, möglichst schnelle Verbindungen zwischen allen Verkehrsplätzen des In- und Auslandes zu haben. Die Rohrpost erfüllt dies Bedürfniss für kleine Entfernungen, sie ist aber nur innerhalb sehr enger Grenzen anwendbar. Die elektrische Beförderung soll hier eintreten, um einen schnellen Briefverkehr, wie ihn die Rohrpost für kleine Entfernungen ge- währt, auch für grosse Entfernungen zu ermöglichen.
Ein solche „elektrische Post“ ist in den Fig. 7 und 8 der Tafel schematisch dargestellt. Es ist angenommen, dass die kleine bedeckte Bahn auf dem Eisenbahndamme, von niedrigen eisernen Säulen S getragen, fortgeführt ist. Sind Wegeüber- gänge oder Stationen zu überschreiten so geschieht dies ent- weder durch Senkung der Bahn in bedeckte Canäle oder durch Steigung derselben bis zu der nöthigen Höhe. Auf den Säulen sind etwa ½ m lange Holzschwellen befestigt. Diese tragen die ebenfalls etwa ½ m hohen Blechträger b1, b2, die gleichzeitig die
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Um ihm zu genügen, müsste ein Netz von ähnlichen Stadtbah-
nen über ganz Berlin gelegt werden, was kaum erschwingliche
Kosten und gewaltige Umwälzungen verursachen und die Stadt
selbst im höchsten Grade verunzieren würde.
Ungemein viel leichter würde derselbe Zweck zum grossen
Theil erreicht werden, wenn von allen Stationen der Stadtbahn
nach Süden und Norden hin elektrische Hochbahnen gebaut
würden, die ohne den Strassenverkehr zu hemmen, die Stadt-
bahn mit allen Theilen Berlins in Verbindung bringen würde.
Dann wäre wirklich ganz Berlin durch sie aufgeschlossen.
Eine weitere sehr nützliche Anwendung der elektrischen
Triebkraft würde noch die sein, auf grosse Entfernungen hin kleine
verdeckte Bahnen zu bauen, die dasselbe für grosse Entfernungen
thun sollen, was mit so grossem Vortheil die pneumatische Post im
kleineren Rayon, also im Innern von Städten ausübt. Es ist
jetzt, wie die Herren vom Eisenbahnfache mir Alle bezeugen
werden, eine grosse Belastung für die Eisenbahnen, dass sie oft
nur des Post- und namentlich des Briefverkehrs wegen so häufig
und schnell fahren müssen. Andererseits ist es für den Brief-
verkehr, der doch immer die Basis allen Verkehrs ist, wieder
von der grössten Bedeutung, möglichst schnelle Verbindungen
zwischen allen Verkehrsplätzen des In- und Auslandes zu haben.
Die Rohrpost erfüllt dies Bedürfniss für kleine Entfernungen,
sie ist aber nur innerhalb sehr enger Grenzen anwendbar. Die
elektrische Beförderung soll hier eintreten, um einen schnellen
Briefverkehr, wie ihn die Rohrpost für kleine Entfernungen ge-
währt, auch für grosse Entfernungen zu ermöglichen.
Ein solche „elektrische Post“ ist in den Fig. 7 und 8 der
Tafel schematisch dargestellt. Es ist angenommen, dass die
kleine bedeckte Bahn auf dem Eisenbahndamme, von niedrigen
eisernen Säulen S getragen, fortgeführt ist. Sind Wegeüber-
gänge oder Stationen zu überschreiten so geschieht dies ent-
weder durch Senkung der Bahn in bedeckte Canäle oder durch
Steigung derselben bis zu der nöthigen Höhe. Auf den Säulen
sind etwa ½ m lange Holzschwellen befestigt. Diese tragen die
ebenfalls etwa ½ m hohen Blechträger b1, b2, die gleichzeitig die
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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