befindet sich eine dritte Schiene, ein aufrecht stehendes Flach- eisen. Die Locomotive trägt zwei Rollen, durch welche sie mit der letzteren in Verbindung steht -- ob Rollen oder Bürsten besser sind, muss noch ausprobirt werden. Eine dynamo-elektrische Maschine steht in der Maschinenhalle und eine gleiche bildet die Locomotive. Die Maschine in der Maschinenhalle wird durch die Dampfmaschine gedreht. Einer ihrer Pole steht in Verbindung mit der inneren Schiene, während der andere Pol mit den äusse- ren Schienen verbunden wird. Infolge dessen entsteht eine elek- trische Differenz zwischen der mittleren und den äusseren Schienen und die dynamo-elektrische Maschine der Locomotive, welche jetzt als elektro-magnetische, arbeitende Maschine auftritt, leitet durch ihre Umwindungsdrähte den elektrischen Strom von der inneren zu den äusseren Schienen, wobei die Räder der Locomotive den Contact mit äusseren Schienen bilden. Wo also auch die Ma- schine sich auf der Bahn befindet, wird sie von dem elektrischen Strome der dynamo-elektrischen Maschine in der Maschinenhalle durchlaufen und setzt dabei ihren Lauf so lange fort, bis dieser Strom unterbrochen wird. Sie müssen hier im Auge behalten, dass es eben dynamo-elektrische Maschinen sind, die sich ihre Magnete selber bilden. Ich wählte diesen Namen, als ich das Prinzip der dynamo-elektrischen Maschinen der Berliner Akademie der Wissenschaften im Januar 1866 zuerst mittheilte, in Analogie mit den gebräuchlichen Bezeichnungen "elektro-magnetische" und "magneto-elektrische" Maschinen, von denen erstere durch vor- handenen Strom Magnetismus, letztere durch vorhandenen Mag- netismus Strom erzeugen, während bei dynamo-elektrischen Ma- schinen Arbeitskraft direct in Strom verwandelt wird. Der kleine Rückstand von Magnetismus, der in dem Eisen der Elek- tromagnete stets zurückbleibt, genügt bei diesen Maschinen, um einen ganz schwachen Strom im bewegten Theile der Maschine zu erzeugen, dieser verstärkt den Magnetismus der feststehenden Magnete, wodurch wiederum stärkerer Strom erzeugt wird, und so arbeitet sich der Magnetismus durch die verwendete Kraft selbstthätig in die Höhe, bis die Ströme so stark werden, als es eben die Drähte vertragen können, ohne zu sehr erhitzt zu wer- den. Wird nun in einem solchen activen dynamo-elektrischen Kreise irgendwo die Leitung unterbrochen, so hört der elektrische
befindet sich eine dritte Schiene, ein aufrecht stehendes Flach- eisen. Die Locomotive trägt zwei Rollen, durch welche sie mit der letzteren in Verbindung steht — ob Rollen oder Bürsten besser sind, muss noch ausprobirt werden. Eine dynamo-elektrische Maschine steht in der Maschinenhalle und eine gleiche bildet die Locomotive. Die Maschine in der Maschinenhalle wird durch die Dampfmaschine gedreht. Einer ihrer Pole steht in Verbindung mit der inneren Schiene, während der andere Pol mit den äusse- ren Schienen verbunden wird. Infolge dessen entsteht eine elek- trische Differenz zwischen der mittleren und den äusseren Schienen und die dynamo-elektrische Maschine der Locomotive, welche jetzt als elektro-magnetische, arbeitende Maschine auftritt, leitet durch ihre Umwindungsdrähte den elektrischen Strom von der inneren zu den äusseren Schienen, wobei die Räder der Locomotive den Contact mit äusseren Schienen bilden. Wo also auch die Ma- schine sich auf der Bahn befindet, wird sie von dem elektrischen Strome der dynamo-elektrischen Maschine in der Maschinenhalle durchlaufen und setzt dabei ihren Lauf so lange fort, bis dieser Strom unterbrochen wird. Sie müssen hier im Auge behalten, dass es eben dynamo-elektrische Maschinen sind, die sich ihre Magnete selber bilden. Ich wählte diesen Namen, als ich das Prinzip der dynamo-elektrischen Maschinen der Berliner Akademie der Wissenschaften im Januar 1866 zuerst mittheilte, in Analogie mit den gebräuchlichen Bezeichnungen „elektro-magnetische“ und „magneto-elektrische“ Maschinen, von denen erstere durch vor- handenen Strom Magnetismus, letztere durch vorhandenen Mag- netismus Strom erzeugen, während bei dynamo-elektrischen Ma- schinen Arbeitskraft direct in Strom verwandelt wird. Der kleine Rückstand von Magnetismus, der in dem Eisen der Elek- tromagnete stets zurückbleibt, genügt bei diesen Maschinen, um einen ganz schwachen Strom im bewegten Theile der Maschine zu erzeugen, dieser verstärkt den Magnetismus der feststehenden Magnete, wodurch wiederum stärkerer Strom erzeugt wird, und so arbeitet sich der Magnetismus durch die verwendete Kraft selbstthätig in die Höhe, bis die Ströme so stark werden, als es eben die Drähte vertragen können, ohne zu sehr erhitzt zu wer- den. Wird nun in einem solchen activen dynamo-elektrischen Kreise irgendwo die Leitung unterbrochen, so hört der elektrische
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befindet sich eine dritte Schiene, ein aufrecht stehendes Flach-
eisen. Die Locomotive trägt zwei Rollen, durch welche sie mit
der letzteren in Verbindung steht — ob Rollen oder Bürsten
besser sind, muss noch ausprobirt werden. Eine dynamo-elektrische
Maschine steht in der Maschinenhalle und eine gleiche bildet die
Locomotive. Die Maschine in der Maschinenhalle wird durch die
Dampfmaschine gedreht. Einer ihrer Pole steht in Verbindung
mit der inneren Schiene, während der andere Pol mit den äusse-
ren Schienen verbunden wird. Infolge dessen entsteht eine elek-
trische Differenz zwischen der mittleren und den äusseren Schienen
und die dynamo-elektrische Maschine der Locomotive, welche jetzt
als elektro-magnetische, arbeitende Maschine auftritt, leitet durch
ihre Umwindungsdrähte den elektrischen Strom von der inneren
zu den äusseren Schienen, wobei die Räder der Locomotive den
Contact mit äusseren Schienen bilden. Wo also auch die Ma-
schine sich auf der Bahn befindet, wird sie von dem elektrischen
Strome der dynamo-elektrischen Maschine in der Maschinenhalle
durchlaufen und setzt dabei ihren Lauf so lange fort, bis dieser
Strom unterbrochen wird. Sie müssen hier im Auge behalten,
dass es eben dynamo-elektrische Maschinen sind, die sich ihre
Magnete selber bilden. Ich wählte diesen Namen, als ich das
Prinzip der dynamo-elektrischen Maschinen der Berliner Akademie
der Wissenschaften im Januar 1866 zuerst mittheilte, in Analogie
mit den gebräuchlichen Bezeichnungen „elektro-magnetische“ und
„magneto-elektrische“ Maschinen, von denen erstere durch vor-
handenen Strom Magnetismus, letztere durch vorhandenen Mag-
netismus Strom erzeugen, während bei dynamo-elektrischen Ma-
schinen Arbeitskraft direct in Strom verwandelt wird. Der
kleine Rückstand von Magnetismus, der in dem Eisen der Elek-
tromagnete stets zurückbleibt, genügt bei diesen Maschinen, um
einen ganz schwachen Strom im bewegten Theile der Maschine
zu erzeugen, dieser verstärkt den Magnetismus der feststehenden
Magnete, wodurch wiederum stärkerer Strom erzeugt wird, und
so arbeitet sich der Magnetismus durch die verwendete Kraft
selbstthätig in die Höhe, bis die Ströme so stark werden, als es
eben die Drähte vertragen können, ohne zu sehr erhitzt zu wer-
den. Wird nun in einem solchen activen dynamo-elektrischen
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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