schneller die Maschine sich drehen, und dass er = 0 werden würde, wenn man sie unendlich schnell drehen könnte. Es folgt ferner aus der Formel, dass die Zugkraft der arbeitenden Ma- schine in viel grösserem Verhältniss als die Geschwindigkeits- differenz der beiden Maschinen ansteigt, woraus unmittelbar die geringe Abhängigkeit der Fortbewegungsgeschwindigkeit der Locomotive von der zu bewegenden Last und die grosse Kraft des ersten Anzugs sich ergiebt. Es muss hierbei bemerkt werden, dass die obige Rechnung weder die innere Reibung der Ma- schinen, noch den veränderlichen Widerstand der Schleifcon- tacte u. s. w. berücksichtigt, welche unter Umständen schwer ins Gewicht fallen.
Obgleich noch viele constructive Schwierigkeiten zu über- winden und viele Erfindungen noch zu machen sind, um elek- trische Kraftübertragung im Allgemeinen und elektrischen Eisen- bahn- oder besser Spurwegsbetrieb im Speciellen zur praktischen Benutzung im grossen Massstab völlig geeignet zu machen, so muss man doch die ersten damit gewonnenen Resultate für sehr befriedigend und vielversprechend erklären. Unter günstigen Verhältnissen können sie schon in ihrem gegenwärtigen Ent- wickelungsstadium sehr gute Dienste leisten.
Noch weit weniger entwickelt ist aber bisher die Anwen- dung starker elektrischer Ströme, wie sie jetzt durch Verbrauch von Arbeitskraft billig erzeugt werden können, zu chemischen und metallurgischen Zwecken. Die Anwendung beschränkt sich bis- her wesentlich auf die galvanische Reinigung des Kupfers und zur Scheidung desselben von Gold und Silber. Und doch wird der elektrische Strom gerade auf diesem Gebiete voraussichtlich künftig die grössten Erfolge aufzuweisen haben und auf ihm der Menschheit die grössten Dienste leisten! Technisch noch ganz unbebaut liegt das weite, so viel versprechende Gebiet der Elek- trolyse feuerflüssiger Leiter da, und weder die wissenschaftliche noch die technische Chemie hat die analytische und synthetische Kraft des Stromes bisher gebührend gewürdigt! Durch Auf- wendung von Arbeitskraft können mit Hülfe des elektrischen Stromes die festesten chemischen Verbindungen zerlegt und die Körperelemente in andere Zustände und Verbindungen über- geführt werden, in denen die verbrauchte Arbeit gleichsam auf-
schneller die Maschine sich drehen, und dass er = 0 werden würde, wenn man sie unendlich schnell drehen könnte. Es folgt ferner aus der Formel, dass die Zugkraft der arbeitenden Ma- schine in viel grösserem Verhältniss als die Geschwindigkeits- differenz der beiden Maschinen ansteigt, woraus unmittelbar die geringe Abhängigkeit der Fortbewegungsgeschwindigkeit der Locomotive von der zu bewegenden Last und die grosse Kraft des ersten Anzugs sich ergiebt. Es muss hierbei bemerkt werden, dass die obige Rechnung weder die innere Reibung der Ma- schinen, noch den veränderlichen Widerstand der Schleifcon- tacte u. s. w. berücksichtigt, welche unter Umständen schwer ins Gewicht fallen.
Obgleich noch viele constructive Schwierigkeiten zu über- winden und viele Erfindungen noch zu machen sind, um elek- trische Kraftübertragung im Allgemeinen und elektrischen Eisen- bahn- oder besser Spurwegsbetrieb im Speciellen zur praktischen Benutzung im grossen Massstab völlig geeignet zu machen, so muss man doch die ersten damit gewonnenen Resultate für sehr befriedigend und vielversprechend erklären. Unter günstigen Verhältnissen können sie schon in ihrem gegenwärtigen Ent- wickelungsstadium sehr gute Dienste leisten.
Noch weit weniger entwickelt ist aber bisher die Anwen- dung starker elektrischer Ströme, wie sie jetzt durch Verbrauch von Arbeitskraft billig erzeugt werden können, zu chemischen und metallurgischen Zwecken. Die Anwendung beschränkt sich bis- her wesentlich auf die galvanische Reinigung des Kupfers und zur Scheidung desselben von Gold und Silber. Und doch wird der elektrische Strom gerade auf diesem Gebiete voraussichtlich künftig die grössten Erfolge aufzuweisen haben und auf ihm der Menschheit die grössten Dienste leisten! Technisch noch ganz unbebaut liegt das weite, so viel versprechende Gebiet der Elek- trolyse feuerflüssiger Leiter da, und weder die wissenschaftliche noch die technische Chemie hat die analytische und synthetische Kraft des Stromes bisher gebührend gewürdigt! Durch Auf- wendung von Arbeitskraft können mit Hülfe des elektrischen Stromes die festesten chemischen Verbindungen zerlegt und die Körperelemente in andere Zustände und Verbindungen über- geführt werden, in denen die verbrauchte Arbeit gleichsam auf-
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[485/0507]
schneller die Maschine sich drehen, und dass er = 0 werden
würde, wenn man sie unendlich schnell drehen könnte. Es folgt
ferner aus der Formel, dass die Zugkraft der arbeitenden Ma-
schine in viel grösserem Verhältniss als die Geschwindigkeits-
differenz der beiden Maschinen ansteigt, woraus unmittelbar die
geringe Abhängigkeit der Fortbewegungsgeschwindigkeit der
Locomotive von der zu bewegenden Last und die grosse Kraft
des ersten Anzugs sich ergiebt. Es muss hierbei bemerkt werden,
dass die obige Rechnung weder die innere Reibung der Ma-
schinen, noch den veränderlichen Widerstand der Schleifcon-
tacte u. s. w. berücksichtigt, welche unter Umständen schwer
ins Gewicht fallen.
Obgleich noch viele constructive Schwierigkeiten zu über-
winden und viele Erfindungen noch zu machen sind, um elek-
trische Kraftübertragung im Allgemeinen und elektrischen Eisen-
bahn- oder besser Spurwegsbetrieb im Speciellen zur praktischen
Benutzung im grossen Massstab völlig geeignet zu machen, so
muss man doch die ersten damit gewonnenen Resultate für sehr
befriedigend und vielversprechend erklären. Unter günstigen
Verhältnissen können sie schon in ihrem gegenwärtigen Ent-
wickelungsstadium sehr gute Dienste leisten.
Noch weit weniger entwickelt ist aber bisher die Anwen-
dung starker elektrischer Ströme, wie sie jetzt durch Verbrauch von
Arbeitskraft billig erzeugt werden können, zu chemischen und
metallurgischen Zwecken. Die Anwendung beschränkt sich bis-
her wesentlich auf die galvanische Reinigung des Kupfers und
zur Scheidung desselben von Gold und Silber. Und doch wird
der elektrische Strom gerade auf diesem Gebiete voraussichtlich
künftig die grössten Erfolge aufzuweisen haben und auf ihm der
Menschheit die grössten Dienste leisten! Technisch noch ganz
unbebaut liegt das weite, so viel versprechende Gebiet der Elek-
trolyse feuerflüssiger Leiter da, und weder die wissenschaftliche
noch die technische Chemie hat die analytische und synthetische
Kraft des Stromes bisher gebührend gewürdigt! Durch Auf-
wendung von Arbeitskraft können mit Hülfe des elektrischen
Stromes die festesten chemischen Verbindungen zerlegt und die
Körperelemente in andere Zustände und Verbindungen über-
geführt werden, in denen die verbrauchte Arbeit gleichsam auf-
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/507>, abgerufen am 22.11.2024.
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