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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Maschine ein weiteres wichtiges Hülfsmittel zur Nutzbarmachung
der Naturkräfte im Dienste der Menschheit gegeben ist. Es tritt
dies besonders klar hervor bei den Fortschritten, welche in
neuerer Zeit die elektrische Beleuchtung gemacht hat. Es wird
noch kaum ein wichtiger Leuchtthurm erbaut, der nicht elek-
trisches Licht erhält. Mit elektrischem Lichte suchen schon jetzt
grössere Schiffe Nachts und bei Nebel die gefahrdrohenden
Klippen und begegnende Fahrzeuge zu erkennen; mit Hülfe des-
selben vermögen die Schleppdampfer auch bei Nacht ihren Weg
in Flüssen und Canälen zu finden. Elektrisches Licht beleuchtet
schon vielfach Fabriken, Arbeitsplätze und grössere Hallen. Es
spielt eine wichtige Rolle im Angriffs- wie im Vertheidigungs-
krieg und hat sich überall da einen weiten Anwendungskreis
geschaffen, wo grosse Helligkeit, die Schönheit des blendend
weissen Lichtes und dessen verhältnissmässig geringe Heizkraft,
sowie die Abwesenheit schädlicher Verbrennungsproducte in erster
Linie in Betracht kommen. Bis vor wenigen Jahren bestand
aber noch ein grosses Hinderniss der allgemeineren Verbreitung
des elektrischen Lichtes -- seine geringe Theilbarkeit. Es war
bis dahin nicht möglich, in einer Stromleitung mit Sicherheit
mehr als einen Lichtbogen herzustellen. Es erklärt sich dies da-
durch, dass die Regulirung des Mechanismus, welcher die Ab-
stände der Kohlenspitzen, zwischen denen das elektrische Licht
entsteht, regelt, durch die Stromstärke bewirkt wird, welche
im Leitungskreise vorherrscht. Wird der Davy'sche Lichtbogen
durch Abbrennen der Kohlen verlängert, so wird der Widerstand
desselben grösser und damit auch die Stromstärke im Leitungs-
kreise geringer, wodurch dann eine entsprechende Zusammen-
schiebung der Kohlen durch den Lampenmechanismus bewirkt
wird. Befinden sich nun mehrere Lichtbogen in demselben Lei-
tungskreise, so ist die Stromstärke in demselben von der Summe
der Widerstände sämmtlicher Lichtbogen abhängig, wobei es
gleichgiltig bleibt, wie gross der Widerstand eines einzelnen ist.

Die Stromstärke kann also dann nicht mehr zur Regulirung
der Bogenlängen der einzelnen Lichtbogen benutzt werden. Um
diesem Uebelstand abzuhelfen und eine unbegrenzte Theilung des
elektrischen Lichtes zu ermöglichen, hat man vielfach und bis in
die neueste Zeit versucht, anstatt des Lichtbogens dünne Kohlen-

Maschine ein weiteres wichtiges Hülfsmittel zur Nutzbarmachung
der Naturkräfte im Dienste der Menschheit gegeben ist. Es tritt
dies besonders klar hervor bei den Fortschritten, welche in
neuerer Zeit die elektrische Beleuchtung gemacht hat. Es wird
noch kaum ein wichtiger Leuchtthurm erbaut, der nicht elek-
trisches Licht erhält. Mit elektrischem Lichte suchen schon jetzt
grössere Schiffe Nachts und bei Nebel die gefahrdrohenden
Klippen und begegnende Fahrzeuge zu erkennen; mit Hülfe des-
selben vermögen die Schleppdampfer auch bei Nacht ihren Weg
in Flüssen und Canälen zu finden. Elektrisches Licht beleuchtet
schon vielfach Fabriken, Arbeitsplätze und grössere Hallen. Es
spielt eine wichtige Rolle im Angriffs- wie im Vertheidigungs-
krieg und hat sich überall da einen weiten Anwendungskreis
geschaffen, wo grosse Helligkeit, die Schönheit des blendend
weissen Lichtes und dessen verhältnissmässig geringe Heizkraft,
sowie die Abwesenheit schädlicher Verbrennungsproducte in erster
Linie in Betracht kommen. Bis vor wenigen Jahren bestand
aber noch ein grosses Hinderniss der allgemeineren Verbreitung
des elektrischen Lichtes — seine geringe Theilbarkeit. Es war
bis dahin nicht möglich, in einer Stromleitung mit Sicherheit
mehr als einen Lichtbogen herzustellen. Es erklärt sich dies da-
durch, dass die Regulirung des Mechanismus, welcher die Ab-
stände der Kohlenspitzen, zwischen denen das elektrische Licht
entsteht, regelt, durch die Stromstärke bewirkt wird, welche
im Leitungskreise vorherrscht. Wird der Davy’sche Lichtbogen
durch Abbrennen der Kohlen verlängert, so wird der Widerstand
desselben grösser und damit auch die Stromstärke im Leitungs-
kreise geringer, wodurch dann eine entsprechende Zusammen-
schiebung der Kohlen durch den Lampenmechanismus bewirkt
wird. Befinden sich nun mehrere Lichtbogen in demselben Lei-
tungskreise, so ist die Stromstärke in demselben von der Summe
der Widerstände sämmtlicher Lichtbogen abhängig, wobei es
gleichgiltig bleibt, wie gross der Widerstand eines einzelnen ist.

Die Stromstärke kann also dann nicht mehr zur Regulirung
der Bogenlängen der einzelnen Lichtbogen benutzt werden. Um
diesem Uebelstand abzuhelfen und eine unbegrenzte Theilung des
elektrischen Lichtes zu ermöglichen, hat man vielfach und bis in
die neueste Zeit versucht, anstatt des Lichtbogens dünne Kohlen-

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[480/0502] Maschine ein weiteres wichtiges Hülfsmittel zur Nutzbarmachung der Naturkräfte im Dienste der Menschheit gegeben ist. Es tritt dies besonders klar hervor bei den Fortschritten, welche in neuerer Zeit die elektrische Beleuchtung gemacht hat. Es wird noch kaum ein wichtiger Leuchtthurm erbaut, der nicht elek- trisches Licht erhält. Mit elektrischem Lichte suchen schon jetzt grössere Schiffe Nachts und bei Nebel die gefahrdrohenden Klippen und begegnende Fahrzeuge zu erkennen; mit Hülfe des- selben vermögen die Schleppdampfer auch bei Nacht ihren Weg in Flüssen und Canälen zu finden. Elektrisches Licht beleuchtet schon vielfach Fabriken, Arbeitsplätze und grössere Hallen. Es spielt eine wichtige Rolle im Angriffs- wie im Vertheidigungs- krieg und hat sich überall da einen weiten Anwendungskreis geschaffen, wo grosse Helligkeit, die Schönheit des blendend weissen Lichtes und dessen verhältnissmässig geringe Heizkraft, sowie die Abwesenheit schädlicher Verbrennungsproducte in erster Linie in Betracht kommen. Bis vor wenigen Jahren bestand aber noch ein grosses Hinderniss der allgemeineren Verbreitung des elektrischen Lichtes — seine geringe Theilbarkeit. Es war bis dahin nicht möglich, in einer Stromleitung mit Sicherheit mehr als einen Lichtbogen herzustellen. Es erklärt sich dies da- durch, dass die Regulirung des Mechanismus, welcher die Ab- stände der Kohlenspitzen, zwischen denen das elektrische Licht entsteht, regelt, durch die Stromstärke bewirkt wird, welche im Leitungskreise vorherrscht. Wird der Davy’sche Lichtbogen durch Abbrennen der Kohlen verlängert, so wird der Widerstand desselben grösser und damit auch die Stromstärke im Leitungs- kreise geringer, wodurch dann eine entsprechende Zusammen- schiebung der Kohlen durch den Lampenmechanismus bewirkt wird. Befinden sich nun mehrere Lichtbogen in demselben Lei- tungskreise, so ist die Stromstärke in demselben von der Summe der Widerstände sämmtlicher Lichtbogen abhängig, wobei es gleichgiltig bleibt, wie gross der Widerstand eines einzelnen ist. Die Stromstärke kann also dann nicht mehr zur Regulirung der Bogenlängen der einzelnen Lichtbogen benutzt werden. Um diesem Uebelstand abzuhelfen und eine unbegrenzte Theilung des elektrischen Lichtes zu ermöglichen, hat man vielfach und bis in die neueste Zeit versucht, anstatt des Lichtbogens dünne Kohlen-

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/502>, abgerufen am 22.11.2024.