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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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dissociirende Kraft der Temperatur die associirende des Druckes
überwindet, dass also das Wasser in Form verdichteten Knall-
gases im Magma enthalten sei, so wäre doch nicht anzunehmen,
dass eine plötzliche, mit bedeutender fernerer Erwärmung ver-
knüpfte Verbindung der Wasserbestandtheile zu Wasserdampf
eintreten könnte, da die entstehende grössere Erhitzung ja sogleich
wieder dissociirend wirken müsste, der Process also nur langsam
verlaufen könnte.

Es bleibt hiernach nur übrig, anzunehmen, dass im Krater
Wasserstoffgas oder brennbare Wasserstoffverbindungen empor-
stiegen, die auf irgend eine Weise mit Sauerstoff zu einer ex-
plosiven Gasmischung vermischt und nach erfolgter Mischung
im oberen Theile des Kraterganges entzündet wurden. Woher
stammte aber das brennbare Gas, woher kam der Sauerstoff, und
wie wurde in so kurzen Zeitabschnitten die nöthige vollständige
Mischung bewirkt?

Erst nach längerer Betrachtung des interessanten Schauspiels
machte ich eine Beobachtung, welche den letztgenannten Vorgang,
die Mischung des aufsteigenden brennbaren Gases mit Sauerstoff,
erklärte. Von der emporgeschleuderten Dampfwolke sonderten
sich häufig kleine Wölkchen ab, die sich dann schnell seitwärts
bewegten und mit grosser Geschwindigkeit in den Krater zu-
rückkehrten. Bald darauf erfolgte dann die folgende Explosion.
Der Anfangs so räthselhaft erscheinende, mechanische Vorgang

von 10 Daniell'schen Elementen zwischen die Enden der Platinadrähte ge-
stellt, so begann sogleich eine Wasserzersetzung. Wurden nur 3 bis 4
Daniells benutzt, so hörte die Wasserzersetzung nach kurzer Zeit auf und
begann erst wieder, wenn die Zahl der Zellen vermehrt war. Wurden
stärkere Batterien eingeschaltet, so erfolgte regelmässig nach Verlauf von
10 bis 30 Minuten eine Explosion mit Feuererscheinung, welche das Rohr
zertrümmerte. Die Lichterscheinung wurde in einem Spiegel beobachtet,
welcher vor einer Oeffnung im Kasten angebracht war. Die Erscheinung
wiederholte sich unter gleichen Umständen mit vollständiger Regelmässig-
keit; es konnte daher nur der Druck die Ursache der Entzündung des
Knallgases sein. Die Grösse des zur Explosion bei bestimmter Temperatur
erforderlichen Druckes habe ich nicht bestimmt. Nach der Rechnung konnte
ein Glasrohr, wie die verwendeten, ca. 2000 Atm. Druck ertragen, ich
glaube aber nicht, dass die Gasspannung vor der Explosion die Hälfte
dieses Druckes erreicht hat.

dissociirende Kraft der Temperatur die associirende des Druckes
überwindet, dass also das Wasser in Form verdichteten Knall-
gases im Magma enthalten sei, so wäre doch nicht anzunehmen,
dass eine plötzliche, mit bedeutender fernerer Erwärmung ver-
knüpfte Verbindung der Wasserbestandtheile zu Wasserdampf
eintreten könnte, da die entstehende grössere Erhitzung ja sogleich
wieder dissociirend wirken müsste, der Process also nur langsam
verlaufen könnte.

Es bleibt hiernach nur übrig, anzunehmen, dass im Krater
Wasserstoffgas oder brennbare Wasserstoffverbindungen empor-
stiegen, die auf irgend eine Weise mit Sauerstoff zu einer ex-
plosiven Gasmischung vermischt und nach erfolgter Mischung
im oberen Theile des Kraterganges entzündet wurden. Woher
stammte aber das brennbare Gas, woher kam der Sauerstoff, und
wie wurde in so kurzen Zeitabschnitten die nöthige vollständige
Mischung bewirkt?

Erst nach längerer Betrachtung des interessanten Schauspiels
machte ich eine Beobachtung, welche den letztgenannten Vorgang,
die Mischung des aufsteigenden brennbaren Gases mit Sauerstoff,
erklärte. Von der emporgeschleuderten Dampfwolke sonderten
sich häufig kleine Wölkchen ab, die sich dann schnell seitwärts
bewegten und mit grosser Geschwindigkeit in den Krater zu-
rückkehrten. Bald darauf erfolgte dann die folgende Explosion.
Der Anfangs so räthselhaft erscheinende, mechanische Vorgang

von 10 Daniell’schen Elementen zwischen die Enden der Platinadrähte ge-
stellt, so begann sogleich eine Wasserzersetzung. Wurden nur 3 bis 4
Daniells benutzt, so hörte die Wasserzersetzung nach kurzer Zeit auf und
begann erst wieder, wenn die Zahl der Zellen vermehrt war. Wurden
stärkere Batterien eingeschaltet, so erfolgte regelmässig nach Verlauf von
10 bis 30 Minuten eine Explosion mit Feuererscheinung, welche das Rohr
zertrümmerte. Die Lichterscheinung wurde in einem Spiegel beobachtet,
welcher vor einer Oeffnung im Kasten angebracht war. Die Erscheinung
wiederholte sich unter gleichen Umständen mit vollständiger Regelmässig-
keit; es konnte daher nur der Druck die Ursache der Entzündung des
Knallgases sein. Die Grösse des zur Explosion bei bestimmter Temperatur
erforderlichen Druckes habe ich nicht bestimmt. Nach der Rechnung konnte
ein Glasrohr, wie die verwendeten, ca. 2000 Atm. Druck ertragen, ich
glaube aber nicht, dass die Gasspannung vor der Explosion die Hälfte
dieses Druckes erreicht hat.
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[446/0468] dissociirende Kraft der Temperatur die associirende des Druckes überwindet, dass also das Wasser in Form verdichteten Knall- gases im Magma enthalten sei, so wäre doch nicht anzunehmen, dass eine plötzliche, mit bedeutender fernerer Erwärmung ver- knüpfte Verbindung der Wasserbestandtheile zu Wasserdampf eintreten könnte, da die entstehende grössere Erhitzung ja sogleich wieder dissociirend wirken müsste, der Process also nur langsam verlaufen könnte. Es bleibt hiernach nur übrig, anzunehmen, dass im Krater Wasserstoffgas oder brennbare Wasserstoffverbindungen empor- stiegen, die auf irgend eine Weise mit Sauerstoff zu einer ex- plosiven Gasmischung vermischt und nach erfolgter Mischung im oberen Theile des Kraterganges entzündet wurden. Woher stammte aber das brennbare Gas, woher kam der Sauerstoff, und wie wurde in so kurzen Zeitabschnitten die nöthige vollständige Mischung bewirkt? Erst nach längerer Betrachtung des interessanten Schauspiels machte ich eine Beobachtung, welche den letztgenannten Vorgang, die Mischung des aufsteigenden brennbaren Gases mit Sauerstoff, erklärte. Von der emporgeschleuderten Dampfwolke sonderten sich häufig kleine Wölkchen ab, die sich dann schnell seitwärts bewegten und mit grosser Geschwindigkeit in den Krater zu- rückkehrten. Bald darauf erfolgte dann die folgende Explosion. Der Anfangs so räthselhaft erscheinende, mechanische Vorgang 1) 1) von 10 Daniell’schen Elementen zwischen die Enden der Platinadrähte ge- stellt, so begann sogleich eine Wasserzersetzung. Wurden nur 3 bis 4 Daniells benutzt, so hörte die Wasserzersetzung nach kurzer Zeit auf und begann erst wieder, wenn die Zahl der Zellen vermehrt war. Wurden stärkere Batterien eingeschaltet, so erfolgte regelmässig nach Verlauf von 10 bis 30 Minuten eine Explosion mit Feuererscheinung, welche das Rohr zertrümmerte. Die Lichterscheinung wurde in einem Spiegel beobachtet, welcher vor einer Oeffnung im Kasten angebracht war. Die Erscheinung wiederholte sich unter gleichen Umständen mit vollständiger Regelmässig- keit; es konnte daher nur der Druck die Ursache der Entzündung des Knallgases sein. Die Grösse des zur Explosion bei bestimmter Temperatur erforderlichen Druckes habe ich nicht bestimmt. Nach der Rechnung konnte ein Glasrohr, wie die verwendeten, ca. 2000 Atm. Druck ertragen, ich glaube aber nicht, dass die Gasspannung vor der Explosion die Hälfte dieses Druckes erreicht hat.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/468>, abgerufen am 22.11.2024.