dieses Verlustes und der dadurch erzielten Verstärkung des an- kommenden Schalles würde aber erreicht werden, dass das Ge- hör weniger angestrengt zu werden brauchte und in grösserem Abstande vom Instrumente die übermittelten Laute noch deut- lich vernehmen und unterscheiden könnte. Es würden denn auch die durch fremde, schwache elektrische Ströme hervor- gerufenen Störungen weniger störend empfunden werden, da sie von den ankommenden stärkeren Sprachlauten überdeckt würden.
Es ist hierdurch auch die Richtung angegeben, welche zur Verbesserung des Bell'schen Telephons einzuschlagen ist.
Um stärkere Ströme hervorzubringen, muss die zur Auf- nahme der Schallwellen bestimmte Membran hinlänglich gross und so beschaffen sein, dass die ihre Fläche treffenden Schall- wellen einen möglichst grossen Theil ihrer lebendigen Kraft auf sie übertragen können. Die Membran muss dabei hinlänglich beweglich sein, damit ihre Schwingungen nicht zu klein aus- fallen, und die zur Hervorbringung der elektrischen Ströme auf- gewandte Arbeit muss so gross sein, dass die in der Membran- schwingung angesammelte lebendige Kraft durch dieselbe consu- mirt wird, oder mit anderen Worten so gross, dass sie die Mem- branschwingungen aperiodisch macht. Eine Vergrösserung des Bell'schen Eisenblechs ist nur innerhalb sehr beschränkter Grenzen vortheilhaft, da grössere und entsprechend dickere Platten leicht Eigenschwingungen annehmen, welche die Deut- lichkeit der übermittelten Laute vermindern. Auch die magne- tische Anziehung der Eisenplatte darf beim Bell'schen Telephon nicht zu hoch gesteigert werden, da dieselbe sonst zu sehr ein- seitig durchgebogen und gespannt wird, was ebenfalls die Deut- lichkeit beeinträchtigt.
Ich habe nun mit wesentlichem Erfolge versucht, die mag- netische Anziehung zwischen der Eisenmembran und dem mit Draht umwundenen Magnetpole zu verstärken, ohne die ersteren aus ihrer Gleichgewichtslage zu bringen, indem ich sie zwischen die Polenden eines kräftigen Hufeisenmagnetes brachte.
Der über dem Eisenblech befindliche Pol bildete einen Ring, dessen Oeffnung das ziemlich weite Schallloch bildete, während der untere Pol des Hufeisens der Mitte der Schallöffnung gegen-
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dieses Verlustes und der dadurch erzielten Verstärkung des an- kommenden Schalles würde aber erreicht werden, dass das Ge- hör weniger angestrengt zu werden brauchte und in grösserem Abstande vom Instrumente die übermittelten Laute noch deut- lich vernehmen und unterscheiden könnte. Es würden denn auch die durch fremde, schwache elektrische Ströme hervor- gerufenen Störungen weniger störend empfunden werden, da sie von den ankommenden stärkeren Sprachlauten überdeckt würden.
Es ist hierdurch auch die Richtung angegeben, welche zur Verbesserung des Bell’schen Telephons einzuschlagen ist.
Um stärkere Ströme hervorzubringen, muss die zur Auf- nahme der Schallwellen bestimmte Membran hinlänglich gross und so beschaffen sein, dass die ihre Fläche treffenden Schall- wellen einen möglichst grossen Theil ihrer lebendigen Kraft auf sie übertragen können. Die Membran muss dabei hinlänglich beweglich sein, damit ihre Schwingungen nicht zu klein aus- fallen, und die zur Hervorbringung der elektrischen Ströme auf- gewandte Arbeit muss so gross sein, dass die in der Membran- schwingung angesammelte lebendige Kraft durch dieselbe consu- mirt wird, oder mit anderen Worten so gross, dass sie die Mem- branschwingungen aperiodisch macht. Eine Vergrösserung des Bell’schen Eisenblechs ist nur innerhalb sehr beschränkter Grenzen vortheilhaft, da grössere und entsprechend dickere Platten leicht Eigenschwingungen annehmen, welche die Deut- lichkeit der übermittelten Laute vermindern. Auch die magne- tische Anziehung der Eisenplatte darf beim Bell’schen Telephon nicht zu hoch gesteigert werden, da dieselbe sonst zu sehr ein- seitig durchgebogen und gespannt wird, was ebenfalls die Deut- lichkeit beeinträchtigt.
Ich habe nun mit wesentlichem Erfolge versucht, die mag- netische Anziehung zwischen der Eisenmembran und dem mit Draht umwundenen Magnetpole zu verstärken, ohne die ersteren aus ihrer Gleichgewichtslage zu bringen, indem ich sie zwischen die Polenden eines kräftigen Hufeisenmagnetes brachte.
Der über dem Eisenblech befindliche Pol bildete einen Ring, dessen Oeffnung das ziemlich weite Schallloch bildete, während der untere Pol des Hufeisens der Mitte der Schallöffnung gegen-
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dieses Verlustes und der dadurch erzielten Verstärkung des an-
kommenden Schalles würde aber erreicht werden, dass das Ge-
hör weniger angestrengt zu werden brauchte und in grösserem
Abstande vom Instrumente die übermittelten Laute noch deut-
lich vernehmen und unterscheiden könnte. Es würden denn
auch die durch fremde, schwache elektrische Ströme hervor-
gerufenen Störungen weniger störend empfunden werden, da
sie von den ankommenden stärkeren Sprachlauten überdeckt
würden.
Es ist hierdurch auch die Richtung angegeben, welche zur
Verbesserung des Bell’schen Telephons einzuschlagen ist.
Um stärkere Ströme hervorzubringen, muss die zur Auf-
nahme der Schallwellen bestimmte Membran hinlänglich gross
und so beschaffen sein, dass die ihre Fläche treffenden Schall-
wellen einen möglichst grossen Theil ihrer lebendigen Kraft auf
sie übertragen können. Die Membran muss dabei hinlänglich
beweglich sein, damit ihre Schwingungen nicht zu klein aus-
fallen, und die zur Hervorbringung der elektrischen Ströme auf-
gewandte Arbeit muss so gross sein, dass die in der Membran-
schwingung angesammelte lebendige Kraft durch dieselbe consu-
mirt wird, oder mit anderen Worten so gross, dass sie die Mem-
branschwingungen aperiodisch macht. Eine Vergrösserung des
Bell’schen Eisenblechs ist nur innerhalb sehr beschränkter
Grenzen vortheilhaft, da grössere und entsprechend dickere
Platten leicht Eigenschwingungen annehmen, welche die Deut-
lichkeit der übermittelten Laute vermindern. Auch die magne-
tische Anziehung der Eisenplatte darf beim Bell’schen Telephon
nicht zu hoch gesteigert werden, da dieselbe sonst zu sehr ein-
seitig durchgebogen und gespannt wird, was ebenfalls die Deut-
lichkeit beeinträchtigt.
Ich habe nun mit wesentlichem Erfolge versucht, die mag-
netische Anziehung zwischen der Eisenmembran und dem mit
Draht umwundenen Magnetpole zu verstärken, ohne die ersteren
aus ihrer Gleichgewichtslage zu bringen, indem ich sie zwischen
die Polenden eines kräftigen Hufeisenmagnetes brachte.
Der über dem Eisenblech befindliche Pol bildete einen Ring,
dessen Oeffnung das ziemlich weite Schallloch bildete, während
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/455>, abgerufen am 25.11.2024.
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