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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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gegen andere Uebelstände mit diesen Apparaten verknüpft, die
ihre Vorzüge vor dem hier angewendeten mindestens sehr fraglich
machen. Es können nämlich bei jenen nur sehr leichte Anker
angewendet werden, die sowohl hinsichtlich der Zeit ihres Ab-
fallens, wie auch während des Falles selbst, störenden Einflüssen
weit mehr ausgesetzt sind, wie schwere. Doch auch möglichst
leichte Anker werden im Augenblicke des Stosses auf den Cy-
linder eine beträchtliche Reibung erzeugen, welche störend auf
die gleichförmige Bewegung desselben einwirkt. Der Cylinder
selbst muss sehr lang und verhältnissmässig schwer werden, und
seine Axen eine entsprechende, der gleichförmigen und schnellen
Rotation nachtheilige Dicke erhalten. Eine weit grössere Fehler-
quelle liegt aber noch in der Verschiebung des Cylinders oder
der Magnete während der Messung. Denn da dieselbe erst kurz
vorher beginnen kann, so muss die jetzt eintretende Bewegung
einer beträchtlichen Masse, die nur auf Kosten der Drehungs-
geschwindigkeit des Cylinders entstehen kann, nothwendig be-
deutende Störungen in der Gleichmässigkeit der letzteren herbei-
führen, die noch durch die beträchtliche Reibung in den Schrauben-
gewinden vergrössert werden. Die Resultate der Messungen
mittelst eines solchen Instruments können daher auch nur sehr
unsicher sein.

Wenn indess auch die Anwendung eines rotirenden Cylinders
in Verbindung mit Elektromagneten mit grossen Uebelständen
verknüpft ist, so würde doch ein solcher, wenn er sehr kurz und
leicht gefertigt werden und ganz frei rotiren könnte, einen sehr
vollkommenen Zeitangeber bilden.

Dies bewog mich, meinen früheren Plan, den elektrischen
Funken zur Geschwindigkeitsmessung zu benutzen, wieder auf-
zunehmen und die Uhr durch einen rotirenden Cylinder zu er-
setzen. Mein Bestreben war dabei, jedes mechanische Zwischen-
element zwischen der Kugel und dem Zeitangeber zu beseitigen,
den Funken sich also direct auf dem Cylinder markiren zu
lassen. Eine Reihe von Versuchen, die ich mit verschiedenen
Metallen und Ueberzügen anstellte, um eine scharf begrenzte
und leicht erkennbare Marke durch einen überspringenden Funken
zu erhalten, liess mich einen polirten Stahlcylinder ohne jeden
Ueberzug als das Angemessenste erkennen. Jeder, wenn auch

gegen andere Uebelstände mit diesen Apparaten verknüpft, die
ihre Vorzüge vor dem hier angewendeten mindestens sehr fraglich
machen. Es können nämlich bei jenen nur sehr leichte Anker
angewendet werden, die sowohl hinsichtlich der Zeit ihres Ab-
fallens, wie auch während des Falles selbst, störenden Einflüssen
weit mehr ausgesetzt sind, wie schwere. Doch auch möglichst
leichte Anker werden im Augenblicke des Stosses auf den Cy-
linder eine beträchtliche Reibung erzeugen, welche störend auf
die gleichförmige Bewegung desselben einwirkt. Der Cylinder
selbst muss sehr lang und verhältnissmässig schwer werden, und
seine Axen eine entsprechende, der gleichförmigen und schnellen
Rotation nachtheilige Dicke erhalten. Eine weit grössere Fehler-
quelle liegt aber noch in der Verschiebung des Cylinders oder
der Magnete während der Messung. Denn da dieselbe erst kurz
vorher beginnen kann, so muss die jetzt eintretende Bewegung
einer beträchtlichen Masse, die nur auf Kosten der Drehungs-
geschwindigkeit des Cylinders entstehen kann, nothwendig be-
deutende Störungen in der Gleichmässigkeit der letzteren herbei-
führen, die noch durch die beträchtliche Reibung in den Schrauben-
gewinden vergrössert werden. Die Resultate der Messungen
mittelst eines solchen Instruments können daher auch nur sehr
unsicher sein.

Wenn indess auch die Anwendung eines rotirenden Cylinders
in Verbindung mit Elektromagneten mit grossen Uebelständen
verknüpft ist, so würde doch ein solcher, wenn er sehr kurz und
leicht gefertigt werden und ganz frei rotiren könnte, einen sehr
vollkommenen Zeitangeber bilden.

Dies bewog mich, meinen früheren Plan, den elektrischen
Funken zur Geschwindigkeitsmessung zu benutzen, wieder auf-
zunehmen und die Uhr durch einen rotirenden Cylinder zu er-
setzen. Mein Bestreben war dabei, jedes mechanische Zwischen-
element zwischen der Kugel und dem Zeitangeber zu beseitigen,
den Funken sich also direct auf dem Cylinder markiren zu
lassen. Eine Reihe von Versuchen, die ich mit verschiedenen
Metallen und Ueberzügen anstellte, um eine scharf begrenzte
und leicht erkennbare Marke durch einen überspringenden Funken
zu erhalten, liess mich einen polirten Stahlcylinder ohne jeden
Ueberzug als das Angemessenste erkennen. Jeder, wenn auch

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[27/0045] gegen andere Uebelstände mit diesen Apparaten verknüpft, die ihre Vorzüge vor dem hier angewendeten mindestens sehr fraglich machen. Es können nämlich bei jenen nur sehr leichte Anker angewendet werden, die sowohl hinsichtlich der Zeit ihres Ab- fallens, wie auch während des Falles selbst, störenden Einflüssen weit mehr ausgesetzt sind, wie schwere. Doch auch möglichst leichte Anker werden im Augenblicke des Stosses auf den Cy- linder eine beträchtliche Reibung erzeugen, welche störend auf die gleichförmige Bewegung desselben einwirkt. Der Cylinder selbst muss sehr lang und verhältnissmässig schwer werden, und seine Axen eine entsprechende, der gleichförmigen und schnellen Rotation nachtheilige Dicke erhalten. Eine weit grössere Fehler- quelle liegt aber noch in der Verschiebung des Cylinders oder der Magnete während der Messung. Denn da dieselbe erst kurz vorher beginnen kann, so muss die jetzt eintretende Bewegung einer beträchtlichen Masse, die nur auf Kosten der Drehungs- geschwindigkeit des Cylinders entstehen kann, nothwendig be- deutende Störungen in der Gleichmässigkeit der letzteren herbei- führen, die noch durch die beträchtliche Reibung in den Schrauben- gewinden vergrössert werden. Die Resultate der Messungen mittelst eines solchen Instruments können daher auch nur sehr unsicher sein. Wenn indess auch die Anwendung eines rotirenden Cylinders in Verbindung mit Elektromagneten mit grossen Uebelständen verknüpft ist, so würde doch ein solcher, wenn er sehr kurz und leicht gefertigt werden und ganz frei rotiren könnte, einen sehr vollkommenen Zeitangeber bilden. Dies bewog mich, meinen früheren Plan, den elektrischen Funken zur Geschwindigkeitsmessung zu benutzen, wieder auf- zunehmen und die Uhr durch einen rotirenden Cylinder zu er- setzen. Mein Bestreben war dabei, jedes mechanische Zwischen- element zwischen der Kugel und dem Zeitangeber zu beseitigen, den Funken sich also direct auf dem Cylinder markiren zu lassen. Eine Reihe von Versuchen, die ich mit verschiedenen Metallen und Ueberzügen anstellte, um eine scharf begrenzte und leicht erkennbare Marke durch einen überspringenden Funken zu erhalten, liess mich einen polirten Stahlcylinder ohne jeden Ueberzug als das Angemessenste erkennen. Jeder, wenn auch

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/45>, abgerufen am 21.11.2024.