von Thermoströmen und anderen Störungen kein positives Er- gebniss.
Welches die Ursachen der abweichenden Versuchsresultate des Hrn. Börnstein sind, lässt sich nicht beurtheilen, da die Ver- suche desselben hierzu nicht eingehend genug beschrieben sind. Bei derartigen Messungen, welche die höchste Empfindlichkeit der Instrumente beanspruchen, treten leicht Störungen mit einer gewissen Constanz auf, und es ist immer etwas gewagt, neue Fundamentalerscheinungen ausschliesslich auf Mittelwerthe zu basiren, namentlich dann, wenn das Ergebniss noch weit inner- halb der Fehlergrenzen der einzelnen Versuche liegt, wie es bei den Börnstein'schen Versuchen der Fall ist.
Nach Obigem kann ich die Schlussfolgerungen, die Hr. Börn- stein aus seinen Versuchen zieht, nicht anerkennen, muss im Gegentheil bei meiner Ansicht stehen bleiben, dass eine Licht- wirkung bei anderen Metallen als beim Selen mit den bisherigen Hülfsmitteln nicht nachzuweisen ist.
Ich will damit nicht die Möglichkeit in Abrede stellen, dass dies künftig mit sehr verfeinerten Messmethoden noch geschehen kann, und dass dann auch die Lichtwirkung auf das Selen durch diese verallgemeinerte Wirkung des Lichtes zu erklären wäre, glaube aber nicht, dass wir berechtigt sind, dieselbe als bestehend anzunehmen, bevor sie nicht durch unzweifelhafte Versuche nach- gewiesen ist. Bis dahin müssen wir die Lichtwirkung auf das Selen als dem Selen ausschliesslich zukommend ansehen und versuchen, in den besonderen Eigenschaften desselben eine Er- klärung für diese Lichtwirkung zu finden.
Bevor ich hierzu übergehe, muss ich noch kurz auf einige Anführungen des Hrn. Börnstein aus meiner der Akademie mit- getheilten Untersuchung über das Verhalten des Selens gegen Wärme und den elektrischen Strom zurückgehen.
Hr. Börnstein hat wiederholt Angaben, die sich nur auf den gerade besprochenen Versuch bezogen, als allgemein gültige Ver- suchsresultate angeführt. So ist der mir zugeschriebene Satz, dass mit der Dauer der Erhitzung des amorphen Selens die Leitungs- fähigkeit, aber nicht die Lichtempfindlichkeit wachse, in dieser Allgemeinheit nicht richtig. Ebenso ist es nicht richtig, dass sich stets ein Polarisationsstrom zeigt, als Folge anhaltender
von Thermoströmen und anderen Störungen kein positives Er- gebniss.
Welches die Ursachen der abweichenden Versuchsresultate des Hrn. Börnstein sind, lässt sich nicht beurtheilen, da die Ver- suche desselben hierzu nicht eingehend genug beschrieben sind. Bei derartigen Messungen, welche die höchste Empfindlichkeit der Instrumente beanspruchen, treten leicht Störungen mit einer gewissen Constanz auf, und es ist immer etwas gewagt, neue Fundamentalerscheinungen ausschliesslich auf Mittelwerthe zu basiren, namentlich dann, wenn das Ergebniss noch weit inner- halb der Fehlergrenzen der einzelnen Versuche liegt, wie es bei den Börnstein’schen Versuchen der Fall ist.
Nach Obigem kann ich die Schlussfolgerungen, die Hr. Börn- stein aus seinen Versuchen zieht, nicht anerkennen, muss im Gegentheil bei meiner Ansicht stehen bleiben, dass eine Licht- wirkung bei anderen Metallen als beim Selen mit den bisherigen Hülfsmitteln nicht nachzuweisen ist.
Ich will damit nicht die Möglichkeit in Abrede stellen, dass dies künftig mit sehr verfeinerten Messmethoden noch geschehen kann, und dass dann auch die Lichtwirkung auf das Selen durch diese verallgemeinerte Wirkung des Lichtes zu erklären wäre, glaube aber nicht, dass wir berechtigt sind, dieselbe als bestehend anzunehmen, bevor sie nicht durch unzweifelhafte Versuche nach- gewiesen ist. Bis dahin müssen wir die Lichtwirkung auf das Selen als dem Selen ausschliesslich zukommend ansehen und versuchen, in den besonderen Eigenschaften desselben eine Er- klärung für diese Lichtwirkung zu finden.
Bevor ich hierzu übergehe, muss ich noch kurz auf einige Anführungen des Hrn. Börnstein aus meiner der Akademie mit- getheilten Untersuchung über das Verhalten des Selens gegen Wärme und den elektrischen Strom zurückgehen.
Hr. Börnstein hat wiederholt Angaben, die sich nur auf den gerade besprochenen Versuch bezogen, als allgemein gültige Ver- suchsresultate angeführt. So ist der mir zugeschriebene Satz, dass mit der Dauer der Erhitzung des amorphen Selens die Leitungs- fähigkeit, aber nicht die Lichtempfindlichkeit wachse, in dieser Allgemeinheit nicht richtig. Ebenso ist es nicht richtig, dass sich stets ein Polarisationsstrom zeigt, als Folge anhaltender
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[409/0431]
von Thermoströmen und anderen Störungen kein positives Er-
gebniss.
Welches die Ursachen der abweichenden Versuchsresultate
des Hrn. Börnstein sind, lässt sich nicht beurtheilen, da die Ver-
suche desselben hierzu nicht eingehend genug beschrieben sind.
Bei derartigen Messungen, welche die höchste Empfindlichkeit
der Instrumente beanspruchen, treten leicht Störungen mit einer
gewissen Constanz auf, und es ist immer etwas gewagt, neue
Fundamentalerscheinungen ausschliesslich auf Mittelwerthe zu
basiren, namentlich dann, wenn das Ergebniss noch weit inner-
halb der Fehlergrenzen der einzelnen Versuche liegt, wie es bei
den Börnstein’schen Versuchen der Fall ist.
Nach Obigem kann ich die Schlussfolgerungen, die Hr. Börn-
stein aus seinen Versuchen zieht, nicht anerkennen, muss im
Gegentheil bei meiner Ansicht stehen bleiben, dass eine Licht-
wirkung bei anderen Metallen als beim Selen mit den bisherigen
Hülfsmitteln nicht nachzuweisen ist.
Ich will damit nicht die Möglichkeit in Abrede stellen, dass
dies künftig mit sehr verfeinerten Messmethoden noch geschehen
kann, und dass dann auch die Lichtwirkung auf das Selen durch
diese verallgemeinerte Wirkung des Lichtes zu erklären wäre,
glaube aber nicht, dass wir berechtigt sind, dieselbe als bestehend
anzunehmen, bevor sie nicht durch unzweifelhafte Versuche nach-
gewiesen ist. Bis dahin müssen wir die Lichtwirkung auf das
Selen als dem Selen ausschliesslich zukommend ansehen und
versuchen, in den besonderen Eigenschaften desselben eine Er-
klärung für diese Lichtwirkung zu finden.
Bevor ich hierzu übergehe, muss ich noch kurz auf einige
Anführungen des Hrn. Börnstein aus meiner der Akademie mit-
getheilten Untersuchung über das Verhalten des Selens gegen
Wärme und den elektrischen Strom zurückgehen.
Hr. Börnstein hat wiederholt Angaben, die sich nur auf den
gerade besprochenen Versuch bezogen, als allgemein gültige Ver-
suchsresultate angeführt. So ist der mir zugeschriebene Satz, dass
mit der Dauer der Erhitzung des amorphen Selens die Leitungs-
fähigkeit, aber nicht die Lichtempfindlichkeit wachse, in dieser
Allgemeinheit nicht richtig. Ebenso ist es nicht richtig, dass
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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