Da mir daran lag, meine negativen Versuchsresultate einer Controlle durch andere Experimentatoren zu unterwerfen, und es mir auch von Wichtigkeit schien, durch Anwendung weit em- pfindlicherer Methoden, als Hr. Börnstein und ich selbst sie an- wenden konnten, zu untersuchen, ob überhaupt eine Lichtwirkung bei anderen Metallen als Selen nachzuweisen ist, so veranlasste ich meinen Freund Gustav Hansemann, in seinem zur Unter- suchung von schwachen Thermo-Strömen eingerichteten Labora- torium eine Untersuchung der Sache vorzunehmen. Im Hanse- mann'schen Laboratorium ist durch eine Wand aus dicken Spiegel- glasscheiben, die den Beobachter von den Instrumenten trennt, ein relativ dunkler Raum abgeschieden, in welchem die Instrumente aufgestellt sind, so dass alle Luftströmungen und sonstige Ur- sachen localer Temperaturänderungen vermieden werden. Die nöthigen Bewegungen werden durch Schnüre, die durch die Glaswand gehen, ausgeführt. Dies und die grosse Empfindlichkeit seines Spiegelgalvanometers mit Drahtwindungen von 0,5 Q. E. Widerstand machte es ihm möglich, als Elektromotor ein Eisen- kupfer-Thermo-Element anzuwenden, welches eine constante elek- tromotorische Kraft von nahe 0,001 Daniell gab, wenn die eine Löthstelle durch kochendes Wasser, die andere durch einen Strom von Wasserleitungswasser auf constanter Temperatur erhalten wurde. Bei dieser geringen elektromotorischen Kraft konnte von einer Verdeckung der Lichtwirkung durch Erwärmung des Metall- blattes und durch Nachwirkung des Stromes gar nicht mehr die Rede sein und es war anzunehmen, dass die von Hrn. Börnstein mit Anwendung der Dämpfungsmethode gefundenen, 3 bis 500 mal grösseren Beleuchtungswerthe jetzt sicher hervortreten würden, wenn sie nicht auf Selbsttäuschung beruhten. Da Hr. Hansemann seine Versuche in einem dieser Abhandlung angeschlossenen Auf- satze selbst beschrieben hat, so will ich hier nur hervorheben, dass derselbe ebenso wenig als ich einen Einfluss des Lichtes zu finden vermochte. Auch die Dämpfungsmethode, mit welcher Hr. Hansemann die Börnstein'schen auffallenden Versuchsresultate mit Hülfe eine spassend scheinenden Spiegelgalvanometers, welches ich ihm hierzu zur Verfügung gestellt hatte, zu reproduciren suchte, ergaben bei Anwendung der nöthigen Vorsicht gegen Auftreten
Da mir daran lag, meine negativen Versuchsresultate einer Controlle durch andere Experimentatoren zu unterwerfen, und es mir auch von Wichtigkeit schien, durch Anwendung weit em- pfindlicherer Methoden, als Hr. Börnstein und ich selbst sie an- wenden konnten, zu untersuchen, ob überhaupt eine Lichtwirkung bei anderen Metallen als Selen nachzuweisen ist, so veranlasste ich meinen Freund Gustav Hansemann, in seinem zur Unter- suchung von schwachen Thermo-Strömen eingerichteten Labora- torium eine Untersuchung der Sache vorzunehmen. Im Hanse- mann’schen Laboratorium ist durch eine Wand aus dicken Spiegel- glasscheiben, die den Beobachter von den Instrumenten trennt, ein relativ dunkler Raum abgeschieden, in welchem die Instrumente aufgestellt sind, so dass alle Luftströmungen und sonstige Ur- sachen localer Temperaturänderungen vermieden werden. Die nöthigen Bewegungen werden durch Schnüre, die durch die Glaswand gehen, ausgeführt. Dies und die grosse Empfindlichkeit seines Spiegelgalvanometers mit Drahtwindungen von 0,5 Q. E. Widerstand machte es ihm möglich, als Elektromotor ein Eisen- kupfer-Thermo-Element anzuwenden, welches eine constante elek- tromotorische Kraft von nahe 0,001 Daniell gab, wenn die eine Löthstelle durch kochendes Wasser, die andere durch einen Strom von Wasserleitungswasser auf constanter Temperatur erhalten wurde. Bei dieser geringen elektromotorischen Kraft konnte von einer Verdeckung der Lichtwirkung durch Erwärmung des Metall- blattes und durch Nachwirkung des Stromes gar nicht mehr die Rede sein und es war anzunehmen, dass die von Hrn. Börnstein mit Anwendung der Dämpfungsmethode gefundenen, 3 bis 500 mal grösseren Beleuchtungswerthe jetzt sicher hervortreten würden, wenn sie nicht auf Selbsttäuschung beruhten. Da Hr. Hansemann seine Versuche in einem dieser Abhandlung angeschlossenen Auf- satze selbst beschrieben hat, so will ich hier nur hervorheben, dass derselbe ebenso wenig als ich einen Einfluss des Lichtes zu finden vermochte. Auch die Dämpfungsmethode, mit welcher Hr. Hansemann die Börnstein’schen auffallenden Versuchsresultate mit Hülfe eine spassend scheinenden Spiegelgalvanometers, welches ich ihm hierzu zur Verfügung gestellt hatte, zu reproduciren suchte, ergaben bei Anwendung der nöthigen Vorsicht gegen Auftreten
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[408/0430]
Da mir daran lag, meine negativen Versuchsresultate einer
Controlle durch andere Experimentatoren zu unterwerfen, und es
mir auch von Wichtigkeit schien, durch Anwendung weit em-
pfindlicherer Methoden, als Hr. Börnstein und ich selbst sie an-
wenden konnten, zu untersuchen, ob überhaupt eine Lichtwirkung
bei anderen Metallen als Selen nachzuweisen ist, so veranlasste
ich meinen Freund Gustav Hansemann, in seinem zur Unter-
suchung von schwachen Thermo-Strömen eingerichteten Labora-
torium eine Untersuchung der Sache vorzunehmen. Im Hanse-
mann’schen Laboratorium ist durch eine Wand aus dicken Spiegel-
glasscheiben, die den Beobachter von den Instrumenten trennt,
ein relativ dunkler Raum abgeschieden, in welchem die Instrumente
aufgestellt sind, so dass alle Luftströmungen und sonstige Ur-
sachen localer Temperaturänderungen vermieden werden. Die
nöthigen Bewegungen werden durch Schnüre, die durch die
Glaswand gehen, ausgeführt. Dies und die grosse Empfindlichkeit
seines Spiegelgalvanometers mit Drahtwindungen von 0,5 Q. E.
Widerstand machte es ihm möglich, als Elektromotor ein Eisen-
kupfer-Thermo-Element anzuwenden, welches eine constante elek-
tromotorische Kraft von nahe 0,001 Daniell gab, wenn die eine
Löthstelle durch kochendes Wasser, die andere durch einen Strom
von Wasserleitungswasser auf constanter Temperatur erhalten
wurde. Bei dieser geringen elektromotorischen Kraft konnte von
einer Verdeckung der Lichtwirkung durch Erwärmung des Metall-
blattes und durch Nachwirkung des Stromes gar nicht mehr die
Rede sein und es war anzunehmen, dass die von Hrn. Börnstein
mit Anwendung der Dämpfungsmethode gefundenen, 3 bis 500 mal
grösseren Beleuchtungswerthe jetzt sicher hervortreten würden,
wenn sie nicht auf Selbsttäuschung beruhten. Da Hr. Hansemann
seine Versuche in einem dieser Abhandlung angeschlossenen Auf-
satze selbst beschrieben hat, so will ich hier nur hervorheben,
dass derselbe ebenso wenig als ich einen Einfluss des Lichtes
zu finden vermochte. Auch die Dämpfungsmethode, mit welcher
Hr. Hansemann die Börnstein’schen auffallenden Versuchsresultate
mit Hülfe eine spassend scheinenden Spiegelgalvanometers, welches
ich ihm hierzu zur Verfügung gestellt hatte, zu reproduciren suchte,
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/430>, abgerufen am 25.11.2024.
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