Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Abmessungen des Pendels müssen sich ferner nach der
Empfindlichkeit des Regulators richten. -- Je kürzer die Zeit
ist, in welcher er seine Wirkung vollendet, also je grösser
seine Empfindlichkeit ist, desto leichter und kürzer kann das
Pendel gemacht werden. Doch wird die Steigerung der Empfind-
lichkeit begrenzt durch den unvermeidlichen todten Gang im Re-
gulator und die der Maschine eigenthümlichen Unregelmässigkeiten
der Bewegung, die keinen zu grossen Einfluss auf das Spiel des-
selben äussern dürfen. Je gleichförmiger sich also die Maschine
bewegt und je geringer der todte Gang im Regulator ist, desto
empfindlicher und leichter kann er construirt werden. Bei guten
Maschinen mit hinlänglich schwerem Schwungrade erscheint eine
derartige Construction am vortheilhaftesten, dass ein 1/15 bis selbst
1/30 Umgang der Maschine die volle Schliessung der Dampfklappe
bewirkt, wenn sie vorher ganz offen war, und das Pendel in Ruhe
ist. Unter ungünstigeren Umständen muss auch die Empfind-
lichkeit des Regulators bedeutend geringer gemacht werden, doch
darf man auch hierin eine gewisse Grenze nicht überschreiten,
weil sonst nothwendig periodische Schwankungen im Gange der
Maschine eintreten müssen.

Durch den Centrifugal-Regulator wird eine Beschleunigung
des Ganges der Maschine um 1/20 Umdrehung noch gar nicht
einmal angezeigt, weil die Centrifugalkraft der Kugeln durch
diese geringe Vermehrung der Drehungsgeschwindigkeit noch
nicht um soviel gewachsen ist, dass sie die dem Auseinander-
fliegen derselben sich widersetzenden Reibungswiderstände zu
überwinden vermag. Der Differenz-Regulator hat daher seine
volle Wirkung schon gethan und den Gang der Maschine voll-
ständig wieder regulirt, ehe der Centrifugal-Regulator auch nur
den Anfang damit macht. Die Erfahrung bestätigte dies voll-
ständig bei einer Maschine, die gleichzeitig mit einem Differenz-
und einem Centrifugal-Regulator versehen war (Fig. 7). Der letztere
kam dabei nie, auch bei den grösstmöglichen Belastungs-Ver-
änderungen aus seiner Ruhe. Zwischen der Leistung beider
Regulatoren findet aber noch der bedeutende Unterschied statt,
dass ein Centrifugal-Regulator die entstehende Bewegungs-Ver-
schiedenheit der Maschine nur vermindern, nicht aber vollständig
aufheben kann, der Differenz-Regulator dagegen sie zwingt, voll-

2*

Die Abmessungen des Pendels müssen sich ferner nach der
Empfindlichkeit des Regulators richten. — Je kürzer die Zeit
ist, in welcher er seine Wirkung vollendet, also je grösser
seine Empfindlichkeit ist, desto leichter und kürzer kann das
Pendel gemacht werden. Doch wird die Steigerung der Empfind-
lichkeit begrenzt durch den unvermeidlichen todten Gang im Re-
gulator und die der Maschine eigenthümlichen Unregelmässigkeiten
der Bewegung, die keinen zu grossen Einfluss auf das Spiel des-
selben äussern dürfen. Je gleichförmiger sich also die Maschine
bewegt und je geringer der todte Gang im Regulator ist, desto
empfindlicher und leichter kann er construirt werden. Bei guten
Maschinen mit hinlänglich schwerem Schwungrade erscheint eine
derartige Construction am vortheilhaftesten, dass ein 1/15 bis selbst
1/30 Umgang der Maschine die volle Schliessung der Dampfklappe
bewirkt, wenn sie vorher ganz offen war, und das Pendel in Ruhe
ist. Unter ungünstigeren Umständen muss auch die Empfind-
lichkeit des Regulators bedeutend geringer gemacht werden, doch
darf man auch hierin eine gewisse Grenze nicht überschreiten,
weil sonst nothwendig periodische Schwankungen im Gange der
Maschine eintreten müssen.

Durch den Centrifugal-Regulator wird eine Beschleunigung
des Ganges der Maschine um 1/20 Umdrehung noch gar nicht
einmal angezeigt, weil die Centrifugalkraft der Kugeln durch
diese geringe Vermehrung der Drehungsgeschwindigkeit noch
nicht um soviel gewachsen ist, dass sie die dem Auseinander-
fliegen derselben sich widersetzenden Reibungswiderstände zu
überwinden vermag. Der Differenz-Regulator hat daher seine
volle Wirkung schon gethan und den Gang der Maschine voll-
ständig wieder regulirt, ehe der Centrifugal-Regulator auch nur
den Anfang damit macht. Die Erfahrung bestätigte dies voll-
ständig bei einer Maschine, die gleichzeitig mit einem Differenz-
und einem Centrifugal-Regulator versehen war (Fig. 7). Der letztere
kam dabei nie, auch bei den grösstmöglichen Belastungs-Ver-
änderungen aus seiner Ruhe. Zwischen der Leistung beider
Regulatoren findet aber noch der bedeutende Unterschied statt,
dass ein Centrifugal-Regulator die entstehende Bewegungs-Ver-
schiedenheit der Maschine nur vermindern, nicht aber vollständig
aufheben kann, der Differenz-Regulator dagegen sie zwingt, voll-

2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0037" n="19"/>
Die Abmessungen des Pendels müssen sich ferner nach der<lb/>
Empfindlichkeit des Regulators richten. &#x2014; Je kürzer die Zeit<lb/>
ist, in welcher er seine Wirkung vollendet, also je grösser<lb/>
seine Empfindlichkeit ist, desto leichter und kürzer kann das<lb/>
Pendel gemacht werden. Doch wird die Steigerung der Empfind-<lb/>
lichkeit begrenzt durch den unvermeidlichen todten Gang im Re-<lb/>
gulator und die der Maschine eigenthümlichen Unregelmässigkeiten<lb/>
der Bewegung, die keinen zu grossen Einfluss auf das Spiel des-<lb/>
selben äussern dürfen. Je gleichförmiger sich also die Maschine<lb/>
bewegt und je geringer der todte Gang im Regulator ist, desto<lb/>
empfindlicher und leichter kann er construirt werden. Bei guten<lb/>
Maschinen mit hinlänglich schwerem Schwungrade erscheint eine<lb/>
derartige Construction am vortheilhaftesten, dass ein 1/15 bis selbst<lb/>
1/30 Umgang der Maschine die volle Schliessung der Dampfklappe<lb/>
bewirkt, wenn sie vorher ganz offen war, und das Pendel in Ruhe<lb/>
ist. Unter ungünstigeren Umständen muss auch die Empfind-<lb/>
lichkeit des Regulators bedeutend geringer gemacht werden, doch<lb/>
darf man auch hierin eine gewisse Grenze nicht überschreiten,<lb/>
weil sonst nothwendig periodische Schwankungen im Gange der<lb/>
Maschine eintreten müssen.</p><lb/>
            <p>Durch den Centrifugal-Regulator wird eine Beschleunigung<lb/>
des Ganges der Maschine um 1/20 Umdrehung noch gar nicht<lb/>
einmal angezeigt, weil die Centrifugalkraft der Kugeln durch<lb/>
diese geringe Vermehrung der Drehungsgeschwindigkeit noch<lb/>
nicht um soviel gewachsen ist, dass sie die dem Auseinander-<lb/>
fliegen derselben sich widersetzenden Reibungswiderstände zu<lb/>
überwinden vermag. Der Differenz-Regulator hat daher seine<lb/>
volle Wirkung schon gethan und den Gang der Maschine voll-<lb/>
ständig wieder regulirt, ehe der Centrifugal-Regulator auch nur<lb/>
den Anfang damit macht. Die Erfahrung bestätigte dies voll-<lb/>
ständig bei einer Maschine, die gleichzeitig mit einem Differenz-<lb/>
und einem Centrifugal-Regulator versehen war (Fig. 7). Der letztere<lb/>
kam dabei nie, auch bei den grösstmöglichen Belastungs-Ver-<lb/>
änderungen aus seiner Ruhe. Zwischen der Leistung beider<lb/>
Regulatoren findet aber noch der bedeutende Unterschied statt,<lb/>
dass ein Centrifugal-Regulator die entstehende Bewegungs-Ver-<lb/>
schiedenheit der Maschine nur vermindern, nicht aber vollständig<lb/>
aufheben kann, der Differenz-Regulator dagegen sie zwingt, voll-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0037] Die Abmessungen des Pendels müssen sich ferner nach der Empfindlichkeit des Regulators richten. — Je kürzer die Zeit ist, in welcher er seine Wirkung vollendet, also je grösser seine Empfindlichkeit ist, desto leichter und kürzer kann das Pendel gemacht werden. Doch wird die Steigerung der Empfind- lichkeit begrenzt durch den unvermeidlichen todten Gang im Re- gulator und die der Maschine eigenthümlichen Unregelmässigkeiten der Bewegung, die keinen zu grossen Einfluss auf das Spiel des- selben äussern dürfen. Je gleichförmiger sich also die Maschine bewegt und je geringer der todte Gang im Regulator ist, desto empfindlicher und leichter kann er construirt werden. Bei guten Maschinen mit hinlänglich schwerem Schwungrade erscheint eine derartige Construction am vortheilhaftesten, dass ein 1/15 bis selbst 1/30 Umgang der Maschine die volle Schliessung der Dampfklappe bewirkt, wenn sie vorher ganz offen war, und das Pendel in Ruhe ist. Unter ungünstigeren Umständen muss auch die Empfind- lichkeit des Regulators bedeutend geringer gemacht werden, doch darf man auch hierin eine gewisse Grenze nicht überschreiten, weil sonst nothwendig periodische Schwankungen im Gange der Maschine eintreten müssen. Durch den Centrifugal-Regulator wird eine Beschleunigung des Ganges der Maschine um 1/20 Umdrehung noch gar nicht einmal angezeigt, weil die Centrifugalkraft der Kugeln durch diese geringe Vermehrung der Drehungsgeschwindigkeit noch nicht um soviel gewachsen ist, dass sie die dem Auseinander- fliegen derselben sich widersetzenden Reibungswiderstände zu überwinden vermag. Der Differenz-Regulator hat daher seine volle Wirkung schon gethan und den Gang der Maschine voll- ständig wieder regulirt, ehe der Centrifugal-Regulator auch nur den Anfang damit macht. Die Erfahrung bestätigte dies voll- ständig bei einer Maschine, die gleichzeitig mit einem Differenz- und einem Centrifugal-Regulator versehen war (Fig. 7). Der letztere kam dabei nie, auch bei den grösstmöglichen Belastungs-Ver- änderungen aus seiner Ruhe. Zwischen der Leistung beider Regulatoren findet aber noch der bedeutende Unterschied statt, dass ein Centrifugal-Regulator die entstehende Bewegungs-Ver- schiedenheit der Maschine nur vermindern, nicht aber vollständig aufheben kann, der Differenz-Regulator dagegen sie zwingt, voll- 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/37
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/37>, abgerufen am 24.11.2024.