auch nicht in Abrede zu stellen ist, dass hierdurch die Aufgabe, ohne Strommessungen den Widerstand galvanischer Ketten zu bestimmen, im Princip gelöst ist, so leiden diese indirecten Me- thoden doch an sehr wesentlichen Mängeln. Der gesuchte Wider- stand der Kette erscheint bei diesen Methoden als Resultat einer Rechnung, in welcher ausser den eingeschalteten bekannten Widerständen auch der Widerstand der Vergleichskette und das Verhältniss der elektromotorischen Kräfte beider Ketten auftritt. Da nun bekanntlich -- wie auch die später beschriebenen Ver- suche bestätigen -- weder die elektromotorische Kraft noch der Widerstand eines galvanischen Elementes wirklich constant ist, sondern beide sich mit der relativen Stromstärke, also dem Thätigkeitsmasse der Flächeneinheit des Elementes ändert, so muss nothwendig das Hereinziehen der elektromotorischen Kräfte der Ketten in die Rechnung das gefundene Resultat wesentlich beeinträchtigen. Doch auch abgesehen von diesem theoretischen Mangel sind die durch das Compensationsprincip begründeten Methoden namentlich für technische Benutzung zu umständlich und schwerfällig.
Meine Methode 1) der directen Bestimmung des wesentlichen Widerstandes der Kette beruht wie die Wheatstone'sche Wider- standsmessungsmethode auf einem Stromverzweigungsgesetze.
Ist A, B, C, D (Fig. 46) in beifolgendem Stromschema der
[Abbildung]
Fig. 46.
Schliessungsbogen der Kette E, deren wesentlicher Widerstand zu bestimmen ist, bezeichnet ferner der Punkt C den Halbirungs-
1) Ich habe diese Methode bereits der Society of telegraph Engineers in London in ihrer Sitzung vom 11. Dec. 1872 mitgetheilt.
auch nicht in Abrede zu stellen ist, dass hierdurch die Aufgabe, ohne Strommessungen den Widerstand galvanischer Ketten zu bestimmen, im Princip gelöst ist, so leiden diese indirecten Me- thoden doch an sehr wesentlichen Mängeln. Der gesuchte Wider- stand der Kette erscheint bei diesen Methoden als Resultat einer Rechnung, in welcher ausser den eingeschalteten bekannten Widerständen auch der Widerstand der Vergleichskette und das Verhältniss der elektromotorischen Kräfte beider Ketten auftritt. Da nun bekanntlich — wie auch die später beschriebenen Ver- suche bestätigen — weder die elektromotorische Kraft noch der Widerstand eines galvanischen Elementes wirklich constant ist, sondern beide sich mit der relativen Stromstärke, also dem Thätigkeitsmasse der Flächeneinheit des Elementes ändert, so muss nothwendig das Hereinziehen der elektromotorischen Kräfte der Ketten in die Rechnung das gefundene Resultat wesentlich beeinträchtigen. Doch auch abgesehen von diesem theoretischen Mangel sind die durch das Compensationsprincip begründeten Methoden namentlich für technische Benutzung zu umständlich und schwerfällig.
Meine Methode 1) der directen Bestimmung des wesentlichen Widerstandes der Kette beruht wie die Wheatstone’sche Wider- standsmessungsmethode auf einem Stromverzweigungsgesetze.
Ist A, B, C, D (Fig. 46) in beifolgendem Stromschema der
[Abbildung]
Fig. 46.
Schliessungsbogen der Kette E, deren wesentlicher Widerstand zu bestimmen ist, bezeichnet ferner der Punkt C den Halbirungs-
1) Ich habe diese Methode bereits der Society of telegraph Engineers in London in ihrer Sitzung vom 11. Dec. 1872 mitgetheilt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0332"n="314"/>
auch nicht in Abrede zu stellen ist, dass hierdurch die Aufgabe,<lb/>
ohne Strommessungen den Widerstand galvanischer Ketten zu<lb/>
bestimmen, im Princip gelöst ist, so leiden diese indirecten Me-<lb/>
thoden doch an sehr wesentlichen Mängeln. Der gesuchte Wider-<lb/>
stand der Kette erscheint bei diesen Methoden als Resultat einer<lb/>
Rechnung, in welcher ausser den eingeschalteten bekannten<lb/>
Widerständen auch der Widerstand der Vergleichskette und das<lb/>
Verhältniss der elektromotorischen Kräfte beider Ketten auftritt.<lb/>
Da nun bekanntlich — wie auch die später beschriebenen Ver-<lb/>
suche bestätigen — weder die elektromotorische Kraft noch der<lb/>
Widerstand eines galvanischen Elementes wirklich constant ist,<lb/>
sondern beide sich mit der relativen Stromstärke, also dem<lb/>
Thätigkeitsmasse der Flächeneinheit des Elementes ändert, so<lb/>
muss nothwendig das Hereinziehen der elektromotorischen Kräfte<lb/>
der Ketten in die Rechnung das gefundene Resultat wesentlich<lb/>
beeinträchtigen. Doch auch abgesehen von diesem theoretischen<lb/>
Mangel sind die durch das Compensationsprincip begründeten<lb/>
Methoden namentlich für technische Benutzung zu umständlich<lb/>
und schwerfällig.</p><lb/><p>Meine Methode <noteplace="foot"n="1)">Ich habe diese Methode bereits der Society of telegraph Engineers<lb/>
in London in ihrer Sitzung vom 11. Dec. 1872 mitgetheilt.</note> der directen Bestimmung des wesentlichen<lb/>
Widerstandes der Kette beruht wie die Wheatstone’sche Wider-<lb/>
standsmessungsmethode auf einem Stromverzweigungsgesetze.</p><lb/><p>Ist <hirendition="#i">A, B, C, D</hi> (Fig. 46) in beifolgendem Stromschema der<lb/><figure><head>Fig. 46.</head></figure><lb/>
Schliessungsbogen der Kette <hirendition="#i">E</hi>, deren wesentlicher Widerstand<lb/>
zu bestimmen ist, bezeichnet ferner der Punkt <hirendition="#i">C</hi> den Halbirungs-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[314/0332]
auch nicht in Abrede zu stellen ist, dass hierdurch die Aufgabe,
ohne Strommessungen den Widerstand galvanischer Ketten zu
bestimmen, im Princip gelöst ist, so leiden diese indirecten Me-
thoden doch an sehr wesentlichen Mängeln. Der gesuchte Wider-
stand der Kette erscheint bei diesen Methoden als Resultat einer
Rechnung, in welcher ausser den eingeschalteten bekannten
Widerständen auch der Widerstand der Vergleichskette und das
Verhältniss der elektromotorischen Kräfte beider Ketten auftritt.
Da nun bekanntlich — wie auch die später beschriebenen Ver-
suche bestätigen — weder die elektromotorische Kraft noch der
Widerstand eines galvanischen Elementes wirklich constant ist,
sondern beide sich mit der relativen Stromstärke, also dem
Thätigkeitsmasse der Flächeneinheit des Elementes ändert, so
muss nothwendig das Hereinziehen der elektromotorischen Kräfte
der Ketten in die Rechnung das gefundene Resultat wesentlich
beeinträchtigen. Doch auch abgesehen von diesem theoretischen
Mangel sind die durch das Compensationsprincip begründeten
Methoden namentlich für technische Benutzung zu umständlich
und schwerfällig.
Meine Methode 1) der directen Bestimmung des wesentlichen
Widerstandes der Kette beruht wie die Wheatstone’sche Wider-
standsmessungsmethode auf einem Stromverzweigungsgesetze.
Ist A, B, C, D (Fig. 46) in beifolgendem Stromschema der
[Abbildung Fig. 46.]
Schliessungsbogen der Kette E, deren wesentlicher Widerstand
zu bestimmen ist, bezeichnet ferner der Punkt C den Halbirungs-
1) Ich habe diese Methode bereits der Society of telegraph Engineers
in London in ihrer Sitzung vom 11. Dec. 1872 mitgetheilt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/332>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.