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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Es liegt nahe, aus dieser Erscheinung den Schluss zu ziehen,
dass die elektrische Polarisation der Molecüle eines Dielectricums,
als welche wir die Molecularvertheilung betrachten müssen, ein
bestimmtes, von der Natur und Dichtigkeit des Körpers abhän-
giges Maximum nicht überschreiten kann, und dass ein Spannungs-
oder Polarisations-Ueberschuss durch eine von Licht- und Wärme-
entwickelung oder chemischer Action begleitete Bewegungser-
scheinung noch unbekannter Natur ausgeglichen oder übertragen
wird. Gesetzt, der Gesammtvertheilungswiderstand des Glases
wäre gleich dem des Luftraumes zwischen den Glastafeln und
die elektrische Kraft E wäre so gewählt, dass das Vertheilungs-
maximum der Luft gerade erreicht wäre, so wäre, wenn v den
Vertheilungswiderstand der Glasmasse bezeichnet,
[Formel 1]

Wird nun die wirksame elektrische Kraft E verdoppelt, so
würde die Ladung
[Formel 2] sein, wenn das Vertheilungsmaximum des Luftraumes nicht über-
schritten wäre. Da dies nun aber nach der Voraussetzung schon
bei der Hälfte dieser Ladung der Fall ist, so kann man sich die
Ladung in zwei Theile zerlegt denken, von denen der eine gleich
[Formel 3] , der andere durch [Formel 4] ausgedrückt werden kann, indem der
Vertheilungswiderstand der Luftschicht für den zweiten Theil
fortfällt. Es wird mithin die wirkliche Ladung des Collectors
[Formel 5] sein.

Der Entladungsvorgang im lufterfüllten Raume muss daher
gleich [Formel 6] sein. Das Arbeitsaequivalent dieser Ent-
ladung im Innern des Dielectricums muss als Licht, Wärme
oder Veränderung der Gruppirung der Körpermolecüle, d. i. als
chemische Action, auftreten. Im vorliegenden Falle findet gleich-
zeitig mit der Licht- und Wärmeentwickelung eine Umwandlung
des Sauerstoffs der Luft in Ozon1) statt.


1) Ich habe diese Erscheinung zur Construction eines Apparates be-
nutzt, der die Ozonisirung des Sauerstoffs durch inducirte Ströme bezweckt.

Es liegt nahe, aus dieser Erscheinung den Schluss zu ziehen,
dass die elektrische Polarisation der Molecüle eines Dielectricums,
als welche wir die Molecularvertheilung betrachten müssen, ein
bestimmtes, von der Natur und Dichtigkeit des Körpers abhän-
giges Maximum nicht überschreiten kann, und dass ein Spannungs-
oder Polarisations-Ueberschuss durch eine von Licht- und Wärme-
entwickelung oder chemischer Action begleitete Bewegungser-
scheinung noch unbekannter Natur ausgeglichen oder übertragen
wird. Gesetzt, der Gesammtvertheilungswiderstand des Glases
wäre gleich dem des Luftraumes zwischen den Glastafeln und
die elektrische Kraft E wäre so gewählt, dass das Vertheilungs-
maximum der Luft gerade erreicht wäre, so wäre, wenn v den
Vertheilungswiderstand der Glasmasse bezeichnet,
[Formel 1]

Wird nun die wirksame elektrische Kraft E verdoppelt, so
würde die Ladung
[Formel 2] sein, wenn das Vertheilungsmaximum des Luftraumes nicht über-
schritten wäre. Da dies nun aber nach der Voraussetzung schon
bei der Hälfte dieser Ladung der Fall ist, so kann man sich die
Ladung in zwei Theile zerlegt denken, von denen der eine gleich
[Formel 3] , der andere durch [Formel 4] ausgedrückt werden kann, indem der
Vertheilungswiderstand der Luftschicht für den zweiten Theil
fortfällt. Es wird mithin die wirkliche Ladung des Collectors
[Formel 5] sein.

Der Entladungsvorgang im lufterfüllten Raume muss daher
gleich [Formel 6] sein. Das Arbeitsaequivalent dieser Ent-
ladung im Innern des Dielectricums muss als Licht, Wärme
oder Veränderung der Gruppirung der Körpermolecüle, d. i. als
chemische Action, auftreten. Im vorliegenden Falle findet gleich-
zeitig mit der Licht- und Wärmeentwickelung eine Umwandlung
des Sauerstoffs der Luft in Ozon1) statt.


1) Ich habe diese Erscheinung zur Construction eines Apparates be-
nutzt, der die Ozonisirung des Sauerstoffs durch inducirte Ströme bezweckt.
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[196/0214] Es liegt nahe, aus dieser Erscheinung den Schluss zu ziehen, dass die elektrische Polarisation der Molecüle eines Dielectricums, als welche wir die Molecularvertheilung betrachten müssen, ein bestimmtes, von der Natur und Dichtigkeit des Körpers abhän- giges Maximum nicht überschreiten kann, und dass ein Spannungs- oder Polarisations-Ueberschuss durch eine von Licht- und Wärme- entwickelung oder chemischer Action begleitete Bewegungser- scheinung noch unbekannter Natur ausgeglichen oder übertragen wird. Gesetzt, der Gesammtvertheilungswiderstand des Glases wäre gleich dem des Luftraumes zwischen den Glastafeln und die elektrische Kraft E wäre so gewählt, dass das Vertheilungs- maximum der Luft gerade erreicht wäre, so wäre, wenn v den Vertheilungswiderstand der Glasmasse bezeichnet, [FORMEL] Wird nun die wirksame elektrische Kraft E verdoppelt, so würde die Ladung [FORMEL] sein, wenn das Vertheilungsmaximum des Luftraumes nicht über- schritten wäre. Da dies nun aber nach der Voraussetzung schon bei der Hälfte dieser Ladung der Fall ist, so kann man sich die Ladung in zwei Theile zerlegt denken, von denen der eine gleich [FORMEL], der andere durch [FORMEL] ausgedrückt werden kann, indem der Vertheilungswiderstand der Luftschicht für den zweiten Theil fortfällt. Es wird mithin die wirkliche Ladung des Collectors [FORMEL] sein. Der Entladungsvorgang im lufterfüllten Raume muss daher gleich [FORMEL] sein. Das Arbeitsaequivalent dieser Ent- ladung im Innern des Dielectricums muss als Licht, Wärme oder Veränderung der Gruppirung der Körpermolecüle, d. i. als chemische Action, auftreten. Im vorliegenden Falle findet gleich- zeitig mit der Licht- und Wärmeentwickelung eine Umwandlung des Sauerstoffs der Luft in Ozon 1) statt. 1) Ich habe diese Erscheinung zur Construction eines Apparates be- nutzt, der die Ozonisirung des Sauerstoffs durch inducirte Ströme bezweckt.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/214>, abgerufen am 24.11.2024.