ist theils in excentrischer Lage des Drahtes in der Guttapercha, grösstentheils aber darin zu suchen, dass die letztere selbst sehr verschiedenartig und bei vielen Drähten schon sehr zusammen- getrocknet und verharzt war. Es bildete sich dadurch ein mit Luft erfüllter Zwischenraum zwischen Draht und Guttapercha. Einige Drähte waren mit geschwefelter Guttapercha bekleidet. Die dem Kupfer zunächst liegenden Schichten dieser Guttapercha waren durch Aufnahme von Schwefelkupfer leitend geworden, wodurch der wirksame Durchmesser des Drahtes etwas vergrössert wird. Genaue Zahlenangaben waren mithin hier nicht zu er- warten.
In der nachstehenden Tabelle habe ich einige Versuche zu- sammengestellt, deren unerwartete Resultate für mich die erste Veranlassung zu der vorliegenden Arbeit waren. Ich hoffte die bei langen Unterseeleitungen so störenden Ladungen und die durch sie bewirkte Verzögerung des Stromes dadurch grössten- theils zu beseitigen, dass ich anstatt einfacher Leitungen und Benutzung der Erde als Rückleitung oder als Reservoir, wenn man diesen Ausdruck vorzieht, Doppeldrähte anwendete, welche in einer gemeinschaftlichen Guttapercha-Hülle liegen und einen ganz metallischen Kreislauf bilden. Da in diesem Fall die beiden Drähte in gleicher Entfernung von der Batterie gleich und ent- gegengesetzt elektrisch werden, so glaubte ich die auf der Ober- fläche der gemeinschaftlichen Guttapercha-Hülle auftretende In- fluenz-Elektricität müsse an allen denjenigen Punkten derselben gleich Null sein, die gleichweit von den gleich und entgegenge- setzt elektrisirten Drähten entfernt wären. Sie müsste dann an den übrigen Punkten proportional der Differenz der vertheilenden Wirkung der beiden Drähte, und die Ladung des ganzen Doppel- drahtes mithin sehr viel geringer sein, wie die eines einfachen Drahtes. Der Versuch lehrt nun aber, dass dies durchaus nicht der Fall ist. Es findet nicht nur keine Verminderung der Ladung im obigen Sinne statt, sondern im Gegentheil eine geringe Ver- grösserung derselben.
Die Messungen der nachstehenden Tabelle sind mit den be- schriebenen Doppeldrähten angestellt. Dieselben wurden in ein Gefäss mit Wasser getaucht, welches mit der Erde in leitender Verbindung war. Das eine Ende sämmtlicher Drähte war durch
ist theils in excentrischer Lage des Drahtes in der Guttapercha, grösstentheils aber darin zu suchen, dass die letztere selbst sehr verschiedenartig und bei vielen Drähten schon sehr zusammen- getrocknet und verharzt war. Es bildete sich dadurch ein mit Luft erfüllter Zwischenraum zwischen Draht und Guttapercha. Einige Drähte waren mit geschwefelter Guttapercha bekleidet. Die dem Kupfer zunächst liegenden Schichten dieser Guttapercha waren durch Aufnahme von Schwefelkupfer leitend geworden, wodurch der wirksame Durchmesser des Drahtes etwas vergrössert wird. Genaue Zahlenangaben waren mithin hier nicht zu er- warten.
In der nachstehenden Tabelle habe ich einige Versuche zu- sammengestellt, deren unerwartete Resultate für mich die erste Veranlassung zu der vorliegenden Arbeit waren. Ich hoffte die bei langen Unterseeleitungen so störenden Ladungen und die durch sie bewirkte Verzögerung des Stromes dadurch grössten- theils zu beseitigen, dass ich anstatt einfacher Leitungen und Benutzung der Erde als Rückleitung oder als Reservoir, wenn man diesen Ausdruck vorzieht, Doppeldrähte anwendete, welche in einer gemeinschaftlichen Guttapercha-Hülle liegen und einen ganz metallischen Kreislauf bilden. Da in diesem Fall die beiden Drähte in gleicher Entfernung von der Batterie gleich und ent- gegengesetzt elektrisch werden, so glaubte ich die auf der Ober- fläche der gemeinschaftlichen Guttapercha-Hülle auftretende In- fluenz-Elektricität müsse an allen denjenigen Punkten derselben gleich Null sein, die gleichweit von den gleich und entgegenge- setzt elektrisirten Drähten entfernt wären. Sie müsste dann an den übrigen Punkten proportional der Differenz der vertheilenden Wirkung der beiden Drähte, und die Ladung des ganzen Doppel- drahtes mithin sehr viel geringer sein, wie die eines einfachen Drahtes. Der Versuch lehrt nun aber, dass dies durchaus nicht der Fall ist. Es findet nicht nur keine Verminderung der Ladung im obigen Sinne statt, sondern im Gegentheil eine geringe Ver- grösserung derselben.
Die Messungen der nachstehenden Tabelle sind mit den be- schriebenen Doppeldrähten angestellt. Dieselben wurden in ein Gefäss mit Wasser getaucht, welches mit der Erde in leitender Verbindung war. Das eine Ende sämmtlicher Drähte war durch
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[183/0201]
ist theils in excentrischer Lage des Drahtes in der Guttapercha,
grösstentheils aber darin zu suchen, dass die letztere selbst sehr
verschiedenartig und bei vielen Drähten schon sehr zusammen-
getrocknet und verharzt war. Es bildete sich dadurch ein mit
Luft erfüllter Zwischenraum zwischen Draht und Guttapercha.
Einige Drähte waren mit geschwefelter Guttapercha bekleidet.
Die dem Kupfer zunächst liegenden Schichten dieser Guttapercha
waren durch Aufnahme von Schwefelkupfer leitend geworden,
wodurch der wirksame Durchmesser des Drahtes etwas vergrössert
wird. Genaue Zahlenangaben waren mithin hier nicht zu er-
warten.
In der nachstehenden Tabelle habe ich einige Versuche zu-
sammengestellt, deren unerwartete Resultate für mich die erste
Veranlassung zu der vorliegenden Arbeit waren. Ich hoffte die
bei langen Unterseeleitungen so störenden Ladungen und die
durch sie bewirkte Verzögerung des Stromes dadurch grössten-
theils zu beseitigen, dass ich anstatt einfacher Leitungen und
Benutzung der Erde als Rückleitung oder als Reservoir, wenn
man diesen Ausdruck vorzieht, Doppeldrähte anwendete, welche
in einer gemeinschaftlichen Guttapercha-Hülle liegen und einen
ganz metallischen Kreislauf bilden. Da in diesem Fall die beiden
Drähte in gleicher Entfernung von der Batterie gleich und ent-
gegengesetzt elektrisch werden, so glaubte ich die auf der Ober-
fläche der gemeinschaftlichen Guttapercha-Hülle auftretende In-
fluenz-Elektricität müsse an allen denjenigen Punkten derselben
gleich Null sein, die gleichweit von den gleich und entgegenge-
setzt elektrisirten Drähten entfernt wären. Sie müsste dann an
den übrigen Punkten proportional der Differenz der vertheilenden
Wirkung der beiden Drähte, und die Ladung des ganzen Doppel-
drahtes mithin sehr viel geringer sein, wie die eines einfachen
Drahtes. Der Versuch lehrt nun aber, dass dies durchaus nicht
der Fall ist. Es findet nicht nur keine Verminderung der Ladung
im obigen Sinne statt, sondern im Gegentheil eine geringe Ver-
grösserung derselben.
Die Messungen der nachstehenden Tabelle sind mit den be-
schriebenen Doppeldrähten angestellt. Dieselben wurden in ein
Gefäss mit Wasser getaucht, welches mit der Erde in leitender
Verbindung war. Das eine Ende sämmtlicher Drähte war durch
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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