Masse langsam geschmolzen. Nachdem die Oberfläche derselben gut gereinigt war, ward erst die Grösse der Ladung zwischen den beiden Scheiben in der Luft gemessen, und darauf beide nach einander so in die geschmolzene Masse getaucht, dass keine Luftblasen zwischen den Platten blieben. Das Verhältniss der gemessenen Ladungen gab die Vertheilungs-Coefficienten des ge- prüften Isolators. -- Es ergab sich auf diese Weise für Stearin die Zahl 0,78, für Schwefel 2,9. Nach Erkaltung der Masse wurden diese Zahlen kleiner. Es konnte dies jedoch daher kommen, dass die obere Platte durch die Crystallisation etwas gehoben wurde. Ausserdem kann die für den Vertheilungs- coefficienten des Schwefels gefundene Zahl dadurch etwas grösser ausgefallen sein, dass die Messingplatte sich mit einer dünnen Schicht leitenden Schwefelkupfers überzog.
Mit grösserer Genauigkeit prüfte ich die Vertheilungsfähig- keit der Guttapercha und des Glases. Ich verfuhr dabei fol- gendermassen. Eine ebene kreisrunde Guttapercha-Platte ward auf die untere Condensatorplatte gelegt, nachdem sie mit drei Löchern versehen war, durch welche die Schrauben der oberen Platte hindurchgingen. Nachdem die letztere nun fest auf die Guttapercha-Platte gedrückt und durch ein 10 Pfund schweres Gewicht belastet war, wurden die Schrauben so lange gedreht, bis ihre Steinspitzen die untere Scheibe berührten. Nachdem die Ablenkung der Nadel beobachtet war, ward die Platte aufgehoben, die Guttapercha-Platte entfernt und darauf die Messung wieder- holt. Aehnlich ward mit plangeschliffenen Glasplatten verfahren.
Als ich eine Glasplatte, welche mir eine unerwartete Ab- lenkung gab, erwärmte, um die vermuthete Feuchtigkeit von ihrer Oberfläche zu entfernen, war ich überrascht, eine beträcht- liche Zunahme der Ablenkung zu finden. Bei der Erwärmung bis zum Schmelzpunkte des Zinnes war sie bis auf den zehn- fachen Betrag gestiegen, und steigerte sich bei weiterer Erhitzung bis zum Schmelzpunkte des Bleies bis zum 30 fachen des ursprüng- lichen Betrages. Ward die obere Platte auf dem Glase etwas verschoben, so schlug die Nadel, welche ursprünglich eine Ab- weichung von 3° zeigte, an die Hemmung und ging sogleich darauf auf 30 bis 40° zurück. Ich war anfangs geneigt, hieraus auf eine Vergrösserung des Vertheilungsvermögens des Glases
Masse langsam geschmolzen. Nachdem die Oberfläche derselben gut gereinigt war, ward erst die Grösse der Ladung zwischen den beiden Scheiben in der Luft gemessen, und darauf beide nach einander so in die geschmolzene Masse getaucht, dass keine Luftblasen zwischen den Platten blieben. Das Verhältniss der gemessenen Ladungen gab die Vertheilungs-Coëfficienten des ge- prüften Isolators. — Es ergab sich auf diese Weise für Stearin die Zahl 0,78, für Schwefel 2,9. Nach Erkaltung der Masse wurden diese Zahlen kleiner. Es konnte dies jedoch daher kommen, dass die obere Platte durch die Crystallisation etwas gehoben wurde. Ausserdem kann die für den Vertheilungs- coëfficienten des Schwefels gefundene Zahl dadurch etwas grösser ausgefallen sein, dass die Messingplatte sich mit einer dünnen Schicht leitenden Schwefelkupfers überzog.
Mit grösserer Genauigkeit prüfte ich die Vertheilungsfähig- keit der Guttapercha und des Glases. Ich verfuhr dabei fol- gendermassen. Eine ebene kreisrunde Guttapercha-Platte ward auf die untere Condensatorplatte gelegt, nachdem sie mit drei Löchern versehen war, durch welche die Schrauben der oberen Platte hindurchgingen. Nachdem die letztere nun fest auf die Guttapercha-Platte gedrückt und durch ein 10 Pfund schweres Gewicht belastet war, wurden die Schrauben so lange gedreht, bis ihre Steinspitzen die untere Scheibe berührten. Nachdem die Ablenkung der Nadel beobachtet war, ward die Platte aufgehoben, die Guttapercha-Platte entfernt und darauf die Messung wieder- holt. Aehnlich ward mit plangeschliffenen Glasplatten verfahren.
Als ich eine Glasplatte, welche mir eine unerwartete Ab- lenkung gab, erwärmte, um die vermuthete Feuchtigkeit von ihrer Oberfläche zu entfernen, war ich überrascht, eine beträcht- liche Zunahme der Ablenkung zu finden. Bei der Erwärmung bis zum Schmelzpunkte des Zinnes war sie bis auf den zehn- fachen Betrag gestiegen, und steigerte sich bei weiterer Erhitzung bis zum Schmelzpunkte des Bleies bis zum 30 fachen des ursprüng- lichen Betrages. Ward die obere Platte auf dem Glase etwas verschoben, so schlug die Nadel, welche ursprünglich eine Ab- weichung von 3° zeigte, an die Hemmung und ging sogleich darauf auf 30 bis 40° zurück. Ich war anfangs geneigt, hieraus auf eine Vergrösserung des Vertheilungsvermögens des Glases
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Masse langsam geschmolzen. Nachdem die Oberfläche derselben
gut gereinigt war, ward erst die Grösse der Ladung zwischen
den beiden Scheiben in der Luft gemessen, und darauf beide
nach einander so in die geschmolzene Masse getaucht, dass keine
Luftblasen zwischen den Platten blieben. Das Verhältniss der
gemessenen Ladungen gab die Vertheilungs-Coëfficienten des ge-
prüften Isolators. — Es ergab sich auf diese Weise für Stearin
die Zahl 0,78, für Schwefel 2,9. Nach Erkaltung der Masse
wurden diese Zahlen kleiner. Es konnte dies jedoch daher
kommen, dass die obere Platte durch die Crystallisation etwas
gehoben wurde. Ausserdem kann die für den Vertheilungs-
coëfficienten des Schwefels gefundene Zahl dadurch etwas grösser
ausgefallen sein, dass die Messingplatte sich mit einer dünnen
Schicht leitenden Schwefelkupfers überzog.
Mit grösserer Genauigkeit prüfte ich die Vertheilungsfähig-
keit der Guttapercha und des Glases. Ich verfuhr dabei fol-
gendermassen. Eine ebene kreisrunde Guttapercha-Platte ward
auf die untere Condensatorplatte gelegt, nachdem sie mit drei
Löchern versehen war, durch welche die Schrauben der oberen
Platte hindurchgingen. Nachdem die letztere nun fest auf die
Guttapercha-Platte gedrückt und durch ein 10 Pfund schweres
Gewicht belastet war, wurden die Schrauben so lange gedreht,
bis ihre Steinspitzen die untere Scheibe berührten. Nachdem die
Ablenkung der Nadel beobachtet war, ward die Platte aufgehoben,
die Guttapercha-Platte entfernt und darauf die Messung wieder-
holt. Aehnlich ward mit plangeschliffenen Glasplatten verfahren.
Als ich eine Glasplatte, welche mir eine unerwartete Ab-
lenkung gab, erwärmte, um die vermuthete Feuchtigkeit von
ihrer Oberfläche zu entfernen, war ich überrascht, eine beträcht-
liche Zunahme der Ablenkung zu finden. Bei der Erwärmung
bis zum Schmelzpunkte des Zinnes war sie bis auf den zehn-
fachen Betrag gestiegen, und steigerte sich bei weiterer Erhitzung
bis zum Schmelzpunkte des Bleies bis zum 30 fachen des ursprüng-
lichen Betrages. Ward die obere Platte auf dem Glase etwas
verschoben, so schlug die Nadel, welche ursprünglich eine Ab-
weichung von 3° zeigte, an die Hemmung und ging sogleich
darauf auf 30 bis 40° zurück. Ich war anfangs geneigt, hieraus
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/189>, abgerufen am 25.11.2024.
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