Bei Anstellung jedes Versuches dieser Tabelle ward, nach- dem die Nadel durch Drehung des Galvanometers wieder auf Null zurückgeführt war, der ganze Widerstand von 99 Meilen einge- schaltet und der Stand der Nadel wieder beobachtet. Darauf ward die Leitung mit der Gasleitung in leitende Verbindung ge- bracht, und dann der die andere Belegung berührende Draht von der Mitte bis zur äussersten Kante der Belegung verschoben. Endlich ward die Stromleitung so commutirt, dass anstatt der Entladungs- die Ladungsströme durch das Galvanometer geleitet wurden. Es ergab sich, dass durch alle diese Veränderungen die Ablenkung der Nadel nicht im Mindesten verändert wurde. Aus Columne 4 ergiebt sich, dass die Ablenkung der Nadel pro- portional der Zahl der benutzten Zellen, mithin der elektromoto- rischen Kraft der Batterie ist. Die kleine Verminderung der berechneten Werthe für die Ablenkung durch ein Element mit der Verstärkung der Batterie blieb bei späteren Versuchsreihen fort, wenn das Mittel zweier Ablesungen mit umgekehrter Strom- richtung genommen ward, ist mithin als Fehler des Instrumentes zu betrachten. Es lassen sich hieraus folgende Schlüsse ziehen.
1. "Die Ladung eines Condensators oder die Quantität der auf seinen Flächen angesammelten Elektricität ist propor- tional der elektromotorischen Kraft der Batterie."
2. "Sie ist unabhängig von dem Widerstande der Zuleitungs- drähte, und unabhängig von der Lage des Orts, wo der Zuleitungsdraht die Belegung des Condensators berührt."
3. "Sie wird durch ableitende Berührung eines Batteriepols oder einer der beiden Belegungen nicht geändert."
Die erste dieser Schlussfolgerungen bedarf keines weiteren Commentars. Es war zu erwarten und dem Verhalten der Reibungselektricität analog, dass die Ladung eines Condensators der elektrischen Kraft der Batterie oder der Dichtigkeit der Elektricität der unerschöpflichen Quelle, durch welche er geladen wird, proportional ist. Die zweite besagt noch, dass die Dauer der einzelnen Ladungen oder Entladungen in diesem Falle ge- ringer war als etwa 1/120 Secunde, d. i. die Dauer einer halben Oscillation der Wippe und zwar auch dann noch, wenn die Ladungszeit durch Einschaltung des Widerstandes von 99 Meilen beträchtlich verlangsamt war. Die dritte bietet eben so wenig
Bei Anstellung jedes Versuches dieser Tabelle ward, nach- dem die Nadel durch Drehung des Galvanometers wieder auf Null zurückgeführt war, der ganze Widerstand von 99 Meilen einge- schaltet und der Stand der Nadel wieder beobachtet. Darauf ward die Leitung mit der Gasleitung in leitende Verbindung ge- bracht, und dann der die andere Belegung berührende Draht von der Mitte bis zur äussersten Kante der Belegung verschoben. Endlich ward die Stromleitung so commutirt, dass anstatt der Entladungs- die Ladungsströme durch das Galvanometer geleitet wurden. Es ergab sich, dass durch alle diese Veränderungen die Ablenkung der Nadel nicht im Mindesten verändert wurde. Aus Columne 4 ergiebt sich, dass die Ablenkung der Nadel pro- portional der Zahl der benutzten Zellen, mithin der elektromoto- rischen Kraft der Batterie ist. Die kleine Verminderung der berechneten Werthe für die Ablenkung durch ein Element mit der Verstärkung der Batterie blieb bei späteren Versuchsreihen fort, wenn das Mittel zweier Ablesungen mit umgekehrter Strom- richtung genommen ward, ist mithin als Fehler des Instrumentes zu betrachten. Es lassen sich hieraus folgende Schlüsse ziehen.
1. „Die Ladung eines Condensators oder die Quantität der auf seinen Flächen angesammelten Elektricität ist propor- tional der elektromotorischen Kraft der Batterie.“
2. „Sie ist unabhängig von dem Widerstande der Zuleitungs- drähte, und unabhängig von der Lage des Orts, wo der Zuleitungsdraht die Belegung des Condensators berührt.“
3. „Sie wird durch ableitende Berührung eines Batteriepols oder einer der beiden Belegungen nicht geändert.“
Die erste dieser Schlussfolgerungen bedarf keines weiteren Commentars. Es war zu erwarten und dem Verhalten der Reibungselektricität analog, dass die Ladung eines Condensators der elektrischen Kraft der Batterie oder der Dichtigkeit der Elektricität der unerschöpflichen Quelle, durch welche er geladen wird, proportional ist. Die zweite besagt noch, dass die Dauer der einzelnen Ladungen oder Entladungen in diesem Falle ge- ringer war als etwa 1/120 Secunde, d. i. die Dauer einer halben Oscillation der Wippe und zwar auch dann noch, wenn die Ladungszeit durch Einschaltung des Widerstandes von 99 Meilen beträchtlich verlangsamt war. Die dritte bietet eben so wenig
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0176"n="158"/><p>Bei Anstellung jedes Versuches dieser Tabelle ward, nach-<lb/>
dem die Nadel durch Drehung des Galvanometers wieder auf Null<lb/>
zurückgeführt war, der ganze Widerstand von 99 Meilen einge-<lb/>
schaltet und der Stand der Nadel wieder beobachtet. Darauf<lb/>
ward die Leitung mit der Gasleitung in leitende Verbindung ge-<lb/>
bracht, und dann der die andere Belegung berührende Draht von<lb/>
der Mitte bis zur äussersten Kante der Belegung verschoben.<lb/>
Endlich ward die Stromleitung so commutirt, dass anstatt der<lb/>
Entladungs- die Ladungsströme durch das Galvanometer geleitet<lb/>
wurden. Es ergab sich, dass durch alle diese Veränderungen<lb/>
die Ablenkung der Nadel nicht im Mindesten verändert wurde.<lb/>
Aus Columne 4 ergiebt sich, dass die Ablenkung der Nadel pro-<lb/>
portional der Zahl der benutzten Zellen, mithin der elektromoto-<lb/>
rischen Kraft der Batterie ist. Die kleine Verminderung der<lb/>
berechneten Werthe für die Ablenkung durch ein Element mit<lb/>
der Verstärkung der Batterie blieb bei späteren Versuchsreihen<lb/>
fort, wenn das Mittel zweier Ablesungen mit umgekehrter Strom-<lb/>
richtung genommen ward, ist mithin als Fehler des Instrumentes<lb/>
zu betrachten. Es lassen sich hieraus folgende Schlüsse ziehen.</p><lb/><list><item>1. „Die Ladung eines Condensators oder die Quantität der<lb/>
auf seinen Flächen angesammelten Elektricität ist propor-<lb/>
tional der elektromotorischen Kraft der Batterie.“</item><lb/><item>2. „Sie ist unabhängig von dem Widerstande der Zuleitungs-<lb/>
drähte, und unabhängig von der Lage des Orts, wo der<lb/>
Zuleitungsdraht die Belegung des Condensators berührt.“</item><lb/><item>3. „Sie wird durch ableitende Berührung eines Batteriepols<lb/>
oder einer der beiden Belegungen nicht geändert.“</item></list><lb/><p>Die erste dieser Schlussfolgerungen bedarf keines weiteren<lb/>
Commentars. Es war zu erwarten und dem Verhalten der<lb/>
Reibungselektricität analog, dass die Ladung eines Condensators<lb/>
der elektrischen Kraft der Batterie oder der Dichtigkeit der<lb/>
Elektricität der unerschöpflichen Quelle, durch welche er geladen<lb/>
wird, proportional ist. Die zweite besagt noch, dass die Dauer<lb/>
der einzelnen Ladungen oder Entladungen in diesem Falle ge-<lb/>
ringer war als etwa 1/120 Secunde, d. i. die Dauer einer halben<lb/>
Oscillation der Wippe und zwar auch dann noch, wenn die<lb/>
Ladungszeit durch Einschaltung des Widerstandes von 99 Meilen<lb/>
beträchtlich verlangsamt war. Die dritte bietet eben so wenig<lb/></p></div></body></text></TEI>
[158/0176]
Bei Anstellung jedes Versuches dieser Tabelle ward, nach-
dem die Nadel durch Drehung des Galvanometers wieder auf Null
zurückgeführt war, der ganze Widerstand von 99 Meilen einge-
schaltet und der Stand der Nadel wieder beobachtet. Darauf
ward die Leitung mit der Gasleitung in leitende Verbindung ge-
bracht, und dann der die andere Belegung berührende Draht von
der Mitte bis zur äussersten Kante der Belegung verschoben.
Endlich ward die Stromleitung so commutirt, dass anstatt der
Entladungs- die Ladungsströme durch das Galvanometer geleitet
wurden. Es ergab sich, dass durch alle diese Veränderungen
die Ablenkung der Nadel nicht im Mindesten verändert wurde.
Aus Columne 4 ergiebt sich, dass die Ablenkung der Nadel pro-
portional der Zahl der benutzten Zellen, mithin der elektromoto-
rischen Kraft der Batterie ist. Die kleine Verminderung der
berechneten Werthe für die Ablenkung durch ein Element mit
der Verstärkung der Batterie blieb bei späteren Versuchsreihen
fort, wenn das Mittel zweier Ablesungen mit umgekehrter Strom-
richtung genommen ward, ist mithin als Fehler des Instrumentes
zu betrachten. Es lassen sich hieraus folgende Schlüsse ziehen.
1. „Die Ladung eines Condensators oder die Quantität der
auf seinen Flächen angesammelten Elektricität ist propor-
tional der elektromotorischen Kraft der Batterie.“
2. „Sie ist unabhängig von dem Widerstande der Zuleitungs-
drähte, und unabhängig von der Lage des Orts, wo der
Zuleitungsdraht die Belegung des Condensators berührt.“
3. „Sie wird durch ableitende Berührung eines Batteriepols
oder einer der beiden Belegungen nicht geändert.“
Die erste dieser Schlussfolgerungen bedarf keines weiteren
Commentars. Es war zu erwarten und dem Verhalten der
Reibungselektricität analog, dass die Ladung eines Condensators
der elektrischen Kraft der Batterie oder der Dichtigkeit der
Elektricität der unerschöpflichen Quelle, durch welche er geladen
wird, proportional ist. Die zweite besagt noch, dass die Dauer
der einzelnen Ladungen oder Entladungen in diesem Falle ge-
ringer war als etwa 1/120 Secunde, d. i. die Dauer einer halben
Oscillation der Wippe und zwar auch dann noch, wenn die
Ladungszeit durch Einschaltung des Widerstandes von 99 Meilen
beträchtlich verlangsamt war. Die dritte bietet eben so wenig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/176>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.