direct zur Erde führenden Drahte in leitende Verbindung ge- bracht. Der Draht des zwischen dem unterirdischen Leiter und dem Commutator eingeschalteten Galvanometers ward mithin abwechselnd vom Ladungs- und vom Entladungsstrome durch- laufen. War die Ladungszeit klein gegen die Schwingungsdauer der Nadel, so konnte der Sinus des halben Ausschlagwinkels als Mass der Elektricitätsmenge angenommen werden, welche durch das Galvanometer gegangen war. Er war mithin auch das Mass der Ladungsgrösse. Bei nicht zu langen, sehr gut isolirten Leitungen bekam ich auf diese Weise ausreichend genaue Resultate. Es ergab sich, dass der Ausschlag der Ladung eben so gross war, wie der der Entladung. Die Ladung war ferner proportional der Länge der Leitung und der elektromotorischen Kraft der benutzten Batterie.
Zu genaueren Messungen liess sich diese Methode ausser manchen localen Schwierigkeiten schon deswegen nicht benutzen, weil die langen Leitungen nicht vollkommen genug isolirt waren, und weil die Ladungsströme eine zu grosse Dauer hatten.
Meine späteren Versuche waren anfänglich auch nur darauf gerichtet, die relative Grösse der Ladung bei Flaschendrähten vou verschiedenen Dimensionen des Drahtes und des isolirenden Ueberzuges, so wie die Ladung zwischen Doppeldrähten, welche, in geringer Entfernung von einander, im Innern eines gemein- schaftlichen Ueberzuges von Guttapercha von kreisförmigem oder elliptischem Querschnitt liegen, zu bestimmen. Ich liess mir zu diesem Zweck mehrere Drähte von einer englischen Meile Länge anfertigen, bei denen die Dicke der isolirenden Gutta- percha-Hülle innerhalb praktisch anwendbarer Grenzen variirte. Diese Drähte wurden auf Holztrommeln gewickelt und in ein hölzernes, mit Zinkblech ausgelegtes Bassin gelegt, welches mit Wasser gefüllt ward. Wurde nun eine galvanische Batterie von 20 bis 60 Daniell'schen Elementen mit einem Galvanometer mit einfacher Nadel und 24000 Windungen zwischen einem solchen isolirten Draht und der Zinkhülle des Bassins eingeschaltet, so erhielt ich hinlänglich grosse Ausschläge der Nadel zur Messung der Ladung.
Ich überzeugte mich jedoch bald, dass ich auf diesem Wege keine sicheren und allgemein gültigen Resultate erlangen konnte.
direct zur Erde führenden Drahte in leitende Verbindung ge- bracht. Der Draht des zwischen dem unterirdischen Leiter und dem Commutator eingeschalteten Galvanometers ward mithin abwechselnd vom Ladungs- und vom Entladungsstrome durch- laufen. War die Ladungszeit klein gegen die Schwingungsdauer der Nadel, so konnte der Sinus des halben Ausschlagwinkels als Mass der Elektricitätsmenge angenommen werden, welche durch das Galvanometer gegangen war. Er war mithin auch das Mass der Ladungsgrösse. Bei nicht zu langen, sehr gut isolirten Leitungen bekam ich auf diese Weise ausreichend genaue Resultate. Es ergab sich, dass der Ausschlag der Ladung eben so gross war, wie der der Entladung. Die Ladung war ferner proportional der Länge der Leitung und der elektromotorischen Kraft der benutzten Batterie.
Zu genaueren Messungen liess sich diese Methode ausser manchen localen Schwierigkeiten schon deswegen nicht benutzen, weil die langen Leitungen nicht vollkommen genug isolirt waren, und weil die Ladungsströme eine zu grosse Dauer hatten.
Meine späteren Versuche waren anfänglich auch nur darauf gerichtet, die relative Grösse der Ladung bei Flaschendrähten vou verschiedenen Dimensionen des Drahtes und des isolirenden Ueberzuges, so wie die Ladung zwischen Doppeldrähten, welche, in geringer Entfernung von einander, im Innern eines gemein- schaftlichen Ueberzuges von Guttapercha von kreisförmigem oder elliptischem Querschnitt liegen, zu bestimmen. Ich liess mir zu diesem Zweck mehrere Drähte von einer englischen Meile Länge anfertigen, bei denen die Dicke der isolirenden Gutta- percha-Hülle innerhalb praktisch anwendbarer Grenzen variirte. Diese Drähte wurden auf Holztrommeln gewickelt und in ein hölzernes, mit Zinkblech ausgelegtes Bassin gelegt, welches mit Wasser gefüllt ward. Wurde nun eine galvanische Batterie von 20 bis 60 Daniell’schen Elementen mit einem Galvanometer mit einfacher Nadel und 24000 Windungen zwischen einem solchen isolirten Draht und der Zinkhülle des Bassins eingeschaltet, so erhielt ich hinlänglich grosse Ausschläge der Nadel zur Messung der Ladung.
Ich überzeugte mich jedoch bald, dass ich auf diesem Wege keine sicheren und allgemein gültigen Resultate erlangen konnte.
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direct zur Erde führenden Drahte in leitende Verbindung ge-
bracht. Der Draht des zwischen dem unterirdischen Leiter und
dem Commutator eingeschalteten Galvanometers ward mithin
abwechselnd vom Ladungs- und vom Entladungsstrome durch-
laufen. War die Ladungszeit klein gegen die Schwingungsdauer
der Nadel, so konnte der Sinus des halben Ausschlagwinkels
als Mass der Elektricitätsmenge angenommen werden, welche
durch das Galvanometer gegangen war. Er war mithin auch
das Mass der Ladungsgrösse. Bei nicht zu langen, sehr gut
isolirten Leitungen bekam ich auf diese Weise ausreichend genaue
Resultate. Es ergab sich, dass der Ausschlag der Ladung eben
so gross war, wie der der Entladung. Die Ladung war ferner
proportional der Länge der Leitung und der elektromotorischen
Kraft der benutzten Batterie.
Zu genaueren Messungen liess sich diese Methode ausser
manchen localen Schwierigkeiten schon deswegen nicht benutzen,
weil die langen Leitungen nicht vollkommen genug isolirt waren,
und weil die Ladungsströme eine zu grosse Dauer hatten.
Meine späteren Versuche waren anfänglich auch nur darauf
gerichtet, die relative Grösse der Ladung bei Flaschendrähten
vou verschiedenen Dimensionen des Drahtes und des isolirenden
Ueberzuges, so wie die Ladung zwischen Doppeldrähten, welche,
in geringer Entfernung von einander, im Innern eines gemein-
schaftlichen Ueberzuges von Guttapercha von kreisförmigem
oder elliptischem Querschnitt liegen, zu bestimmen. Ich liess
mir zu diesem Zweck mehrere Drähte von einer englischen Meile
Länge anfertigen, bei denen die Dicke der isolirenden Gutta-
percha-Hülle innerhalb praktisch anwendbarer Grenzen variirte.
Diese Drähte wurden auf Holztrommeln gewickelt und in ein
hölzernes, mit Zinkblech ausgelegtes Bassin gelegt, welches mit
Wasser gefüllt ward. Wurde nun eine galvanische Batterie von
20 bis 60 Daniell’schen Elementen mit einem Galvanometer mit
einfacher Nadel und 24000 Windungen zwischen einem solchen
isolirten Draht und der Zinkhülle des Bassins eingeschaltet, so
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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