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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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motorischen Kräfte der zugehörigen Batterien verhalten. Schaltet
nun Station B gleichzeitig mit Station A ihre beiden Batterien
E und E' mit dem ebenso abgeglichenen Widerstande w' auf
gleiche Weise ein, so sind die beiden Fälle zu betrachten, ob
die Batterien der beiden Stationen einander verstärken oder ent-
gegengerichtet sind. Im letzteren Falle wird die Leitung a b
von keinem Strome durchlaufen, da die in A und B befindlichen
elektromotorischen Kräfte gleich und entgegengesetzt sind. Durch
die Papierstreifen in A und B sind aber Nebenschliessungen der
Gleichgewichtsbatterien E' hergestellt. Die ersteren werden mithin
von einem Strome
[Formel 1] durchlaufen. Es tritt daher gleichzeitig an beiden Stationen
eine Zersetzung der Flüssigkeit, mit welcher die Papierstreifen
getränkt sind, ein, die jedoch nicht Folge von Strömen, welche
im Leitungsdraht aneinander vorbeigehen, ist, sondern durch Local-
ströme der Gleichgewichtsbatterien veranlasst wird1).

Wenn die Batterien der beiden Stationen nicht entgegen,
sondern gleichgerichtet sind, so ergeben sich die Gleichungen:

1) w . i + 2 w' . i' = 2 (E + E')
2) w' i' -- w" i" = E'

1) Hr. Zantedeschi hat in zwei, am 16. Juli und 6. August vorigen
Jahres der Pariser Academie der Wissenschaften überreichten Abhandlungen
den Ruhm in Anspruch genommen, bereits im Jahre 1829 den gleichzeitigen
Durchgang elektrischer Ströme von entgegengesetzter Richtung durch den-
selben Leiter nachgewiesen zu haben. Seine Beweisführung ist der Gintl'schen
sehr ähnlich und wie diese im Widerspruch mit dem Ohm'schen Gesetze.
Wenn es auch nicht angemessen erscheint, in diesen Blättern auf eine
specielle Widerlegung derartiger unbegründeter Hypothesen, welche durch
keine neue, bis dahin nicht zu erklärende Erscheinungen hervorgerufen
sind, einzugehen, so bleibt doch zu bedauern, dass die Aufstellung derselben
nicht sogleich gerügt ist, da dadurch in manchen Kreisen eine grosse Ver-
wirrung der Ansichten entstanden ist. Dass zwei gleiche in entgegenge-
setzter Richtung in einen leitenden Kreis eingeschaltete Batterien wirklich
unthätig sind, erweist sich dadurch, dass keine Wärme im Verbindungs-
bogen erzeugt wird, da die Wärmeentwicklung nothwenig Begleiterin jedes
Stromes ist, welcher einen Widerstand überwindet, so wie auch dadurch,
dass in den Batterien keine chemische Action stattfindet, ohne welche eben
so wenig ein hydro-elektrischer Strom denkbar ist.

motorischen Kräfte der zugehörigen Batterien verhalten. Schaltet
nun Station B gleichzeitig mit Station A ihre beiden Batterien
E und E' mit dem ebenso abgeglichenen Widerstande w' auf
gleiche Weise ein, so sind die beiden Fälle zu betrachten, ob
die Batterien der beiden Stationen einander verstärken oder ent-
gegengerichtet sind. Im letzteren Falle wird die Leitung a b
von keinem Strome durchlaufen, da die in A und B befindlichen
elektromotorischen Kräfte gleich und entgegengesetzt sind. Durch
die Papierstreifen in A und B sind aber Nebenschliessungen der
Gleichgewichtsbatterien E' hergestellt. Die ersteren werden mithin
von einem Strome
[Formel 1] durchlaufen. Es tritt daher gleichzeitig an beiden Stationen
eine Zersetzung der Flüssigkeit, mit welcher die Papierstreifen
getränkt sind, ein, die jedoch nicht Folge von Strömen, welche
im Leitungsdraht aneinander vorbeigehen, ist, sondern durch Local-
ströme der Gleichgewichtsbatterien veranlasst wird1).

Wenn die Batterien der beiden Stationen nicht entgegen,
sondern gleichgerichtet sind, so ergeben sich die Gleichungen:

1) w . i + 2 w' . i' = 2 (E + E')
2) w' i'w″ i″ = E'

1) Hr. Zantedeschi hat in zwei, am 16. Juli und 6. August vorigen
Jahres der Pariser Academie der Wissenschaften überreichten Abhandlungen
den Ruhm in Anspruch genommen, bereits im Jahre 1829 den gleichzeitigen
Durchgang elektrischer Ströme von entgegengesetzter Richtung durch den-
selben Leiter nachgewiesen zu haben. Seine Beweisführung ist der Gintl’schen
sehr ähnlich und wie diese im Widerspruch mit dem Ohm’schen Gesetze.
Wenn es auch nicht angemessen erscheint, in diesen Blättern auf eine
specielle Widerlegung derartiger unbegründeter Hypothesen, welche durch
keine neue, bis dahin nicht zu erklärende Erscheinungen hervorgerufen
sind, einzugehen, so bleibt doch zu bedauern, dass die Aufstellung derselben
nicht sogleich gerügt ist, da dadurch in manchen Kreisen eine grosse Ver-
wirrung der Ansichten entstanden ist. Dass zwei gleiche in entgegenge-
setzter Richtung in einen leitenden Kreis eingeschaltete Batterien wirklich
unthätig sind, erweist sich dadurch, dass keine Wärme im Verbindungs-
bogen erzeugt wird, da die Wärmeentwicklung nothwenig Begleiterin jedes
Stromes ist, welcher einen Widerstand überwindet, so wie auch dadurch,
dass in den Batterien keine chemische Action stattfindet, ohne welche eben
so wenig ein hydro-elektrischer Strom denkbar ist.
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[120/0138] motorischen Kräfte der zugehörigen Batterien verhalten. Schaltet nun Station B gleichzeitig mit Station A ihre beiden Batterien E und E' mit dem ebenso abgeglichenen Widerstande w' auf gleiche Weise ein, so sind die beiden Fälle zu betrachten, ob die Batterien der beiden Stationen einander verstärken oder ent- gegengerichtet sind. Im letzteren Falle wird die Leitung a b von keinem Strome durchlaufen, da die in A und B befindlichen elektromotorischen Kräfte gleich und entgegengesetzt sind. Durch die Papierstreifen in A und B sind aber Nebenschliessungen der Gleichgewichtsbatterien E' hergestellt. Die ersteren werden mithin von einem Strome [FORMEL] durchlaufen. Es tritt daher gleichzeitig an beiden Stationen eine Zersetzung der Flüssigkeit, mit welcher die Papierstreifen getränkt sind, ein, die jedoch nicht Folge von Strömen, welche im Leitungsdraht aneinander vorbeigehen, ist, sondern durch Local- ströme der Gleichgewichtsbatterien veranlasst wird 1). Wenn die Batterien der beiden Stationen nicht entgegen, sondern gleichgerichtet sind, so ergeben sich die Gleichungen: 1) w . i + 2 w' . i' = 2 (E + E') 2) w' i' — w″ i″ = E' 1) Hr. Zantedeschi hat in zwei, am 16. Juli und 6. August vorigen Jahres der Pariser Academie der Wissenschaften überreichten Abhandlungen den Ruhm in Anspruch genommen, bereits im Jahre 1829 den gleichzeitigen Durchgang elektrischer Ströme von entgegengesetzter Richtung durch den- selben Leiter nachgewiesen zu haben. Seine Beweisführung ist der Gintl’schen sehr ähnlich und wie diese im Widerspruch mit dem Ohm’schen Gesetze. Wenn es auch nicht angemessen erscheint, in diesen Blättern auf eine specielle Widerlegung derartiger unbegründeter Hypothesen, welche durch keine neue, bis dahin nicht zu erklärende Erscheinungen hervorgerufen sind, einzugehen, so bleibt doch zu bedauern, dass die Aufstellung derselben nicht sogleich gerügt ist, da dadurch in manchen Kreisen eine grosse Ver- wirrung der Ansichten entstanden ist. Dass zwei gleiche in entgegenge- setzter Richtung in einen leitenden Kreis eingeschaltete Batterien wirklich unthätig sind, erweist sich dadurch, dass keine Wärme im Verbindungs- bogen erzeugt wird, da die Wärmeentwicklung nothwenig Begleiterin jedes Stromes ist, welcher einen Widerstand überwindet, so wie auch dadurch, dass in den Batterien keine chemische Action stattfindet, ohne welche eben so wenig ein hydro-elektrischer Strom denkbar ist.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/138>, abgerufen am 24.11.2024.