Da die für eine geringe Anzahl von Drähten ausgeführten Berechnungen sowie die angestellten Versuche ein günstiges Re- sultat versprachen, so nahmen wir in ein am 23. October 1849 in England entnommenes Patent den Anspruch auf gleichzeitige Beförderung einer grösseren Zahl von Depeschen durch combinirte Drähte, auf. Weitere Beschäftigung mit diesem Gegenstande zeigte uns jedoch bald, dass die Lösung bei einer grösseren Zahl von Drähten zu schwierig und complicirt wurde und dass sich das hauptsächlichste Erforderniss telegraphischer Einrich- tungen -- grösstmöglichste Sicherheit -- nicht befriedigend erreichen liess.
Einige Jahre später versuchte Hr. Dr. Kruse in Artlenburg die Aufgabe der mehrfachen gleichzeitigen Benutzung telegra- phischer Leiter auf eine ganz verschiedene Weise zu lösen. Derselbe benutzte zu seinen Versuchen eine Modification unserer, auf das Princip des Neeff'schen Hammers basirten Zeigertelegra- phen1), welche darin besteht, dass sie mit einem Uebertrager (relais) in Verbindung gebracht sind. Es geschieht dies auf die Weise, dass die Windungen des Uebertragers vom Linien- strome, die des Telegraphenmagnetes von einem Localstrome durchlaufen werden, während der Contact des Uebertragers den Localstrom, der des Telegraphen den Linienstrom abwechselnd herstellt und unterbricht. Mit dieser Einrichtung versehen sind die Zeigertelegraphen befähigt, mittels sehr kurzer und schwacher Strömungen, welche die Leitung und die Windungen der Ueber- trager durchlaufen, sicher und schnell zu gehen.
Man denke sich nun eine beliebige Zahl derartig combinirter Zeiger oder Drucktelegraphen an jedem Ende der Leitung aufge- stellt. Das eine Ende aller Uebertragerwindungen communicirt durch die Schiebercontacte der zugehörigen Telegraphen hindurch mit dem einen Pol einer gemeinsamen Batterie, deren anderer Pol zur Erde abgeleitet ist. Das zweite, freie Ende jeder Uebertragerspirale führt dagegen zu einer isolirten Contactfeder. Diese Federn sind in gleichen Abständen um eine Contactscheibe gruppirt. Der Rand dieser Scheibe, auf welchem die Federn schleifen, ist in abwechselnd isolirende und leitende Felder
1)Arch. d. sc. ph. et nat. XIV. 41.
Da die für eine geringe Anzahl von Drähten ausgeführten Berechnungen sowie die angestellten Versuche ein günstiges Re- sultat versprachen, so nahmen wir in ein am 23. October 1849 in England entnommenes Patent den Anspruch auf gleichzeitige Beförderung einer grösseren Zahl von Depeschen durch combinirte Drähte, auf. Weitere Beschäftigung mit diesem Gegenstande zeigte uns jedoch bald, dass die Lösung bei einer grösseren Zahl von Drähten zu schwierig und complicirt wurde und dass sich das hauptsächlichste Erforderniss telegraphischer Einrich- tungen — grösstmöglichste Sicherheit — nicht befriedigend erreichen liess.
Einige Jahre später versuchte Hr. Dr. Kruse in Artlenburg die Aufgabe der mehrfachen gleichzeitigen Benutzung telegra- phischer Leiter auf eine ganz verschiedene Weise zu lösen. Derselbe benutzte zu seinen Versuchen eine Modification unserer, auf das Princip des Neeff’schen Hammers basirten Zeigertelegra- phen1), welche darin besteht, dass sie mit einem Uebertrager (relais) in Verbindung gebracht sind. Es geschieht dies auf die Weise, dass die Windungen des Uebertragers vom Linien- strome, die des Telegraphenmagnetes von einem Localstrome durchlaufen werden, während der Contact des Uebertragers den Localstrom, der des Telegraphen den Linienstrom abwechselnd herstellt und unterbricht. Mit dieser Einrichtung versehen sind die Zeigertelegraphen befähigt, mittels sehr kurzer und schwacher Strömungen, welche die Leitung und die Windungen der Ueber- trager durchlaufen, sicher und schnell zu gehen.
Man denke sich nun eine beliebige Zahl derartig combinirter Zeiger oder Drucktelegraphen an jedem Ende der Leitung aufge- stellt. Das eine Ende aller Uebertragerwindungen communicirt durch die Schiebercontacte der zugehörigen Telegraphen hindurch mit dem einen Pol einer gemeinsamen Batterie, deren anderer Pol zur Erde abgeleitet ist. Das zweite, freie Ende jeder Uebertragerspirale führt dagegen zu einer isolirten Contactfeder. Diese Federn sind in gleichen Abständen um eine Contactscheibe gruppirt. Der Rand dieser Scheibe, auf welchem die Federn schleifen, ist in abwechselnd isolirende und leitende Felder
1)Arch. d. sc. ph. et nat. XIV. 41.
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[114/0132]
Da die für eine geringe Anzahl von Drähten ausgeführten
Berechnungen sowie die angestellten Versuche ein günstiges Re-
sultat versprachen, so nahmen wir in ein am 23. October 1849
in England entnommenes Patent den Anspruch auf gleichzeitige
Beförderung einer grösseren Zahl von Depeschen durch combinirte
Drähte, auf. Weitere Beschäftigung mit diesem Gegenstande
zeigte uns jedoch bald, dass die Lösung bei einer grösseren
Zahl von Drähten zu schwierig und complicirt wurde und dass
sich das hauptsächlichste Erforderniss telegraphischer Einrich-
tungen — grösstmöglichste Sicherheit — nicht befriedigend
erreichen liess.
Einige Jahre später versuchte Hr. Dr. Kruse in Artlenburg
die Aufgabe der mehrfachen gleichzeitigen Benutzung telegra-
phischer Leiter auf eine ganz verschiedene Weise zu lösen.
Derselbe benutzte zu seinen Versuchen eine Modification unserer,
auf das Princip des Neeff’schen Hammers basirten Zeigertelegra-
phen 1), welche darin besteht, dass sie mit einem Uebertrager
(relais) in Verbindung gebracht sind. Es geschieht dies auf
die Weise, dass die Windungen des Uebertragers vom Linien-
strome, die des Telegraphenmagnetes von einem Localstrome
durchlaufen werden, während der Contact des Uebertragers den
Localstrom, der des Telegraphen den Linienstrom abwechselnd
herstellt und unterbricht. Mit dieser Einrichtung versehen sind
die Zeigertelegraphen befähigt, mittels sehr kurzer und schwacher
Strömungen, welche die Leitung und die Windungen der Ueber-
trager durchlaufen, sicher und schnell zu gehen.
Man denke sich nun eine beliebige Zahl derartig combinirter
Zeiger oder Drucktelegraphen an jedem Ende der Leitung aufge-
stellt. Das eine Ende aller Uebertragerwindungen communicirt
durch die Schiebercontacte der zugehörigen Telegraphen hindurch
mit dem einen Pol einer gemeinsamen Batterie, deren anderer
Pol zur Erde abgeleitet ist. Das zweite, freie Ende jeder
Uebertragerspirale führt dagegen zu einer isolirten Contactfeder.
Diese Federn sind in gleichen Abständen um eine Contactscheibe
gruppirt. Der Rand dieser Scheibe, auf welchem die Federn
schleifen, ist in abwechselnd isolirende und leitende Felder
1) Arch. d. sc. ph. et nat. XIV. 41.
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/132>, abgerufen am 22.11.2024.
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