Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

von der gleichzeitigen störenden Benutzung desselben. Es ist
bei einem Drahte schwierig, eine vorhandene Beschädigung durch
Strommessungen und Berechnungen zu bestimmen, namentlich
desswegen, weil die Messungen gleichzeitig an beiden Endpunkten
der Leitung vorgenommen werden müssen; sind dagegen zwei
oder mehrere Drähte vorhanden, so lässt sich bei im Allgemeinen
guter Isolation die Lage einer oder einiger Beschädigungen durch
eine einfache Widerstandsmessung mit grösster Genauigkeit vom
Zimmer aus bestimmen, wodurch die Revisionen natürlich ausser-
ordentlich vereinfacht werden.

Die Anlagekosten unterirdischer Leitungen werden wohl stets
höher sein wie die oberirdischer. Ob dagegen die Unterhaltungs-
kosten gut angelegter unterirdischer Leitungen bei zweckmässiger
Organisation der Bewachung grösser sind, wie die der oberir-
dischen, ist wenigstens noch fraglich. Aber auch angenommen,
sie wären grösser, so bilden weder die Zinsen des Anlagecapi-
tals, noch die Erhaltungskosten der Leitungen die für die Ein-
träglichkeit der Telegraphenlinien entscheidenden Momente. Die
Kosten der Verwaltung im Allgemeinen und die Gehalte der
ausübenden Beamten sind, namentlich bei den preussischen Staats-
Telegraphenlinien, die unvergleichlich überwiegenden. Es hat
dies seine Ursache theils darin, dass aus Gründen, die nicht
zur Sache gehören, eine Menge für die telegraphische Correspon-
denz gänzlich unerheblicher Stationen in den einzigen vorhan-
denen Draht aufgenommen werden mussten, wodurch der Dienst
bedeutend erschwert und eine im Vergleich mit fremden Tele-
graphenlinien ungemein grosse Zahl von Beamten erforderlich
wurde; ferner darin, dass die Verhältnisse des Landes es mit
sich brachten, dass nur ausgediente Militärs als Telegraphen-
beamte angestellt wurden, während in anderen Ländern junge
Leute, oft selbst Knaben bei fast übermässig anstrengender Be-
schäftigung den Dienst verrichten. Man hat in Preussen mithin
hinsichtlich der ausübenden Beamten ein zwar kostspieligeres,
aber grössere Garantien der Sicherheit bietendes System ange-
nommen. Die hierfür aufgewandten grösseren Kosten können
aber nur dann durch grössere Sicherheit des Dienstes der Tele-
graphenlinien aufgewogen werden, wenn nicht ausserhalb des
Bereiches der Beamten liegende Ursachen steter Störungen vor-

von der gleichzeitigen störenden Benutzung desselben. Es ist
bei einem Drahte schwierig, eine vorhandene Beschädigung durch
Strommessungen und Berechnungen zu bestimmen, namentlich
desswegen, weil die Messungen gleichzeitig an beiden Endpunkten
der Leitung vorgenommen werden müssen; sind dagegen zwei
oder mehrere Drähte vorhanden, so lässt sich bei im Allgemeinen
guter Isolation die Lage einer oder einiger Beschädigungen durch
eine einfache Widerstandsmessung mit grösster Genauigkeit vom
Zimmer aus bestimmen, wodurch die Revisionen natürlich ausser-
ordentlich vereinfacht werden.

Die Anlagekosten unterirdischer Leitungen werden wohl stets
höher sein wie die oberirdischer. Ob dagegen die Unterhaltungs-
kosten gut angelegter unterirdischer Leitungen bei zweckmässiger
Organisation der Bewachung grösser sind, wie die der oberir-
dischen, ist wenigstens noch fraglich. Aber auch angenommen,
sie wären grösser, so bilden weder die Zinsen des Anlagecapi-
tals, noch die Erhaltungskosten der Leitungen die für die Ein-
träglichkeit der Telegraphenlinien entscheidenden Momente. Die
Kosten der Verwaltung im Allgemeinen und die Gehalte der
ausübenden Beamten sind, namentlich bei den preussischen Staats-
Telegraphenlinien, die unvergleichlich überwiegenden. Es hat
dies seine Ursache theils darin, dass aus Gründen, die nicht
zur Sache gehören, eine Menge für die telegraphische Correspon-
denz gänzlich unerheblicher Stationen in den einzigen vorhan-
denen Draht aufgenommen werden mussten, wodurch der Dienst
bedeutend erschwert und eine im Vergleich mit fremden Tele-
graphenlinien ungemein grosse Zahl von Beamten erforderlich
wurde; ferner darin, dass die Verhältnisse des Landes es mit
sich brachten, dass nur ausgediente Militärs als Telegraphen-
beamte angestellt wurden, während in anderen Ländern junge
Leute, oft selbst Knaben bei fast übermässig anstrengender Be-
schäftigung den Dienst verrichten. Man hat in Preussen mithin
hinsichtlich der ausübenden Beamten ein zwar kostspieligeres,
aber grössere Garantien der Sicherheit bietendes System ange-
nommen. Die hierfür aufgewandten grösseren Kosten können
aber nur dann durch grössere Sicherheit des Dienstes der Tele-
graphenlinien aufgewogen werden, wenn nicht ausserhalb des
Bereiches der Beamten liegende Ursachen steter Störungen vor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0127" n="109"/>
von der gleichzeitigen störenden Benutzung desselben. Es ist<lb/>
bei einem Drahte schwierig, eine vorhandene Beschädigung durch<lb/>
Strommessungen und Berechnungen zu bestimmen, namentlich<lb/>
desswegen, weil die Messungen gleichzeitig an beiden Endpunkten<lb/>
der Leitung vorgenommen werden müssen; sind dagegen zwei<lb/>
oder mehrere Drähte vorhanden, so lässt sich bei im Allgemeinen<lb/>
guter Isolation die Lage einer oder einiger Beschädigungen durch<lb/>
eine einfache Widerstandsmessung mit grösster Genauigkeit vom<lb/>
Zimmer aus bestimmen, wodurch die Revisionen natürlich ausser-<lb/>
ordentlich vereinfacht werden.</p><lb/>
        <p>Die Anlagekosten unterirdischer Leitungen werden wohl stets<lb/>
höher sein wie die oberirdischer. Ob dagegen die Unterhaltungs-<lb/>
kosten gut angelegter unterirdischer Leitungen bei zweckmässiger<lb/>
Organisation der Bewachung grösser sind, wie die der oberir-<lb/>
dischen, ist wenigstens noch fraglich. Aber auch angenommen,<lb/>
sie wären grösser, so bilden weder die Zinsen des Anlagecapi-<lb/>
tals, noch die Erhaltungskosten der Leitungen die für die Ein-<lb/>
träglichkeit der Telegraphenlinien entscheidenden Momente. Die<lb/>
Kosten der Verwaltung im Allgemeinen und die Gehalte der<lb/>
ausübenden Beamten sind, namentlich bei den preussischen Staats-<lb/>
Telegraphenlinien, die unvergleichlich überwiegenden. Es hat<lb/>
dies seine Ursache theils darin, dass aus Gründen, die nicht<lb/>
zur Sache gehören, eine Menge für die telegraphische Correspon-<lb/>
denz gänzlich unerheblicher Stationen in den einzigen vorhan-<lb/>
denen Draht aufgenommen werden mussten, wodurch der Dienst<lb/>
bedeutend erschwert und eine im Vergleich mit fremden Tele-<lb/>
graphenlinien ungemein grosse Zahl von Beamten erforderlich<lb/>
wurde; ferner darin, dass die Verhältnisse des Landes es mit<lb/>
sich brachten, dass nur ausgediente Militärs als Telegraphen-<lb/>
beamte angestellt wurden, während in anderen Ländern junge<lb/>
Leute, oft selbst Knaben bei fast übermässig anstrengender Be-<lb/>
schäftigung den Dienst verrichten. Man hat in Preussen mithin<lb/>
hinsichtlich der ausübenden Beamten ein zwar kostspieligeres,<lb/>
aber grössere Garantien der Sicherheit bietendes System ange-<lb/>
nommen. Die hierfür aufgewandten grösseren Kosten können<lb/>
aber nur dann durch grössere Sicherheit des Dienstes der Tele-<lb/>
graphenlinien aufgewogen werden, wenn nicht ausserhalb des<lb/>
Bereiches der Beamten liegende Ursachen steter Störungen vor-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0127] von der gleichzeitigen störenden Benutzung desselben. Es ist bei einem Drahte schwierig, eine vorhandene Beschädigung durch Strommessungen und Berechnungen zu bestimmen, namentlich desswegen, weil die Messungen gleichzeitig an beiden Endpunkten der Leitung vorgenommen werden müssen; sind dagegen zwei oder mehrere Drähte vorhanden, so lässt sich bei im Allgemeinen guter Isolation die Lage einer oder einiger Beschädigungen durch eine einfache Widerstandsmessung mit grösster Genauigkeit vom Zimmer aus bestimmen, wodurch die Revisionen natürlich ausser- ordentlich vereinfacht werden. Die Anlagekosten unterirdischer Leitungen werden wohl stets höher sein wie die oberirdischer. Ob dagegen die Unterhaltungs- kosten gut angelegter unterirdischer Leitungen bei zweckmässiger Organisation der Bewachung grösser sind, wie die der oberir- dischen, ist wenigstens noch fraglich. Aber auch angenommen, sie wären grösser, so bilden weder die Zinsen des Anlagecapi- tals, noch die Erhaltungskosten der Leitungen die für die Ein- träglichkeit der Telegraphenlinien entscheidenden Momente. Die Kosten der Verwaltung im Allgemeinen und die Gehalte der ausübenden Beamten sind, namentlich bei den preussischen Staats- Telegraphenlinien, die unvergleichlich überwiegenden. Es hat dies seine Ursache theils darin, dass aus Gründen, die nicht zur Sache gehören, eine Menge für die telegraphische Correspon- denz gänzlich unerheblicher Stationen in den einzigen vorhan- denen Draht aufgenommen werden mussten, wodurch der Dienst bedeutend erschwert und eine im Vergleich mit fremden Tele- graphenlinien ungemein grosse Zahl von Beamten erforderlich wurde; ferner darin, dass die Verhältnisse des Landes es mit sich brachten, dass nur ausgediente Militärs als Telegraphen- beamte angestellt wurden, während in anderen Ländern junge Leute, oft selbst Knaben bei fast übermässig anstrengender Be- schäftigung den Dienst verrichten. Man hat in Preussen mithin hinsichtlich der ausübenden Beamten ein zwar kostspieligeres, aber grössere Garantien der Sicherheit bietendes System ange- nommen. Die hierfür aufgewandten grösseren Kosten können aber nur dann durch grössere Sicherheit des Dienstes der Tele- graphenlinien aufgewogen werden, wenn nicht ausserhalb des Bereiches der Beamten liegende Ursachen steter Störungen vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/127
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/127>, abgerufen am 22.11.2024.