Selbst den Fall angenommen: die Guttapercha-Hülle wäre undicht und isolirte mithin nur unvollkommen oder bestände aus schlechtem Material, so würde dennoch die Isolation der Drähte so lange durchaus vollständig bleiben als die Bleiröhre sich erhielte. Ueber die Erhaltung des Bleies in der Erde liegen alte Er- fahrungen vor. In reinem Sand- oder Thonboden, welcher keine vegetabilischen Bestandtheile enthält, hat es sich Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang gut erhalten. Durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft bildet sich zwar auch in gewisser Tiefe des Erdbodens noch eine Oxydhaut auf der Oberfläche des Bleies, doch nur in dem Falle dringt diese Zersetzung tiefer ein, wenn ein gleichzeitiger Zutritt von Kohlensäure die Bildung von Blei- weiss möglich macht. Wenn man bei dem Eingraben der Blei- röhren einige Sorgfalt darauf verwendet, dass keine vegetabilischen Bestandtheile in die unmittelbare Umgebung des Drahtes kommen, so kann man auf die lange Erhaltung selbst dünner Bleiröhren mit Sicherheit rechnen. Sollte aber auch durch irgend einen Umstand das Blei irgendwo zerstört und die Guttapercha bloss- gelegt werden, so würde die gute Isolation des Drahtes hier- durch nur dann gefährdet sein, wenn dieselben Einflüsse, welche das Blei nach und nach zerstörten, in gleicher Weise auf die Guttapercha wirkten, was bei der gänzlichen Verschiedenheit der Substanzen wohl nur in äusserst seltenen Fällen oder nie der Fall sein kann. Der Bleiüberzug verhindert ferner die leichte Beschädi- gung des isolirenden Guttapercha-Ueberzuges auf dem Transport und beim Einlegen, er macht dennoch stattgefundene Beschädi- gungen leichter erkennbar und entzieht die Guttapercha auch bei nicht tiefem Einlegen gänzlich dem Einfluss der Luft. Die Gutta- percha muss sich, auch wenn sie von schlechter Beschaffenheit ist, in der sie allen äusseren Einflüssen entziehenden Bleiröhre vollständig gut erhalten. Das in verbrannter Guttapercha ent- haltene flüchtige Oel, durch dessen Verflüchtigung die Masse auch im Erdboden bald erhärtet und brüchig wird, kann durch die enganschliessende Bleihülle nicht entweichen, bleibt daher in der Guttapercha und erhält sie biegsam.
Gegen die Anwendung des Bleies spricht ausser der Kosten- vermehrung eine in ein ganz anderes Gebiet fallende Erscheinung, die Vergrösserung der den unterirdischen Leitungen eigenthüm-
Selbst den Fall angenommen: die Guttapercha-Hülle wäre undicht und isolirte mithin nur unvollkommen oder bestände aus schlechtem Material, so würde dennoch die Isolation der Drähte so lange durchaus vollständig bleiben als die Bleiröhre sich erhielte. Ueber die Erhaltung des Bleies in der Erde liegen alte Er- fahrungen vor. In reinem Sand- oder Thonboden, welcher keine vegetabilischen Bestandtheile enthält, hat es sich Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang gut erhalten. Durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft bildet sich zwar auch in gewisser Tiefe des Erdbodens noch eine Oxydhaut auf der Oberfläche des Bleies, doch nur in dem Falle dringt diese Zersetzung tiefer ein, wenn ein gleichzeitiger Zutritt von Kohlensäure die Bildung von Blei- weiss möglich macht. Wenn man bei dem Eingraben der Blei- röhren einige Sorgfalt darauf verwendet, dass keine vegetabilischen Bestandtheile in die unmittelbare Umgebung des Drahtes kommen, so kann man auf die lange Erhaltung selbst dünner Bleiröhren mit Sicherheit rechnen. Sollte aber auch durch irgend einen Umstand das Blei irgendwo zerstört und die Guttapercha bloss- gelegt werden, so würde die gute Isolation des Drahtes hier- durch nur dann gefährdet sein, wenn dieselben Einflüsse, welche das Blei nach und nach zerstörten, in gleicher Weise auf die Guttapercha wirkten, was bei der gänzlichen Verschiedenheit der Substanzen wohl nur in äusserst seltenen Fällen oder nie der Fall sein kann. Der Bleiüberzug verhindert ferner die leichte Beschädi- gung des isolirenden Guttapercha-Ueberzuges auf dem Transport und beim Einlegen, er macht dennoch stattgefundene Beschädi- gungen leichter erkennbar und entzieht die Guttapercha auch bei nicht tiefem Einlegen gänzlich dem Einfluss der Luft. Die Gutta- percha muss sich, auch wenn sie von schlechter Beschaffenheit ist, in der sie allen äusseren Einflüssen entziehenden Bleiröhre vollständig gut erhalten. Das in verbrannter Guttapercha ent- haltene flüchtige Oel, durch dessen Verflüchtigung die Masse auch im Erdboden bald erhärtet und brüchig wird, kann durch die enganschliessende Bleihülle nicht entweichen, bleibt daher in der Guttapercha und erhält sie biegsam.
Gegen die Anwendung des Bleies spricht ausser der Kosten- vermehrung eine in ein ganz anderes Gebiet fallende Erscheinung, die Vergrösserung der den unterirdischen Leitungen eigenthüm-
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Selbst den Fall angenommen: die Guttapercha-Hülle wäre
undicht und isolirte mithin nur unvollkommen oder bestände aus
schlechtem Material, so würde dennoch die Isolation der Drähte
so lange durchaus vollständig bleiben als die Bleiröhre sich erhielte.
Ueber die Erhaltung des Bleies in der Erde liegen alte Er-
fahrungen vor. In reinem Sand- oder Thonboden, welcher keine
vegetabilischen Bestandtheile enthält, hat es sich Jahrhunderte,
ja Jahrtausende lang gut erhalten. Durch Einwirkung des
Sauerstoffs der Luft bildet sich zwar auch in gewisser Tiefe des
Erdbodens noch eine Oxydhaut auf der Oberfläche des Bleies,
doch nur in dem Falle dringt diese Zersetzung tiefer ein, wenn
ein gleichzeitiger Zutritt von Kohlensäure die Bildung von Blei-
weiss möglich macht. Wenn man bei dem Eingraben der Blei-
röhren einige Sorgfalt darauf verwendet, dass keine vegetabilischen
Bestandtheile in die unmittelbare Umgebung des Drahtes kommen,
so kann man auf die lange Erhaltung selbst dünner Bleiröhren
mit Sicherheit rechnen. Sollte aber auch durch irgend einen
Umstand das Blei irgendwo zerstört und die Guttapercha bloss-
gelegt werden, so würde die gute Isolation des Drahtes hier-
durch nur dann gefährdet sein, wenn dieselben Einflüsse, welche
das Blei nach und nach zerstörten, in gleicher Weise auf die
Guttapercha wirkten, was bei der gänzlichen Verschiedenheit der
Substanzen wohl nur in äusserst seltenen Fällen oder nie der Fall
sein kann. Der Bleiüberzug verhindert ferner die leichte Beschädi-
gung des isolirenden Guttapercha-Ueberzuges auf dem Transport
und beim Einlegen, er macht dennoch stattgefundene Beschädi-
gungen leichter erkennbar und entzieht die Guttapercha auch bei
nicht tiefem Einlegen gänzlich dem Einfluss der Luft. Die Gutta-
percha muss sich, auch wenn sie von schlechter Beschaffenheit
ist, in der sie allen äusseren Einflüssen entziehenden Bleiröhre
vollständig gut erhalten. Das in verbrannter Guttapercha ent-
haltene flüchtige Oel, durch dessen Verflüchtigung die Masse
auch im Erdboden bald erhärtet und brüchig wird, kann durch
die enganschliessende Bleihülle nicht entweichen, bleibt daher in
der Guttapercha und erhält sie biegsam.
Gegen die Anwendung des Bleies spricht ausser der Kosten-
vermehrung eine in ein ganz anderes Gebiet fallende Erscheinung,
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/121>, abgerufen am 23.11.2024.
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