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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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denen Arbeiter mussten zu den weitern Anlagen benutzt und die
Revisionen daher in schlechter Jahreszeit ungeübten Leuten über-
tragen werden, wodurch die Leitungen häufig noch verschlechtert
wurden. Dazu kam, dass die unterirdischen Leitungen mehrere
wissenschaftlich ganz neue und unerwartete Erscheinungen dar-
boten, welche sich erst durch zweckentsprechende Constructions-
veränderungen der Apparate beherrschen liessen, nachdem man
ihr Wesen erkannt hatte.

Doch auch später veranlassten die Leitungen noch häufige
Störungen des Dienstes und gänzliche Unterbrechungen der tele-
graphischen Verbindung. Die von der Anlage herstammenden
Beschädigungen des Drahtes vergrösserten sich nach und nach
durch den Strom, und die Isolation verschlechterte sich daher
mehr und mehr. Eine gründliche, durch geübte Leute einige
Zeit nach der Vollendung der Leitungen oder im darauf folgenden
Sommer ausgeführte Revision würde diese Beschädigungen
auf einmal beseitigt haben. Dem stand aber ausser dem Kosten-
punkte noch die unausgesetzte Benutzung der Leitungen und die
grössere Schwierigkeit der Revision eines einzelnen Drahtes ohne
Störung der Correspondenz entgegen. Es bildete sich daher
leider bald die Praxis: erst dann eine Untersuchung einer Lei-
tung vorzunehmen, wenn die Isolation derselben so mangelhaft
geworden war, dass die Apparate den Dienst versagten. Da in
diesem Falle erst einer der wenigen Beamten, die mit der Sache
vertraut gemacht waren, von Berlin aus an den Ort der stören-
den Beschädigung geschickt werden musste, so vergingen stets
einige Tage, bis dem Uebel, und zwar nur für kurze Zeit, abge-
holfen war. Sehr häufige Unterbrechungen veranlasste auf diese
Weise die Leitung zwischen Minden und Cöln, die zwar fast
nur neue und besser fabricirte Drähte enthielt, jedoch grossen-
theils in felsigen Boden in grosser Uebereilung eingelegt wurde
und wo die Guttapercha daher sehr häufig durch Quetschungen
beschädigt war. Die häufigen Biegungen, denen die Drähte theils
noch in der Fabrik, theils beim Einlegen ausgesetzt waren, hatten
häufig zur Folge, dass der Draht im Inneren der Guttapercha
gebrochen war, ohne dass diese Brüche von Aussen erkennbar
gewesen wären. Hätte der Ueberzug aus ungeschwefelter Gutta-
percha bestanden, so würde nur in seltenen Fällen ein Strom

denen Arbeiter mussten zu den weitern Anlagen benutzt und die
Revisionen daher in schlechter Jahreszeit ungeübten Leuten über-
tragen werden, wodurch die Leitungen häufig noch verschlechtert
wurden. Dazu kam, dass die unterirdischen Leitungen mehrere
wissenschaftlich ganz neue und unerwartete Erscheinungen dar-
boten, welche sich erst durch zweckentsprechende Constructions-
veränderungen der Apparate beherrschen liessen, nachdem man
ihr Wesen erkannt hatte.

Doch auch später veranlassten die Leitungen noch häufige
Störungen des Dienstes und gänzliche Unterbrechungen der tele-
graphischen Verbindung. Die von der Anlage herstammenden
Beschädigungen des Drahtes vergrösserten sich nach und nach
durch den Strom, und die Isolation verschlechterte sich daher
mehr und mehr. Eine gründliche, durch geübte Leute einige
Zeit nach der Vollendung der Leitungen oder im darauf folgenden
Sommer ausgeführte Revision würde diese Beschädigungen
auf einmal beseitigt haben. Dem stand aber ausser dem Kosten-
punkte noch die unausgesetzte Benutzung der Leitungen und die
grössere Schwierigkeit der Revision eines einzelnen Drahtes ohne
Störung der Correspondenz entgegen. Es bildete sich daher
leider bald die Praxis: erst dann eine Untersuchung einer Lei-
tung vorzunehmen, wenn die Isolation derselben so mangelhaft
geworden war, dass die Apparate den Dienst versagten. Da in
diesem Falle erst einer der wenigen Beamten, die mit der Sache
vertraut gemacht waren, von Berlin aus an den Ort der stören-
den Beschädigung geschickt werden musste, so vergingen stets
einige Tage, bis dem Uebel, und zwar nur für kurze Zeit, abge-
holfen war. Sehr häufige Unterbrechungen veranlasste auf diese
Weise die Leitung zwischen Minden und Cöln, die zwar fast
nur neue und besser fabricirte Drähte enthielt, jedoch grossen-
theils in felsigen Boden in grosser Uebereilung eingelegt wurde
und wo die Guttapercha daher sehr häufig durch Quetschungen
beschädigt war. Die häufigen Biegungen, denen die Drähte theils
noch in der Fabrik, theils beim Einlegen ausgesetzt waren, hatten
häufig zur Folge, dass der Draht im Inneren der Guttapercha
gebrochen war, ohne dass diese Brüche von Aussen erkennbar
gewesen wären. Hätte der Ueberzug aus ungeschwefelter Gutta-
percha bestanden, so würde nur in seltenen Fällen ein Strom

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[94/0112] denen Arbeiter mussten zu den weitern Anlagen benutzt und die Revisionen daher in schlechter Jahreszeit ungeübten Leuten über- tragen werden, wodurch die Leitungen häufig noch verschlechtert wurden. Dazu kam, dass die unterirdischen Leitungen mehrere wissenschaftlich ganz neue und unerwartete Erscheinungen dar- boten, welche sich erst durch zweckentsprechende Constructions- veränderungen der Apparate beherrschen liessen, nachdem man ihr Wesen erkannt hatte. Doch auch später veranlassten die Leitungen noch häufige Störungen des Dienstes und gänzliche Unterbrechungen der tele- graphischen Verbindung. Die von der Anlage herstammenden Beschädigungen des Drahtes vergrösserten sich nach und nach durch den Strom, und die Isolation verschlechterte sich daher mehr und mehr. Eine gründliche, durch geübte Leute einige Zeit nach der Vollendung der Leitungen oder im darauf folgenden Sommer ausgeführte Revision würde diese Beschädigungen auf einmal beseitigt haben. Dem stand aber ausser dem Kosten- punkte noch die unausgesetzte Benutzung der Leitungen und die grössere Schwierigkeit der Revision eines einzelnen Drahtes ohne Störung der Correspondenz entgegen. Es bildete sich daher leider bald die Praxis: erst dann eine Untersuchung einer Lei- tung vorzunehmen, wenn die Isolation derselben so mangelhaft geworden war, dass die Apparate den Dienst versagten. Da in diesem Falle erst einer der wenigen Beamten, die mit der Sache vertraut gemacht waren, von Berlin aus an den Ort der stören- den Beschädigung geschickt werden musste, so vergingen stets einige Tage, bis dem Uebel, und zwar nur für kurze Zeit, abge- holfen war. Sehr häufige Unterbrechungen veranlasste auf diese Weise die Leitung zwischen Minden und Cöln, die zwar fast nur neue und besser fabricirte Drähte enthielt, jedoch grossen- theils in felsigen Boden in grosser Uebereilung eingelegt wurde und wo die Guttapercha daher sehr häufig durch Quetschungen beschädigt war. Die häufigen Biegungen, denen die Drähte theils noch in der Fabrik, theils beim Einlegen ausgesetzt waren, hatten häufig zur Folge, dass der Draht im Inneren der Guttapercha gebrochen war, ohne dass diese Brüche von Aussen erkennbar gewesen wären. Hätte der Ueberzug aus ungeschwefelter Gutta- percha bestanden, so würde nur in seltenen Fällen ein Strom

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/112>, abgerufen am 25.11.2024.