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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Luft. Sie war aber erst seit Kurzem bekannt geworden; es
fehlten daher noch alle Erfahrungen über die richtige Anferti-
gung derselben so wie die Kenntniss der nöthigen Mischungs-
verhältnisse. Im Allgemeinen wurde die Masse zu sehr ge-
schwefelt, bei zu hoher Temperatur verarbeitet und theilweise
die Guttapercha vorher nicht hinlänglich entwässert. Die hier-
durch entstandenen Uebelstände haben sich den ersten Leitungen
besonders verderblich gezeigt.

Bei Ueberschuss von Schwefel und zu hoher Temperatur
verbindet sich das Kupfer mit dem Schwefel, das gebildete
Schwefelkupfer durchdringt die dem Draht zunächst liegende
Guttapercha und bildet mit ihm eine dunkelbraun aussehende,
die Electricität leitende Masse, die bei den ältesten Leitungen
oft bis 1/4 Linie dick ist. Dennoch würde die Güte der Drähte
wenig hierdurch beeinträchtigt sein, wenn der Draht in der Mitte
der Guttapercha gelegen hätte, die oben erwähnte aus nicht iso-
lirender Guttapercha bestehende Schicht überall von guter Masse
umgeben und die Masse stets völlig entwässert gewesen wäre.

Dies war aber leider durchaus nicht der Fall. Es wollte
der mit der Bekleidung der Drähte beauftragten Fabrik anfäng-
lich nicht gelingen, mittels der neuen Maschine die Drähte mit
einer concentrischen Lage Guttapercha zu überziehen. Fast alle
damals überzogenen Drähte waren mehr oder weniger excentrisch
überzogen und häufig stellenweise nur mit einer dünnen Lage
Guttapercha bedeckt. Letztere enthielt ausserdem durchweg eine
Menge Blasen und Vertiefungen, die man noch nicht zu ver-
meiden verstand, sie wurde noch nicht gehörig gereinigt und
entwässert und war oft durch zu hohe Temperatur in einem
schwammigen und bald spröde werdenden Körper umgewandelt.
Häufig wurden auch schlechtere Sorten oder verdorbene Gutta-
percha, mit denen die gute Masse verfälscht war, verwendet.

Der technische Standpunkt der Drahtfabrication war mithin
noch sehr niedrig und es mussten in allen Richtungen noch viele
Erfahrungen gesammelt werden. Dennoch sollten die oben-
genannten Linien in kürzester Zeit vollendet werden. Es war
vorauszusehen, dass die Ausführung derselben sehr mangelhaft
ausfallen würde, und es war dies in der That in hohem Maasse
der Fall.


Luft. Sie war aber erst seit Kurzem bekannt geworden; es
fehlten daher noch alle Erfahrungen über die richtige Anferti-
gung derselben so wie die Kenntniss der nöthigen Mischungs-
verhältnisse. Im Allgemeinen wurde die Masse zu sehr ge-
schwefelt, bei zu hoher Temperatur verarbeitet und theilweise
die Guttapercha vorher nicht hinlänglich entwässert. Die hier-
durch entstandenen Uebelstände haben sich den ersten Leitungen
besonders verderblich gezeigt.

Bei Ueberschuss von Schwefel und zu hoher Temperatur
verbindet sich das Kupfer mit dem Schwefel, das gebildete
Schwefelkupfer durchdringt die dem Draht zunächst liegende
Guttapercha und bildet mit ihm eine dunkelbraun aussehende,
die Electricität leitende Masse, die bei den ältesten Leitungen
oft bis ¼ Linie dick ist. Dennoch würde die Güte der Drähte
wenig hierdurch beeinträchtigt sein, wenn der Draht in der Mitte
der Guttapercha gelegen hätte, die oben erwähnte aus nicht iso-
lirender Guttapercha bestehende Schicht überall von guter Masse
umgeben und die Masse stets völlig entwässert gewesen wäre.

Dies war aber leider durchaus nicht der Fall. Es wollte
der mit der Bekleidung der Drähte beauftragten Fabrik anfäng-
lich nicht gelingen, mittels der neuen Maschine die Drähte mit
einer concentrischen Lage Guttapercha zu überziehen. Fast alle
damals überzogenen Drähte waren mehr oder weniger excentrisch
überzogen und häufig stellenweise nur mit einer dünnen Lage
Guttapercha bedeckt. Letztere enthielt ausserdem durchweg eine
Menge Blasen und Vertiefungen, die man noch nicht zu ver-
meiden verstand, sie wurde noch nicht gehörig gereinigt und
entwässert und war oft durch zu hohe Temperatur in einem
schwammigen und bald spröde werdenden Körper umgewandelt.
Häufig wurden auch schlechtere Sorten oder verdorbene Gutta-
percha, mit denen die gute Masse verfälscht war, verwendet.

Der technische Standpunkt der Drahtfabrication war mithin
noch sehr niedrig und es mussten in allen Richtungen noch viele
Erfahrungen gesammelt werden. Dennoch sollten die oben-
genannten Linien in kürzester Zeit vollendet werden. Es war
vorauszusehen, dass die Ausführung derselben sehr mangelhaft
ausfallen würde, und es war dies in der That in hohem Maasse
der Fall.


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[91/0109] Luft. Sie war aber erst seit Kurzem bekannt geworden; es fehlten daher noch alle Erfahrungen über die richtige Anferti- gung derselben so wie die Kenntniss der nöthigen Mischungs- verhältnisse. Im Allgemeinen wurde die Masse zu sehr ge- schwefelt, bei zu hoher Temperatur verarbeitet und theilweise die Guttapercha vorher nicht hinlänglich entwässert. Die hier- durch entstandenen Uebelstände haben sich den ersten Leitungen besonders verderblich gezeigt. Bei Ueberschuss von Schwefel und zu hoher Temperatur verbindet sich das Kupfer mit dem Schwefel, das gebildete Schwefelkupfer durchdringt die dem Draht zunächst liegende Guttapercha und bildet mit ihm eine dunkelbraun aussehende, die Electricität leitende Masse, die bei den ältesten Leitungen oft bis ¼ Linie dick ist. Dennoch würde die Güte der Drähte wenig hierdurch beeinträchtigt sein, wenn der Draht in der Mitte der Guttapercha gelegen hätte, die oben erwähnte aus nicht iso- lirender Guttapercha bestehende Schicht überall von guter Masse umgeben und die Masse stets völlig entwässert gewesen wäre. Dies war aber leider durchaus nicht der Fall. Es wollte der mit der Bekleidung der Drähte beauftragten Fabrik anfäng- lich nicht gelingen, mittels der neuen Maschine die Drähte mit einer concentrischen Lage Guttapercha zu überziehen. Fast alle damals überzogenen Drähte waren mehr oder weniger excentrisch überzogen und häufig stellenweise nur mit einer dünnen Lage Guttapercha bedeckt. Letztere enthielt ausserdem durchweg eine Menge Blasen und Vertiefungen, die man noch nicht zu ver- meiden verstand, sie wurde noch nicht gehörig gereinigt und entwässert und war oft durch zu hohe Temperatur in einem schwammigen und bald spröde werdenden Körper umgewandelt. Häufig wurden auch schlechtere Sorten oder verdorbene Gutta- percha, mit denen die gute Masse verfälscht war, verwendet. Der technische Standpunkt der Drahtfabrication war mithin noch sehr niedrig und es mussten in allen Richtungen noch viele Erfahrungen gesammelt werden. Dennoch sollten die oben- genannten Linien in kürzester Zeit vollendet werden. Es war vorauszusehen, dass die Ausführung derselben sehr mangelhaft ausfallen würde, und es war dies in der That in hohem Maasse der Fall.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/109>, abgerufen am 22.11.2024.