ganzen Harmoniesphäre; wo gar keine Ausnahmen statt finden können, wenn man sie nach allen Tonarten und wesentlichen Accorden betrachtet, ohne eine vollständige Uebersicht kennen lernen?
Zweites Kapitel. Von den Intervallen einer Tonart und ihren Benennungen nach dem Noten und Zahlen Systeme.
Die Intervalle einer Tonart werden auf zweierlei Art benannt und bezeichnet:
I. durch Buchstaben
II. durch Zahlen (Bezifferung des General Basses)
a) Die Benennung nach Buchstaben findet statt: wenn man einen bestimmten Ton; der nach dem Notensysteme und der mathematischen Eintheilung der Töne eines Instruments z. B. der Tastatur des Forte Piano, stets unverändert bleibt, benennen will, als c, d, e, f, g, a, h, c. Diese Benennung ist allgemein eingeführt und leicht zu mer- ken, weil nur einige auf zweierlei Art die Namen erhalten, z. B. c. Cis und d. Des etc. welche doppelte Benennung im Grunde auch nur das Noten System und nicht die Na- men der Töne eines Instruments selbst, betrift.
Auf den vollkommenen Instrumenten finden nämlich 12 Töne statt, die eingetheilt werden in 7 ganze und 5 halbe.
Daß diese Benennungen falsch sind, bedarf wohl keines weitern Streits, denn dieje- nigen Töne, die in der Tonart C dur,ganze genannt werden, verändern sich in Cis dur oder moll etc. zum Theil in halbe. Diese Verwirrung betrifft daher mehr die Ver- wechselung des Noten Systems mit den Tönen des Instruments.
Alle 12 Töne sind im allgemeinen als halbe zu betrachten, von welchen immer 7, zu einer Tonart gebildet werden, und man mag die Tonarten betrachten wie man will, so findet man, daß diese Eintheilung ganz übereinstimmt.
Bei einer harten Tonart liegen zwischen den 7 Tönen jedesmal halbe, außer zwi- schen den 3ten und 4ten, und zwischen den 7ten und 8ten aufwärts, (welcher letztere wieder als der 1ste der Tonart zu betrachten ist) nicht.
Bei einer Moll Tonart ist die Scala aufwärts anders als herunterwärts. Aufwärts nämlich, liegen zwischen den 7 Tönen jedesmal wieder halbe Töne, außer zwi- schen den 2ten und 3ten und zwischen den 7ten und 8ten, (insofern der 8te wieder als Anfang zu betrachten ist) nicht. Herunterwärts ändert sich aber die Lage derselben,
ganzen Harmonieſphaͤre; wo gar keine Ausnahmen ſtatt finden koͤnnen, wenn man ſie nach allen Tonarten und weſentlichen Accorden betrachtet, ohne eine vollſtaͤndige Ueberſicht kennen lernen?
Zweites Kapitel. Von den Intervallen einer Tonart und ihren Benennungen nach dem Noten und Zahlen Syſteme.
Die Intervalle einer Tonart werden auf zweierlei Art benannt und bezeichnet:
I. durch Buchſtaben
II. durch Zahlen (Bezifferung des General Baſſes)
a) Die Benennung nach Buchſtaben findet ſtatt: wenn man einen beſtimmten Ton; der nach dem Notenſyſteme und der mathematiſchen Eintheilung der Toͤne eines Inſtruments z. B. der Taſtatur des Forte Piano, ſtets unveraͤndert bleibt, benennen will, als c, d, e, f, g, a, h, c. Dieſe Benennung iſt allgemein eingefuͤhrt und leicht zu mer- ken, weil nur einige auf zweierlei Art die Namen erhalten, z. B. c. Cis und d. Des ꝛc. welche doppelte Benennung im Grunde auch nur das Noten Syſtem und nicht die Na- men der Toͤne eines Inſtruments ſelbſt, betrift.
Auf den vollkommenen Inſtrumenten finden naͤmlich 12 Toͤne ſtatt, die eingetheilt werden in 7 ganze und 5 halbe.
Daß dieſe Benennungen falſch ſind, bedarf wohl keines weitern Streits, denn dieje- nigen Toͤne, die in der Tonart C dur,ganze genannt werden, veraͤndern ſich in Cis dur oder moll ꝛc. zum Theil in halbe. Dieſe Verwirrung betrifft daher mehr die Ver- wechſelung des Noten Syſtems mit den Toͤnen des Inſtruments.
Alle 12 Toͤne ſind im allgemeinen als halbe zu betrachten, von welchen immer 7, zu einer Tonart gebildet werden, und man mag die Tonarten betrachten wie man will, ſo findet man, daß dieſe Eintheilung ganz uͤbereinſtimmt.
Bei einer harten Tonart liegen zwiſchen den 7 Toͤnen jedesmal halbe, außer zwi- ſchen den 3ten und 4ten, und zwiſchen den 7ten und 8ten aufwaͤrts, (welcher letztere wieder als der 1ſte der Tonart zu betrachten iſt) nicht.
Bei einer Moll Tonart iſt die Scala aufwaͤrts anders als herunterwaͤrts. Aufwaͤrts naͤmlich, liegen zwiſchen den 7 Toͤnen jedesmal wieder halbe Toͤne, außer zwi- ſchen den 2ten und 3ten und zwiſchen den 7ten und 8ten, (inſofern der 8te wieder als Anfang zu betrachten iſt) nicht. Herunterwaͤrts aͤndert ſich aber die Lage derſelben,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0038"n="22"/>
ganzen Harmonieſphaͤre; wo gar keine Ausnahmen ſtatt finden koͤnnen, wenn man ſie nach<lb/>
allen Tonarten und weſentlichen Accorden betrachtet, ohne eine vollſtaͤndige Ueberſicht<lb/>
kennen lernen?</p></div><lb/><divn="2"><head>Zweites Kapitel.<lb/>
Von den Intervallen einer Tonart und ihren Benennungen nach dem<lb/>
Noten und Zahlen Syſteme.</head><lb/><p>Die Intervalle einer Tonart werden auf zweierlei Art benannt und bezeichnet:</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">I.</hi> durch Buchſtaben</item><lb/><item><hirendition="#aq">II.</hi> durch Zahlen (Bezifferung des General Baſſes)</item></list><lb/><p><hirendition="#aq">a)</hi> Die Benennung <hirendition="#g">nach Buchſtaben</hi> findet ſtatt: wenn man einen beſtimmten<lb/>
Ton; der nach dem Notenſyſteme und der mathematiſchen Eintheilung der Toͤne eines<lb/>
Inſtruments z. B. der Taſtatur des Forte Piano, ſtets unveraͤndert bleibt, benennen will,<lb/>
als <hirendition="#aq">c, d, e, f, g, a, h, c</hi>. Dieſe Benennung iſt allgemein eingefuͤhrt und leicht zu mer-<lb/>
ken, weil nur einige auf zweierlei Art die Namen erhalten, z. B. <hirendition="#aq">c. Cis</hi> und <hirendition="#aq">d. Des</hi>ꝛc.<lb/>
welche doppelte Benennung im Grunde auch nur das Noten Syſtem und nicht die Na-<lb/>
men der Toͤne eines Inſtruments ſelbſt, betrift.</p><lb/><p>Auf den vollkommenen Inſtrumenten finden naͤmlich 12 Toͤne ſtatt, die eingetheilt<lb/>
werden in<lb/><hirendition="#c">7 ganze und 5 halbe.</hi></p><lb/><p>Daß dieſe Benennungen falſch ſind, bedarf wohl keines weitern Streits, denn dieje-<lb/>
nigen Toͤne, die in der Tonart <hirendition="#aq">C dur,</hi><hirendition="#g">ganze</hi> genannt werden, veraͤndern ſich in <hirendition="#aq">Cis dur</hi><lb/>
oder <hirendition="#aq">moll</hi>ꝛc. zum Theil in <hirendition="#g">halbe</hi>. Dieſe Verwirrung betrifft daher mehr die Ver-<lb/>
wechſelung des Noten Syſtems mit den Toͤnen des Inſtruments.</p><lb/><p>Alle 12 Toͤne ſind im allgemeinen als halbe zu betrachten, von welchen immer 7,<lb/>
zu einer Tonart gebildet werden, und man mag die Tonarten betrachten wie man will,<lb/>ſo findet man, daß dieſe Eintheilung ganz uͤbereinſtimmt.</p><lb/><p>Bei einer harten Tonart liegen zwiſchen den 7 Toͤnen jedesmal halbe, außer zwi-<lb/>ſchen den 3ten und 4ten, und zwiſchen den 7ten und 8ten aufwaͤrts, (welcher letztere<lb/>
wieder als der 1ſte der Tonart zu betrachten iſt) <hirendition="#g">nicht</hi>.</p><lb/><p>Bei einer Moll Tonart iſt die Scala <hirendition="#g">aufwaͤrts</hi> anders als <hirendition="#g">herunterwaͤrts</hi>.<lb/>
Aufwaͤrts naͤmlich, liegen zwiſchen den 7 Toͤnen jedesmal wieder halbe Toͤne, außer zwi-<lb/>ſchen den 2ten und 3ten und zwiſchen den 7ten und 8ten, (inſofern der 8te wieder als<lb/>
Anfang zu betrachten iſt) <hirendition="#g">nicht</hi>. Herunterwaͤrts aͤndert ſich aber die Lage derſelben,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[22/0038]
ganzen Harmonieſphaͤre; wo gar keine Ausnahmen ſtatt finden koͤnnen, wenn man ſie nach
allen Tonarten und weſentlichen Accorden betrachtet, ohne eine vollſtaͤndige Ueberſicht
kennen lernen?
Zweites Kapitel.
Von den Intervallen einer Tonart und ihren Benennungen nach dem
Noten und Zahlen Syſteme.
Die Intervalle einer Tonart werden auf zweierlei Art benannt und bezeichnet:
I. durch Buchſtaben
II. durch Zahlen (Bezifferung des General Baſſes)
a) Die Benennung nach Buchſtaben findet ſtatt: wenn man einen beſtimmten
Ton; der nach dem Notenſyſteme und der mathematiſchen Eintheilung der Toͤne eines
Inſtruments z. B. der Taſtatur des Forte Piano, ſtets unveraͤndert bleibt, benennen will,
als c, d, e, f, g, a, h, c. Dieſe Benennung iſt allgemein eingefuͤhrt und leicht zu mer-
ken, weil nur einige auf zweierlei Art die Namen erhalten, z. B. c. Cis und d. Des ꝛc.
welche doppelte Benennung im Grunde auch nur das Noten Syſtem und nicht die Na-
men der Toͤne eines Inſtruments ſelbſt, betrift.
Auf den vollkommenen Inſtrumenten finden naͤmlich 12 Toͤne ſtatt, die eingetheilt
werden in
7 ganze und 5 halbe.
Daß dieſe Benennungen falſch ſind, bedarf wohl keines weitern Streits, denn dieje-
nigen Toͤne, die in der Tonart C dur, ganze genannt werden, veraͤndern ſich in Cis dur
oder moll ꝛc. zum Theil in halbe. Dieſe Verwirrung betrifft daher mehr die Ver-
wechſelung des Noten Syſtems mit den Toͤnen des Inſtruments.
Alle 12 Toͤne ſind im allgemeinen als halbe zu betrachten, von welchen immer 7,
zu einer Tonart gebildet werden, und man mag die Tonarten betrachten wie man will,
ſo findet man, daß dieſe Eintheilung ganz uͤbereinſtimmt.
Bei einer harten Tonart liegen zwiſchen den 7 Toͤnen jedesmal halbe, außer zwi-
ſchen den 3ten und 4ten, und zwiſchen den 7ten und 8ten aufwaͤrts, (welcher letztere
wieder als der 1ſte der Tonart zu betrachten iſt) nicht.
Bei einer Moll Tonart iſt die Scala aufwaͤrts anders als herunterwaͤrts.
Aufwaͤrts naͤmlich, liegen zwiſchen den 7 Toͤnen jedesmal wieder halbe Toͤne, außer zwi-
ſchen den 2ten und 3ten und zwiſchen den 7ten und 8ten, (inſofern der 8te wieder als
Anfang zu betrachten iſt) nicht. Herunterwaͤrts aͤndert ſich aber die Lage derſelben,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/38>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.