Bis zum + ist ein kleiner Satz, und bis zum ++ der darauf gehörige Gegensatz.
Da es nun Gedichte giebt, deren Verse aus mehr als zwei Strophen bestehen, so giebt es in der Musik natürlich auch Stücke, die aus mehr als Satz und Gegensatz be- stehen, weil die regelmäßige Musik der Poesie ganz ähnlich ist.
Die Merkmale ob sich eine Idee endigt, liegen vornämlich in den Schlüssen, ganz besonders aber in den Bäßen der 3 Accorde der Primen Harmonie, als: des Dreiklangs des Sexten und Quart Sexten Accords. Die Schlüße die in den zwei letzten Accorden geschehen, sind nur als Commata zu betrachten. Ganz genaue Vorschriften über das metrische Verfahren bei der Composition eines Stücks laßen sich nicht geben, indem al- les darauf ankommt, auf welchen Theil einer Melodie der Componist den sogenannten Accent legen will oder legen muß, besonders wenn ein zum Grunde liegendes Gedicht seine Absicht leitet.
O 2
[Musik]
Bis zum + iſt ein kleiner Satz, und bis zum ++ der darauf gehoͤrige Gegenſatz.
Da es nun Gedichte giebt, deren Verſe aus mehr als zwei Strophen beſtehen, ſo giebt es in der Muſik natuͤrlich auch Stuͤcke, die aus mehr als Satz und Gegenſatz be- ſtehen, weil die regelmaͤßige Muſik der Poeſie ganz aͤhnlich iſt.
Die Merkmale ob ſich eine Idee endigt, liegen vornaͤmlich in den Schluͤſſen, ganz beſonders aber in den Baͤßen der 3 Accorde der Primen Harmonie, als: des Dreiklangs des Sexten und Quart Sexten Accords. Die Schluͤße die in den zwei letzten Accorden geſchehen, ſind nur als Commata zu betrachten. Ganz genaue Vorſchriften uͤber das metriſche Verfahren bei der Compoſition eines Stuͤcks laßen ſich nicht geben, indem al- les darauf ankommt, auf welchen Theil einer Melodie der Componiſt den ſogenannten Accent legen will oder legen muß, beſonders wenn ein zum Grunde liegendes Gedicht ſeine Abſicht leitet.
O 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0125"n="107"/><figuretype="notatedMusic"/><lb/><p>Bis zum + iſt ein kleiner Satz, und bis zum ++ der darauf gehoͤrige Gegenſatz.</p><lb/><p>Da es nun Gedichte giebt, deren Verſe aus mehr als zwei Strophen beſtehen, ſo<lb/>
giebt es in der Muſik natuͤrlich auch Stuͤcke, die aus mehr als Satz und Gegenſatz be-<lb/>ſtehen, weil die regelmaͤßige Muſik der Poeſie ganz aͤhnlich iſt.</p><lb/><p>Die Merkmale ob ſich eine Idee endigt, liegen vornaͤmlich in den Schluͤſſen, ganz<lb/>
beſonders aber in den Baͤßen der 3 Accorde der Primen Harmonie, als: des Dreiklangs<lb/>
des Sexten und Quart Sexten Accords. Die Schluͤße die in den zwei letzten Accorden<lb/>
geſchehen, ſind nur als Commata zu betrachten. Ganz genaue Vorſchriften uͤber das<lb/>
metriſche Verfahren bei der Compoſition eines Stuͤcks laßen ſich nicht geben, indem al-<lb/>
les darauf ankommt, auf welchen Theil einer Melodie der Componiſt den ſogenannten<lb/>
Accent legen will oder legen muß, beſonders wenn ein zum Grunde liegendes Gedicht<lb/>ſeine Abſicht leitet.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 2</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[107/0125]
[Abbildung]
Bis zum + iſt ein kleiner Satz, und bis zum ++ der darauf gehoͤrige Gegenſatz.
Da es nun Gedichte giebt, deren Verſe aus mehr als zwei Strophen beſtehen, ſo
giebt es in der Muſik natuͤrlich auch Stuͤcke, die aus mehr als Satz und Gegenſatz be-
ſtehen, weil die regelmaͤßige Muſik der Poeſie ganz aͤhnlich iſt.
Die Merkmale ob ſich eine Idee endigt, liegen vornaͤmlich in den Schluͤſſen, ganz
beſonders aber in den Baͤßen der 3 Accorde der Primen Harmonie, als: des Dreiklangs
des Sexten und Quart Sexten Accords. Die Schluͤße die in den zwei letzten Accorden
geſchehen, ſind nur als Commata zu betrachten. Ganz genaue Vorſchriften uͤber das
metriſche Verfahren bei der Compoſition eines Stuͤcks laßen ſich nicht geben, indem al-
les darauf ankommt, auf welchen Theil einer Melodie der Componiſt den ſogenannten
Accent legen will oder legen muß, beſonders wenn ein zum Grunde liegendes Gedicht
ſeine Abſicht leitet.
O 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siegmeyer, Johann Gottlieb: Theorie der Tonsetzkunst. Berlin, 1822, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegmeyer_tonsetzkunst_1822/125>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.