Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Erforschung des nen die Kinder mit den Händlein kommen/ und in was be-stehet der Unterscheid? Christ. Du hast mir zwar oben in deinem Unterricht 7. solche Händlein-Geburten gezeiget/ unter welchen mir zur Zeit nur 5. bekant worden/ als nehmlich: 1. Da das Kind mit dem Haupte und einem Händlein hat kommen wollen. (2.) Wenn ein Kind beyde Händlein über das Haupt bringet oder bringen wil. (3.) Wenn das Kind rücklings lieget/ und das Händlein hinter sich weg strecket. (4.) Wenn das Kind mit dem Steuß kommt/ findet sich zu weilen nach der Seiten auch ein Händlein zu vor. Und (5.) bey man- chen Frauen kommt auch das Kind mit einem Händlein und den Füßlein zugleich unter sich/ auch wol beyde Händlein in- und vor die Geburt. Die erste Vorstellung/ wenn das Kind mit dem Haupte und einem Händlein kommt/ ist gefährlich/ wenn es nicht in Zeiten mit dem Kneipen/ oder Zurück-bringen der Hand/ verhütet wird/ wie du oben gelehret hast. Die an- dere Vorstellung ist über alle maße schlimm/ wenn dem Kinde beyde Händlein vor dem Haupte kommen/ und mit dem Kneipen nicht geholffen wird/ sonst müßte das Kind den Halß brechen/ und bleibet nichts übrig/ als die schwere Wendung/ die du zur Gnüge beschrieben. Die dritte Vorstellung; wenn das Kind rück-werts lieget/ und das Händlein hinter sich strecket/ so kan man sich unter solchem Aermlein mit der Hand hindurch schmiegen; Aber man muß das Händlein mit der äuserlichen Hand in et- was anhalten/ doch nicht zu sehr/ nur wie es nöthig ist/ durch- zukommen/ welches der Angriff weiset. Diese Geburt ist schwer/ aber doch möglich zu handeln/ und je zeitlicher/ je besser. So ists auch möglich bey nochstehendem Wasser/ wenn es wol in acht genommen wird/ gar zu verhüten/ daß das Kind nicht so kom- men kan. Die Vierdte Vorstellung; wenn das Kind mit dem Steuß- und Händlein kommt. Dieses bringet nicht allemahl Ge-
Erforſchung des nen die Kinder mit den Haͤndlein kommen/ und in was be-ſtehet der Unterſcheid? Chriſt. Du haſt mir zwar oben in deinem Unterricht 7. ſolche Haͤndlein-Geburten gezeiget/ unter welchen mir zur Zeit nur 5. bekant worden/ als nehmlich: 1. Da das Kind mit dem Haupte und einem Haͤndlein hat kommen wollen. (2.) Wenn ein Kind beyde Haͤndlein uͤber das Haupt bringet oder bringen wil. (3.) Wenn das Kind ruͤcklings lieget/ und das Haͤndlein hinter ſich weg ſtrecket. (4.) Wenn das Kind mit dem Steuß kommt/ findet ſich zu weilen nach der Seiten auch ein Haͤndlein zu vor. Und (5.) bey man- chen Frauen kommt auch das Kind mit einem Haͤndlein und den Fuͤßlein zugleich unter ſich/ auch wol beyde Haͤndlein in- und vor die Geburt. Die erſte Vorſtellung/ wenn das Kind mit dem Haupte und einem Haͤndlein kommt/ iſt gefaͤhrlich/ wenn es nicht in Zeiten mit dem Kneipen/ oder Zuruͤck-bringen der Hand/ verhuͤtet wird/ wie du oben gelehret haſt. Die an- dere Vorſtellung iſt uͤber alle maße ſchlimm/ wenn dem Kinde beyde Haͤndlein vor dem Haupte kommen/ und mit dem Kneipen nicht geholffen wird/ ſonſt muͤßte das Kind den Halß brechen/ und bleibet nichts uͤbrig/ als die ſchwere Wendung/ die du zur Gnuͤge beſchrieben. Die dritte Vorſtellung; wenn das Kind ruͤck-werts lieget/ und das Haͤndlein hinter ſich ſtrecket/ ſo kan man ſich unter ſolchem Aermlein mit deꝛ Hand hindurch ſchmiegen; Aber man muß das Haͤndlein mit der aͤuſerlichen Hand in et- was anhalten/ doch nicht zu ſehr/ nur wie es noͤthig iſt/ durch- zukommen/ welches der Angriff weiſet. Dieſe Geburt iſt ſchwer/ aber doch moͤglich zu handeln/ und je zeitlicher/ je beſſer. So iſts auch moͤglich bey nochſtehendem Waſſer/ wenn es wol in acht genommen wird/ gar zu verhuͤten/ daß das Kind nicht ſo kom- men kan. Die Vierdte Vorſtellung; wenn das Kind mit dem Steuß- und Haͤndlein kommt. Dieſes bringet nicht allemahl Ge-
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Erforſchung des
nen die Kinder mit den Haͤndlein kommen/ und in was be-
ſtehet der Unterſcheid?
Chriſt. Du haſt mir zwar oben in deinem Unterricht 7.
ſolche Haͤndlein-Geburten gezeiget/ unter welchen mir zur Zeit
nur 5. bekant worden/ als nehmlich:
1. Da das Kind mit dem Haupte und einem Haͤndlein hat
kommen wollen. (2.) Wenn ein Kind beyde Haͤndlein uͤber
das Haupt bringet oder bringen wil. (3.) Wenn das Kind
ruͤcklings lieget/ und das Haͤndlein hinter ſich weg ſtrecket. (4.)
Wenn das Kind mit dem Steuß kommt/ findet ſich zu weilen
nach der Seiten auch ein Haͤndlein zu vor. Und (5.) bey man-
chen Frauen kommt auch das Kind mit einem Haͤndlein und den
Fuͤßlein zugleich unter ſich/ auch wol beyde Haͤndlein in- und
vor die Geburt. Die erſte Vorſtellung/ wenn das Kind mit
dem Haupte und einem Haͤndlein kommt/ iſt gefaͤhrlich/ wenn
es nicht in Zeiten mit dem Kneipen/ oder Zuruͤck-bringen der
Hand/ verhuͤtet wird/ wie du oben gelehret haſt. Die an-
dere Vorſtellung iſt uͤber alle maße ſchlimm/ wenn dem Kinde
beyde Haͤndlein vor dem Haupte kommen/ und mit dem Kneipen
nicht geholffen wird/ ſonſt muͤßte das Kind den Halß brechen/
und bleibet nichts uͤbrig/ als die ſchwere Wendung/ die du zur
Gnuͤge beſchrieben. Die dritte Vorſtellung; wenn das Kind
ruͤck-werts lieget/ und das Haͤndlein hinter ſich ſtrecket/ ſo kan
man ſich unter ſolchem Aermlein mit deꝛ Hand hindurch ſchmiegen;
Aber man muß das Haͤndlein mit der aͤuſerlichen Hand in et-
was anhalten/ doch nicht zu ſehr/ nur wie es noͤthig iſt/ durch-
zukommen/ welches der Angriff weiſet. Dieſe Geburt iſt ſchwer/
aber doch moͤglich zu handeln/ und je zeitlicher/ je beſſer. So iſts
auch moͤglich bey nochſtehendem Waſſer/ wenn es wol in acht
genommen wird/ gar zu verhuͤten/ daß das Kind nicht ſo kom-
men kan. Die Vierdte Vorſtellung; wenn das Kind mit dem
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/365>, abgerufen am 07.07.2024. |