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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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Erforschung des
spitzig. Die Wehen seyn gemeiniglich schwach und kurtz bey der-
gleichen Zustande im Ansehen: Sie sind aber nur deswegen
schwach und zu kurtz/ weil sie das Kind in Eyl nicht zwingen
können/ bis sich des Kindes Kopff in die Spitze gegeben hat/ da
finden sich die Wehen von sich selbst/ und folget glückliche Geburt.
Wenn aber die Frau zu früh und zu starck angetrieben wird/
so kan der Tod vor Mutter und Kind drauf folgen.
XXXII. Fr.
Just. Du antwortestrecht und wol/ wie ist
aber zu erkennen/ wenn ein Kind recht zur Geburt stehet/
und doch auf der einen Seite sich mit dem Haupte ange-
setzet hat? Und wie ist ihm alsdann zu helffen?
Christ. Ein Kind/ wenn es zu rechter Geburt stehet/ so
ist es an der Härte des Hirnschädels/ und an dessen Ründe/ in-
gleichen an dem offenem Häuptlein beym Blättlein gar leicht zu
erkennen/ wenn schon das Wasser noch nicht gesprungen ist. So
ist auch das angesetzte Haupt/ es sey an welcher Seite es wolle
angesetzet/ gar wohl zu fühlen und ihm abzuhelffen/ so bald das
Wasser gesprungen/ und die Wehen vorbey sind. Ehe eine an-
dere Wehe kommt/ müssen die hierzu gebräuchlichen zwey Fin-
ger eingelassen werden/ bis zu des Kindes Haupt/ und das
Haupt gelinde umfassen/ bis die Wehen kommen/ da es denn
gar leicht/ auf welcher Seite es sich angesetzet/ abzulencken ist/
und muß auf derselbigen Seite durch die Finger bey angehenden
Wehen gelinde abgewiesen werden/ welches geschiehet/ wenn man
die zwey Finger zwischen das Haupt nach derselben Seite vor-
geleget/ so gleitet es ab/ doch muß man es auch nicht zu sehr
schieben/ damit es sich auf der andern Seite nicht wieder ansetze.
XXXIII.
Just. Kan auch solch mit dem Haupte ange-
setztes Kind schaden leiden/ wenn ihm nicht abgeholffen
wird?
Christ. (1) Wenn sich das Kind zu feste aufgesetzet/ so kan
es offt ohne Hülffe nicht loß/ biß es todt/ und bleiben auch wohl
Mut-
Erforſchung des
ſpitzig. Die Wehen ſeyn gemeiniglich ſchwach und kurtz bey der-
gleichen Zuſtande im Anſehen: Sie ſind aber nur deswegen
ſchwach und zu kurtz/ weil ſie das Kind in Eyl nicht zwingen
koͤnnen/ bis ſich des Kindes Kopff in die Spitze gegeben hat/ da
finden ſich die Wehen von ſich ſelbſt/ und folget gluͤckliche Geburt.
Wenn aber die Frau zu fruͤh und zu ſtarck angetrieben wird/
ſo kan der Tod vor Mutter und Kind drauf folgen.
XXXII. Fr.
Juſt. Du antworteſtrecht und wol/ wie iſt
aber zu erkennen/ wenn ein Kind recht zur Geburt ſtehet/
und doch auf der einen Seite ſich mit dem Haupte ange-
ſetzet hat? Und wie iſt ihm alsdann zu helffen?
Chriſt. Ein Kind/ wenn es zu rechter Geburt ſtehet/ ſo
iſt es an der Haͤrte des Hirnſchaͤdels/ und an deſſen Ruͤnde/ in-
gleichen an dem offenem Haͤuptlein beym Blaͤttlein gar leicht zu
erkennen/ wenn ſchon das Waſſer noch nicht geſprungen iſt. So
iſt auch das angeſetzte Haupt/ es ſey an welcher Seite es wolle
angeſetzet/ gar wohl zu fuͤhlen und ihm abzuhelffen/ ſo bald das
Waſſer geſprungen/ und die Wehen vorbey ſind. Ehe eine an-
dere Wehe kommt/ muͤſſen die hierzu gebraͤuchlichen zwey Fin-
ger eingelaſſen werden/ bis zu des Kindes Haupt/ und das
Haupt gelinde umfaſſen/ bis die Wehen kommen/ da es denn
gar leicht/ auf welcher Seite es ſich angeſetzet/ abzulencken iſt/
und muß auf derſelbigen Seite durch die Finger bey angehenden
Wehen gelinde abgewieſen werden/ welches geſchiehet/ wenn man
die zwey Finger zwiſchen das Haupt nach derſelben Seite vor-
geleget/ ſo gleitet es ab/ doch muß man es auch nicht zu ſehr
ſchieben/ damit es ſich auf der andern Seite nicht wieder anſetze.
XXXIII.
Juſt. Kan auch ſolch mit dem Haupte ange-
ſetztes Kind ſchaden leiden/ wenn ihm nicht abgeholffen
wird?
Chriſt. (1) Wenn ſich das Kind zu feſte aufgeſetzet/ ſo kan
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[228/0357] Erforſchung des ſpitzig. Die Wehen ſeyn gemeiniglich ſchwach und kurtz bey der- gleichen Zuſtande im Anſehen: Sie ſind aber nur deswegen ſchwach und zu kurtz/ weil ſie das Kind in Eyl nicht zwingen koͤnnen/ bis ſich des Kindes Kopff in die Spitze gegeben hat/ da finden ſich die Wehen von ſich ſelbſt/ und folget gluͤckliche Geburt. Wenn aber die Frau zu fruͤh und zu ſtarck angetrieben wird/ ſo kan der Tod vor Mutter und Kind drauf folgen. XXXII. Fr. Juſt. Du antworteſtrecht und wol/ wie iſt aber zu erkennen/ wenn ein Kind recht zur Geburt ſtehet/ und doch auf der einen Seite ſich mit dem Haupte ange- ſetzet hat? Und wie iſt ihm alsdann zu helffen? Chriſt. Ein Kind/ wenn es zu rechter Geburt ſtehet/ ſo iſt es an der Haͤrte des Hirnſchaͤdels/ und an deſſen Ruͤnde/ in- gleichen an dem offenem Haͤuptlein beym Blaͤttlein gar leicht zu erkennen/ wenn ſchon das Waſſer noch nicht geſprungen iſt. So iſt auch das angeſetzte Haupt/ es ſey an welcher Seite es wolle angeſetzet/ gar wohl zu fuͤhlen und ihm abzuhelffen/ ſo bald das Waſſer geſprungen/ und die Wehen vorbey ſind. Ehe eine an- dere Wehe kommt/ muͤſſen die hierzu gebraͤuchlichen zwey Fin- ger eingelaſſen werden/ bis zu des Kindes Haupt/ und das Haupt gelinde umfaſſen/ bis die Wehen kommen/ da es denn gar leicht/ auf welcher Seite es ſich angeſetzet/ abzulencken iſt/ und muß auf derſelbigen Seite durch die Finger bey angehenden Wehen gelinde abgewieſen werden/ welches geſchiehet/ wenn man die zwey Finger zwiſchen das Haupt nach derſelben Seite vor- geleget/ ſo gleitet es ab/ doch muß man es auch nicht zu ſehr ſchieben/ damit es ſich auf der andern Seite nicht wieder anſetze. XXXIII. Juſt. Kan auch ſolch mit dem Haupte ange- ſetztes Kind ſchaden leiden/ wenn ihm nicht abgeholffen wird? Chriſt. (1) Wenn ſich das Kind zu feſte aufgeſetzet/ ſo kan es offt ohne Huͤlffe nicht loß/ biß es todt/ und bleiben auch wohl Mut-

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/357>, abgerufen am 23.11.2024.