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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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an den geneigten Leser.
und gerathen zu versuchen/ ob ich etwas ergründen
könte: Fand also/ daß in dem innern Mutter-Munde
an der rechten Seiten ein Gewächß: Wie also dieses
weg zu bringen/ war die Frage/ und das eintzige Mit-
tel; Ich versuchte/ wie das Bild weiset/ es zu fassen/
mit einem Haaken/ in Meinung/ es allmählig heraus
zu ziehen/ fand es aber angewachsen/ gab also mir GOtt
diesen Einfall ein; Ich nahm ein weißes Band/ mach-
te draus eine Schlinge/ und brachte diese vermittelst
meiner rechten Hand und Finger (wie im Kupfferbilde zu
sehen) über dem Gewächse/ und wie das Gewächs recht
gefasset/ zog ich die Schlinge mit der lincken Handzu/ und
schnitte hernach durch eine lange Scheere das Gewächse
ab/ so glücklich/ daß diese hohe Person noch neun Jahr
hernach lebete. Wie dieses geschehen/ weisen die drey
Kupffere/ das erste/ das Anhaaken und Anschlingen/
das andere/ die Zuziehung der Schlingen/ das dritte/
den Schnitt mit der Scheere/ dabey denn die geschling-
te Schnure um die letzte zwey Finger/ hatte gewunden/
damit das Gewächs unter wehrenden Schnitt nicht zu
rücke weichen könte. Durch diese glückliche Operation,
fand ich nicht allein mehr Licht im meiner Wissenschafft/
sondern mehr Gelegenheit an unterschiedlichen Orten
verlangt zu werden/ also daß ich durch die Fürstl. Herr-
schafft/ von der Stadt Lignitz/ und im einer ordentlichen-
Bedienung frey gemacht/ und dem Hoff zu folgen/ ver-
bunden wurde. In diesem Beruff ward ich bald nach

Sach-
):( ):( 3

an den geneigten Leſer.
und gerathen zu verſuchen/ ob ich etwas ergruͤnden
koͤnte: Fand alſo/ daß in dem innern Mutter-Munde
an der rechten Seiten ein Gewaͤchß: Wie alſo dieſes
weg zu bringen/ war die Frage/ und das eintzige Mit-
tel; Ich verſuchte/ wie das Bild weiſet/ es zu faſſen/
mit einem Haaken/ in Meinung/ es allmaͤhlig heraus
zu ziehen/ fand es aber angewachſen/ gab alſo mir GOtt
dieſen Einfall ein; Ich nahm ein weißes Band/ mach-
te draus eine Schlinge/ und brachte dieſe vermittelſt
meiner rechten Hand und Finger (wie im Kupfferbilde zu
ſehen) uͤber dem Gewaͤchſe/ und wie das Gewaͤchs recht
gefaſſet/ zog ich die Schlinge mit der lincken Handzu/ und
ſchnitte hernach durch eine lange Scheere das Gewaͤchſe
ab/ ſo gluͤcklich/ daß dieſe hohe Perſon noch neun Jahr
hernach lebete. Wie dieſes geſchehen/ weiſen die drey
Kupffere/ das erſte/ das Anhaaken und Anſchlingen/
das andere/ die Zuziehung der Schlingen/ das dritte/
den Schnitt mit der Scheere/ dabey denn die geſchling-
te Schnure um die letzte zwey Finger/ hatte gewunden/
damit das Gewaͤchs unter wehrenden Schnitt nicht zu
ruͤcke weichen koͤnte. Durch dieſe gluͤckliche Operation,
fand ich nicht allein mehr Licht im meiner Wiſſenſchafft/
ſondern mehr Gelegenheit an unterſchiedlichen Orten
verlangt zu werden/ alſo daß ich durch die Fuͤrſtl. Herr-
ſchafft/ von der Stadt Lignitz/ und im einer ordentlichen-
Bedienung frey gemacht/ und dem Hoff zu folgen/ ver-
bunden wurde. In dieſem Beruff ward ich bald nach

Sach-
):( ):( 3
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[0027] an den geneigten Leſer. und gerathen zu verſuchen/ ob ich etwas ergruͤnden koͤnte: Fand alſo/ daß in dem innern Mutter-Munde an der rechten Seiten ein Gewaͤchß: Wie alſo dieſes weg zu bringen/ war die Frage/ und das eintzige Mit- tel; Ich verſuchte/ wie das Bild weiſet/ es zu faſſen/ mit einem Haaken/ in Meinung/ es allmaͤhlig heraus zu ziehen/ fand es aber angewachſen/ gab alſo mir GOtt dieſen Einfall ein; Ich nahm ein weißes Band/ mach- te draus eine Schlinge/ und brachte dieſe vermittelſt meiner rechten Hand und Finger (wie im Kupfferbilde zu ſehen) uͤber dem Gewaͤchſe/ und wie das Gewaͤchs recht gefaſſet/ zog ich die Schlinge mit der lincken Handzu/ und ſchnitte hernach durch eine lange Scheere das Gewaͤchſe ab/ ſo gluͤcklich/ daß dieſe hohe Perſon noch neun Jahr hernach lebete. Wie dieſes geſchehen/ weiſen die drey Kupffere/ das erſte/ das Anhaaken und Anſchlingen/ das andere/ die Zuziehung der Schlingen/ das dritte/ den Schnitt mit der Scheere/ dabey denn die geſchling- te Schnure um die letzte zwey Finger/ hatte gewunden/ damit das Gewaͤchs unter wehrenden Schnitt nicht zu ruͤcke weichen koͤnte. Durch dieſe gluͤckliche Operation, fand ich nicht allein mehr Licht im meiner Wiſſenſchafft/ ſondern mehr Gelegenheit an unterſchiedlichen Orten verlangt zu werden/ alſo daß ich durch die Fuͤrſtl. Herr- ſchafft/ von der Stadt Lignitz/ und im einer ordentlichen- Bedienung frey gemacht/ und dem Hoff zu folgen/ ver- bunden wurde. In dieſem Beruff ward ich bald nach Sach- ):( ):( 3

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/27>, abgerufen am 23.11.2024.