Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Das VII. Capitel Wehen/ eines das andere treibet/ daß ein todtes Kind nach derMutter Tode auch todt von der Mutter kommen kan/ wiewol es was ungewöhnliches ist. Ich halte dafür/ daß ein solches Kind/ wel- ches nach der Mutter Tode gebohren wird/ nur was weniges scheeff stehen muß/ daß es/ wie gemeldet/ gar leichte abgleiten kan. Denn wenn es recht scheeff lieget/ oder over über die Geburt/ o- der auf eine recht-feste hemmende Art angestemmet ist/ so ist es vor menschlicher Vernunfft unmöglich/ daß es nach der Frauen Tode kan gebohren werden. Scheinet also/ wenn dieses geschie- het/ daß derselben Frau gar leichte hätte durch die Wehe-Mut- ter können geholffen werden. Dieses nimm dir zur Warnung und zu deiner Nachricht/ du wirst sehen/ daß du durch Gottes Hülffe auf solche Weise viel Frauen werdest retten können/ es sey denn/ daß es GOtt nicht haben wolte/ denn da ist aller Men- schen Hülffe und Wissenschafft umsonst und auß. Es ist mir (GOtt sey ewig Danck) niemahls wiederfahren. GOtt behüte mich weiter dafür/ und helffe dir/ mir und allen Menschen/ wie es uns gut und selig ist/ an Leib und Seel! Das VII. Capitel. Von dem Wassersprengen/ wie es bey gefährli- chen Geburten verantwortlich sey/ solches zu sprengen. Christ. Ich habe oben von dir gehöret/ daß etlichen Geburten/ wenn das Wasser-Netz zu starck ist/ kan und muß durch das Wassersprengen geholffen werden/ sollen glückliche und nicht todte Geburten folgen. Ich möchte gerne hiervon was mehrers vernehmen? Just.
Das VII. Capitel Wehen/ eines das andere treibet/ daß ein todtes Kind nach derMutter Tode auch todt von der Mutter kom̃en kan/ wiewol es was ungewoͤhnliches iſt. Ich halte dafuͤr/ daß ein ſolches Kind/ wel- ches nach der Mutter Tode gebohren wird/ nur was weniges ſcheeff ſtehen muß/ daß es/ wie gemeldet/ gar leichte abgleiten kan. Denn wenn es recht ſcheeff lieget/ oder over uͤber die Geburt/ o- der auf eine recht-feſte hemmende Art angeſtemmet iſt/ ſo iſt es vor menſchlicher Vernunfft unmoͤglich/ daß es nach der Frauen Tode kan gebohren werden. Scheinet alſo/ wenn dieſes geſchie- het/ daß derſelben Frau gar leichte haͤtte durch die Wehe-Mut- ter koͤnnen geholffen werden. Dieſes nimm dir zur Warnung und zu deiner Nachricht/ du wirſt ſehen/ daß du durch Gottes Huͤlffe auf ſolche Weiſe viel Frauen werdeſt retten koͤnnen/ es ſey denn/ daß es GOtt nicht haben wolte/ denn da iſt aller Men- ſchen Huͤlffe und Wiſſenſchafft umſonſt und auß. Es iſt mir (GOtt ſey ewig Danck) niemahls wiederfahren. GOtt behuͤte mich weiter dafuͤr/ und helffe dir/ mir und allen Menſchen/ wie es uns gut und ſelig iſt/ an Leib und Seel! Das VII. Capitel. Von dem Waſſerſprengen/ wie es bey gefaͤhrli- chen Geburten verantwortlich ſey/ ſolches zu ſprengen. Chriſt. Ich habe oben von dir gehoͤret/ daß etlichen Geburten/ wenn das Waſſer-Netz zu ſtarck iſt/ kan und muß durch das Waſſerſprengen geholffen werden/ ſollen gluͤckliche und nicht todte Geburten folgen. Ich moͤchte gerne hiervon was mehrers vernehmen? Juſt.
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Das VII. Capitel
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ungewoͤhnliches iſt. Ich halte dafuͤr/ daß ein ſolches Kind/ wel-
ches nach der Mutter Tode gebohren wird/ nur was weniges
ſcheeff ſtehen muß/ daß es/ wie gemeldet/ gar leichte abgleiten kan.
Denn wenn es recht ſcheeff lieget/ oder over uͤber die Geburt/ o-
der auf eine recht-feſte hemmende Art angeſtemmet iſt/ ſo iſt es
vor menſchlicher Vernunfft unmoͤglich/ daß es nach der Frauen
Tode kan gebohren werden. Scheinet alſo/ wenn dieſes geſchie-
het/ daß derſelben Frau gar leichte haͤtte durch die Wehe-Mut-
ter koͤnnen geholffen werden. Dieſes nimm dir zur Warnung
und zu deiner Nachricht/ du wirſt ſehen/ daß du durch Gottes
Huͤlffe auf ſolche Weiſe viel Frauen werdeſt retten koͤnnen/ es ſey
denn/ daß es GOtt nicht haben wolte/ denn da iſt aller Men-
ſchen Huͤlffe und Wiſſenſchafft umſonſt und auß. Es iſt mir
(GOtt ſey ewig Danck) niemahls wiederfahren. GOtt behuͤte
mich weiter dafuͤr/ und helffe dir/ mir und allen Menſchen/
wie es uns gut und ſelig iſt/ an Leib und Seel!
Das VII. Capitel.
Von dem Waſſerſprengen/ wie es bey gefaͤhrli-
chen Geburten verantwortlich ſey/ ſolches zu
ſprengen.
Chriſt. Ich habe oben von dir gehoͤret/ daß etlichen
Geburten/ wenn das Waſſer-Netz zu ſtarck iſt/ kan und
muß durch das Waſſerſprengen geholffen werden/ ſollen
gluͤckliche und nicht todte Geburten folgen. Ich moͤchte
gerne hiervon was mehrers vernehmen?
Juſt.
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/265>, abgerufen am 30.07.2024. |